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Prinz Charming

Titel: Prinz Charming
Autoren: Julie Garwood
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Ross!« Sie ließ sich umarmen, und er legte sein Kinn auf ihren Scheitel. »Morgen kommen zwei Männer hierher. Dein Onkel hat sie zu uns geschickt.« Er drückte sie noch fester an sich und erklärte, was er gemeinsam mit Hunter unternehmen würde. Hoch und heilig versprach er ihr, die beiden zu verjagen.
    Von nun an ließ Taylor die Zwillinge nicht mehr aus den Augen. Glücklicherweise half ihr das Wetter, die Kinder im Haus festzuhalten, denn es regnete den ganzen Vormittag und den halben Nachmittag. Gegen Abend kehrte Lucas nach Hause zurück und berichtete, die Revolverschwinger seien verschwunden und würden nicht wiederkommen.
    Als sie am Sonntag in die Stadtmitte ging, um den Männern die Zeitung vorzulesen, erfuhr sie von Frank alle Einzelheiten. »Diese zwei Schurken wußten, wer Lucas und Hunter sind. Gegen die wollten sie nicht kämpfen. Und sie waren sehr redselig. Offenbar will Ihr Großonkel dem Mann, der ihm seine Nichten bringt, eine hohe Belohnung zahlen.«
    »Jetzt besitzen Lucas und ich das Sorgerecht.«
    »Das wissen wir. Und wenn irgend jemand aufkreuzt und die Kinder holen will, werden wir nicht untätig herumsitzen. Keine Bange, Taylor.«
    Rolly hatte dieses Gespräch belauscht. Danach führte er Taylor beiseite. »Ich hab’ ein kleines Geschenk für Sie«, flüsterte er. »Gerade ist es fertig geworden.« Sie dachte, er würde ihr eine Wiege für Victorias Baby verehren.
    Eine Stunde später trug er sein Geschenk ins Haus. Hoch erfreut suchte sie einen Platz für ihren dritten Schaukelstuhl aus.
    Bald bildeten die drei Stühle einen Halbkreis vor dem Kamin. Rolly hatte es nicht eilig, sich zu verabschieden. Da die Zwillinge gerade ihr Nachmittagsschläfchen hielten, Victoria im Hof mit Hunter stritt und Lucas mit seinem Sohn zur Jagd gegangen war, forderte Taylor den Besucher auf, sich doch zu setzen. Da sie spürte, daß er irgend etwas auf dem Herzen hatte, bat sie ihn, ganz offen mit ihr zu reden.
    Es dauerte fast zwanzig Minuten, bis er endlich herausplatzte: »Ich möchte lesen lernen.«
    Dann fügte er verlegen hinzu, wenn man das herausfand, würde man ihn für einen alten Narren halten, der zu hoch hinauswollte.
    Aber sie versicherte, niemand würde ihn verspotten. Das beruhigte ihn nicht, und so versprach sie ihm, sein Geheimnis zu hüten und es nicht einmal ihrem Mann zu verraten. »Für Daniel wird es ohnehin Zeit, lesen zu lernen. Ich könnte euch beiden Unterricht geben.«
    Aber Rolly fürchtete, er würde sich vor dem Siebenjährigen blamieren. Und so schlug er ihr vor, Daniel abends zu unterrichten und ihn selbst zu Mittag, wenn seine Tischlerwerkstatt geschlossen war. Taylor meinte, der günstigste Zeitpunkt sei zwischen ein und zwei Uhr, wenn die Zwillinge schliefen.
    Schon am nächsten Tag begann der Unterricht. Taylor verkündete, sie würde sich die Beine vertreten und Frank guten Tag sagen. Da sie nicht lügen mochte, wanderte sie jeden Tag am Gemischtwarenladen vorüber und rief Frank ein Grußwort zu, dann eilte sie weiter zum letzten Haus. Eine Stunde später kam sie wieder am Geschäft vorbei, und Frank starrte sie an, als zweifelte er an ihrem Verstand.
    Es machte ihr große Freude, Rolly das Lesen beizubringen, und er war ein gelehriger, intelligenter Schüler. Für Taylor bedeutete der Unterricht auch eine Erholungspause -die einzige Stunde des Tages, wo sie ruhig dasitzen konnte.
    Rolly wußte ihre Mühe zu schätzen, aber Lucas würdigte keine einzige ihrer Leistungen. Er bemerkte nicht einmal, wie viele Pflichten sie erledigte, und wurde immer verschlossener. Bald glaubte Taylor, er würde allmählich erkennen, welch eine Bürde er sich aufgehalst hatte. In wachsender Sorge beobachtete sie ihn.
    Callaghan machte sich zum Aufbruch bereit und erklärte der Familie, die Berge würden ihn rufen. Wenn er Taylors Gastfreundschaft auch sehr genossen habe, so sehne er sich nun wieder nach seiner Einsamkeit. Dann erklärte er Daniel, nur wenn er auf einem Gipfel stehe und Gottes Paradies betrachte, fühle er sich völlig frei und sei von innerem Frieden erfüllt.
    Taylor wußte, daß sie ihn vermissen würde, versuchte aber nicht, ihn zurückzuhalten, da er Lucas auf die Nerven fiel. Ihr Mann haßte die Geschichten, die der alte Abenteurer nach dem Abendessen zu erzählen pflegte. Die meisten handelten von einem gewissen Montana. Sobald Lucas diesen Namen hörte, verdüsterte sich seine Miene, und er verließ das Haus. Dann schlug sich Callaghan jedesmal auf seine Knie
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