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Prada, Pumps und Babypuder

Prada, Pumps und Babypuder

Titel: Prada, Pumps und Babypuder
Autoren: Sophie Kinsella
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»Ich denke sogar, dass das eine gute Idee ist.«
    Schließlich wollte Luke die ganze Zeit in Maida Vale wohnen, nicht ich. Ich könnte mir alle möglichen Gegenden vorstellen.
    »Luke Brandon«, sagt Luke in seinem Geschäftston. »Oh, hallo. Ja, der Ultraschall war schon. Sieht alles gut aus. Es ist Jess«, sagt er zu mir. »Sie hat es auf deinem Handy probiert, aber das ist wohl noch ausgeschaltet.«
    »Jess«, sage ich erfreut. »Gib sie mir mal!«
    Jess ist meine Schwester. Meine Schwester. Ich freue mich immer noch jedes Mal, wenn ich das sagen kann. Ich war nämlich mein ganzes Leben lang Einzelkind – und dann habe ich herausgefunden, dass ich eine Halbschwester habe! Na gut, am Anfang haben wir uns nicht so super verstanden, aber seitdem wir gemeinsam diesen Sturm durchgestanden und uns mal vernünftig unterhalten haben, sind wir richtig gute Freundinnen.
    Ich habe sie seit ein paar Monaten nicht gesehen, weil sie für irgendein geologisches Forschungsprojekt nach Guatemala geflogen ist. Aber wir haben telefoniert und gemailt, und sie hat mir Fotos aufs Handy geschickt, auf denen sie ganz oben auf einem Berg steht. (Und auf denen sie einen potthässlichen blauen Anorak trägt, dabei hatte ich ihr diese coole Jacke aus Pelzimitat geschenkt. Also echt.)
    »Ich gehe jetzt wieder ins Büro«, sagt Luke ins Telefon. »Becky wollte gerade shoppen gehen. Möchtest du mit ihr sprechen?«
    »Psst«, zische ich ihn entsetzt an. Er weiß doch, dass er Jess gegenüber das Einkaufen nicht erwähnen soll. Ich schneide eine entsprechende Grimasse und nehme den Hörer: »Jess! Wie geht’s?«
    »Super!« Sie klingt sehr weit weg, und es knistert in der Leitung. »Ich wollte nur mal hören, wie der Ultraschall gelaufen ist.«
    Das ist ja so rührend. Dass sie daran gedacht hat! Vermutlich hängt sie gerade an einem Seil über irgendeinem Abgrund und schlägt Steine aus dem Berghang – und ruft mich dabei noch an.
    »Sieht alles prima aus!«
    »Ja, das hat Luke gerade auch schon gesagt, Gott sei Dank.« Ich höre Jess die Erleichterung förmlich an. Ich weiß, dass sie sich immer noch Vorwürfe macht, weil ich ihretwegen den Berghang hinuntergefallen bin. Ich war da hochgeklettert, um sie zu suchen…
    Egal, das ist eine lange Geschichte. Das Wichtigste ist jetzt, dass es dem Baby gutgeht.
    »Luke sagt, du willst einkaufen gehen?«
    »Ach, nur ein paar Kleinigkeiten«, werfe ich locker ein. »Ein paar… äh… umweltfreundliche Windeln. Aus dem Billigladen.« Ich sehe Luke lachen und drehe mich schnell weg.
    Die Sache ist nämlich die: Meine Schwester kann Einkaufen und Geldausgeben nicht leiden und will die Erde nicht mit unnützem Konsum belasten. Und sie denkt, ich sehe das genauso. Sie denkt, ich bin ihrem Beispiel gefolgt und lebe jetzt sparsam.
    Habe ich auch getan. Ungefähr eine Woche lang. Ich habe einen Sack Haferflocken bestellt, Klamotten bei Oxfam gekauft und Linsensuppe gekocht. Nur leider ist Sparsamkeit so langweilig. Suppe kann man schnell nicht mehr sehen, und es nervt, sich keine Zeitschriften mehr zu kaufen. Und dann dieses Zusammenkleben unbrauchbarer Seifenreste zu einem ekelhaften Klumpen. Die Haferflocken standen Lukes Golfschlägern im Weg, also habe ich sie weggeworfen und stattdessen einfach Weetabix gekauft.
    Das alles kann ich Jess aber nicht erzählen, denn das würde unsere harmonische Schwesterbeziehung zerstören.
    »Hast du den Artikel gelesen, wie man selbst Feuchttücher herstellen kann?«, fragt sie begeistert. »Das soll ganz einfach sein. Ich habe schon angefangen, alte Lappen für dich zu sammeln. Wir könnten das zusammen machen.«
    »Oh. Ähm… ja!«
    Jess schickt mir immer die Zeitschrift Das sparsame Baby. Darin stehen Artikel wie »Richten Sie ein ganzes Kinderzimmer mit nur 25 Pfund ein!«, und auf den Bildern sieht man Babys in alten Mehlsäcken. Was für deprimierende Fotos! Ich möchte mein Kind nicht in einen Plastikwäschekorb für 3 Pfund legen. Ich möchte einen niedlichen Stubenwagen mit weißen Rüschen.
    Jetzt redet sie von »umweltverträglichen Hanf-Stramplern«. Ich glaube, ich breche diese Unterhaltung besser ab.
    »Jess, ich muss los«, unterbreche ich sie. »Kommst du eigentlich zu Mums Party?«
    Meine Mutter wird nächste Woche sechzig. Sie hat jede Menge Leute eingeladen, eine Band wird spielen, und unser Nachbar Martin führt Zaubertricks vor!
    »Na klar!«, sagt Jess. »Das lasse ich mir doch nicht entgehen! Bis dann!«
    »Bye!«
    Ich’klappe das Handy zu
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