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PR2604-Die Stunde der Auguren

PR2604-Die Stunde der Auguren

Titel: PR2604-Die Stunde der Auguren
Autoren: Wim Vandemaan
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ungläubig die Augen zusammen. Das war undenkbar. Eine derart feinabgestimmte Megazivilisation wie die Liga und zumal ihr Zentralsystem brauchten eine auf die Nanosekunde exakte Übereinstimmung aller Zeitgeber.
    »Unsinn«, sagte er. Dann erinnerte er sich: »Der Wohnungsservo hat behauptet, die Zeit habe ausgesetzt.«
    »Er ist vermutlich in der derzeitigen Situation kein verlässlicher Ansprechpartner«, sagte Puc. »Du solltest es dir selbst ansehen.«
    »Was?«
    Die winzige Figur streckte ihren Arm in Richtung Wand aus. »Schau einfach mal hinaus.«
    »Die Wand auf ›transparent‹ schalten!«, befahl Routh.
    Das holografische Bild mit der Unterwasserlandschaft verblasste. Das Material der Wand wurde durchscheinend.
    Routh trat einen Schritt, dann noch einen näher an die nun völlig durchsichtige Wand. Wo war die Sonne? Was war das für ein Himmel? Ein abstoßendes, fleckiges Wundrot, als wäre er großflächig verbrannt. Ein düsteres, von fahlen, trägen Blitzen oder Feuerspuren erleuchtetes Firmament.
    Und Terrania?
    Über dem Ancient Landscapes' Empire drehte sich träge eine schwarze Rauchsäule. Ein hundert Meter tiefer und viele Meter breiter Riss hatte die Fassade des El Que Faltaba gespalten, als hätte eine übermenschliche Axt zugeschlagen. Rettungsgleiter umschwirrten das ruinierte Luxushotel; Löschpulver schneite auf die Flammen, die aus der klaffenden Wunde schlugen.
    Einige der Mammutbäume standen lichterloh in Flammen, wie Fackeln für schlaftrunkene Riesen.
    Weiß glühende Steinklumpen stürzten immerfort auf die Stadt nieder. Es mussten Tausende, Zehntausende sein. Die meisten wurden von Einsatzgleitern, von Space-Jets oder Jägern desintegriert oder – allem Anschein nach – von den Schiffen der Liga, die auf dem Flottenraumhafen standen, unter Feuer genommen. Andere verpufften in hochgewölbten Prallfeldern.
    Aber die gesamte Abwehr konnte offenkundig nicht verhindern, dass immer wieder einige der Gesteinsgeschosse einschlugen.
    Mitten in die Stadt. Mit der Zerstörungskraft einer Bombe.
    »Soll ich die Wand auch auf ›schalldurchlässig‹ schalten?«, fragte die Servotronik. »Willst du es hören?«
    Routh schüttelte den Kopf, stumm und entgeistert.
    Für einen flüchtigen Moment irrlichterte der Gedanke durch sein Bewusstsein, dass er vielleicht tatsächlich noch schlief. Dass er schlief und an einem Trauminduktor hing. Dass Phaemonoe sich wie auch immer Zutritt zu seiner Wohnung verschafft und ihn an einen Trauminduktor angeschlossen haben könnte, programmiert auf böse Träume. Dass sie ihn einen Straftraum träumen ließ, weil er sich geweigert hatte, ausschließlich von ihr und ihrem männergeübten Leib zu träumen.
    Schierer Unsinn.
    Er befahl sich noch einmal, inständig und mit allem Nachdruck: Ich will aufwachen.
    Als aber weiterhin und ohne, dass er erhört worden wäre, die Welt von Neu-Alashan unterging, draußen vor der durchsichtigen Wand seines Schlafraumes, dachte er mit einem plötzlichen und alles überwältigenden Schrecken:
    Anicee. Wo bist du?

Eine alarmierende Art von Raum
     
    Ybarri hob ihren Kopf von Bulls Schultern.
    »Manchmal hilft es«, sagte Bull. »Hat es geholfen?«
    Ybarri nickte. Sie schob das Gefühl von Peinlichkeit zur Seite. Sie hatte sich um Dinge wie den Zellaktivator in Bulls Körper nie gekümmert. Sie hatte dieses Implantat ignoriert, diese Auszeichnung oder dieses Mal einer Superintelligenz, das Bull – wie einige andere auch – relativ unsterblich machte.
    Sie hatte nicht einmal gewusst, dass eine derartige Kraftübertragung möglich war. Die Belebung, die ihr gespendet worden war, schmeckt merkwürdig echt, nicht nach Technik, sondern so, als hätte sie mitten in eine Phase von Müdigkeit und Erschöpfung hinein einen Schluck frisch gepressten Orangensafts getrunken.
    Sie war hellwach. Ihr Blick hatte sich geklärt. Sie schaute in das Holo, in dem die Solare Residenz in der Außenansicht dargestellt wurde. Der Stängel des im Normalfall schwebenden Gebäudes ruhte nach wie vor in seinem Futteral, dem zweihundert Meter tiefen Residenzsee.
    Ybarri spürte, wie leichte, unregelmäßige Wellen durch den Boden liefen.
    Sie hoffte, dass die Prallfeldprojektoren intakt waren und für eine weitere Stabilisierung der Stahlorchidee sorgten.
    Sie befanden sich im Zentralraum des linken Toplevels. Dieser Bereich war der Ersten Terranerin vorbehalten; im rechten Toplevel residierte der Terranische Resident, also Reginald Bull. Die Solare
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