PR2602-Die Todringer von Orontes
und kühlte ihn vorsichtig an. Mit Gefühl. Ohne der Wut in seinem Leib nachzugeben.
Ein knacksendes Geräusch ertönte. Der Stein zeigte feinste Haarrisse, die sich immer weiter verbreiteten. Ein Hauch blauer Eisschicht umhüllte den Fels, wurde immer stärker, immer fester, umpackte ihn – um ihn dann zu zerbröseln, zu winzigen Steinchen verkommen zu lassen, die sich wie Diabrang-Dung verteilten.
Awkurow war zufrieden. Trotz seiner Müdigkeit, trotz seiner Niedergeschlagenheit hatte er seine verbotene Gabe fest im Griff.
Würde er sie während des geplanten Anschlags einsetzen können?
Bifkone wälzte seinen massigen Körper plötzlich um, schlug gegen die anderen Schlafenden und weckte sie mit vibrierenden Lamellen.
»Ich kann sie fühlen!«, sagte er mit heller Stimme. »Die Feinde sind nah!«
6.
Schiffsgeflüster: die Agentin
Die Ausbildung auf Kenyon und Herbst hatten ihr alles abverlangt. Heatha erinnerte sich mit Schaudern an ihre Ausbilder, an all die Piribouwers, Dubbs, Heinzelmaiers und andere krude Gestalten, die ihr das Leben schwer gemacht hatten.
Doch sie waren nichts im Vergleich zu diesem Mehandor namens Tongger Feszak.
Der Patriarch durchwanderte die CHIS-3, scheinbar ohne Weg und Ziel. Er biederte sich anderen Wesen an, gab sich leutselig und charmant, um dann, wenn er genügend Publikum um sich versammelt hatte, eine Tirade gegen die Schiffsführung und gegen Perry Rhodan loszulassen.
Tongger argumentierte auf einer emotionellen Ebene. Behauptungen wie: »Die da oben machen sich's leicht, während wir darben müssen!« oder: »Rhodan ist das Schicksal von uns Sterblichen reichlich egal« machten die Runde. Sie setzten sich nicht in den Köpfen, sondern in den Bäuchen der Zuhörer fest, wie Heatha zu ihrem Bedauern feststellen musste – und schafften ein unangenehmes, vergiftetes Klima.
Sie folgte ihm und wartete auf eine Gelegenheit, um ihm seine Gemeinheiten heimzuzahlen. Um ihn bloßzustellen. Doch der Mehandor bewies einiges Geschick. Niemals überschritt er eine gewisse Grenze des schlechten Geschmacks, niemals wurde er derart ausfallend, dass man ihm im Rahmen der Notstandsbestimmungen, die an Bord der CHISHOLM herrschten, etwas anhängen konnte.
Tongger Feszak hielt eine kleine Ansprache im Studio der bildenden Künstler. Als er bemerkte, dass sein Wort im Umfeld von Freigeistern und Individualisten nicht die beabsichtigte Wirkung entfaltete, zog er unverrichteter Dinge ab, um sich in einem Erholungsraum mit Mitgliedern des Personals des Schiffs zu besprechen.
Hier fielen seine Worte auf fruchtbareren Boden. Viele Reisebegleiter waren von der Situation überfordert. Sie mussten Doppelschichten leisten und sich zudem mit unerfüllbaren Forderungen vieler anspruchsvoller Passagiere herumschlagen. Die Deckstewards, Kellner, Butler, Sekretäre und Service-Techniker zeigten sich durchaus angetan davon, dass ihnen jemand nach dem Mund redete und ihnen ein Ziel für ihren Frust lieferte.
»Perry Rhodan hat diese Expedition verschuldet, hat uns allesamt mit großartigen Reden verführt, ihm ins Ungewisse zu folgen; und mit welcher Konsequenz? Dass wir nun am Arsch des Universums festsitzen, um unser Leben und, für einen Mehandor noch schlimmer, um unsere berufliche Existenz bangen müssen.«
Einige Leute lachten leise, allesamt hörten sie aufmerksam zu. Sie ließen sich auf den Händler ein und saugten die Worte auf, als wären sie der Weisheit letzter Schluss. Niemand wies Tongger Feszak darauf hin, dass Rhodan keinen Einfluss auf die Geschehnisse rings um die BASIS hatte nehmen können.
»Ich gestehe, dass ich selbst Schuld daran trage, an Bord dieses Unglücksschiffes zu sein. Hätte ich nicht auf meinen völlig vertrottelten Sohn gehört, wäre ich heute zufrieden und glücklich zu Hause, um eine Expedition meiner Sippe nach Anthuresta zu planen. Zu planen und durchzuführen, ohne dass etwas schiefgehen würde. Nicht umsonst werben wir Feszaks mit dem Spruch: Es funktioniert immer alles.«
Heatha hielt sich im Hintergrund, während sie den Ausführungen des Mehandor lauschte. Natürlich blieb sie nicht unentdeckt – und sie hatte auch nicht die Absicht, sich unauffällig zu verhalten. Der Patriarch sollte ruhig wissen, dass er unter Beobachtung stand.
»Strahlemann Perry Rhodan wird nervös«, sagte Tongger Feszak soeben. »Er möchte verhindern, dass ich euch aufsuche und seine Fehler anprangere. Er schickt mir eine Aufpasserin hinterher. – Seht sie euch
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