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PR2572-Homunks Botschaft

PR2572-Homunks Botschaft

Titel: PR2572-Homunks Botschaft
Autoren: Arndt Ellmer
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von Hausbewohnern und
erntete lediglich einen grellen Holokubus mit Icons des Bedauerns.
»Alle diese Daten unterliegen dem persönlichen Datenschutz und sind
daher nur in den Knotenrechnern gespeichert.«
Moor ließ nicht locker und rief alles ab, was in dem Rechner über
ihn gespeichert war. Geburtsdatum, Alter, Lebensumstände, persönliche
Notizen. Er entdeckte ein paar Einträge aus dem März, lauter wirres
Zeug ohne Zusammenhang. Die Wörter waren mit wenigen Ausnahmen unvollständig
und unverständlich. Ein Fragment alarmierte ihn allerdings: »vam«.
»Ich erinnere mich an keine dieser Eintragungen!« Er trommelte mit
den Fingerknöcheln gegen die Tischplatte. »Angelina, ich brauche eine
Waffe!«
»Im Omega-Tower gibt es keine Waffen, Jason. Du musst dir etwas anderes
einfallen lassen.«
Er ging in die Küche und nahm ein Steakmesser aus dem Fach mit dem Essbesteck.
Damit konnte er sich notdürftig gegen andere Menschen verteidigen. Mehr
aber auch nicht. Vorsichtshalber wickelte er die Klinge in eine Serviette aus
schwerem rotem Stoff und ließ sie in seiner Hosentasche verschwinden.
Zum zweiten Mal seit seiner merkwürdigen Rückkehr ins Bewusstsein
bewegte er sich in Richtung Wohnungstür, machte aber vorher noch einmal
kehrt und stand unversehens im Schlafzimmer. Was wollte er noch mal ...? Ah,
es fiel ihm wieder ein. Zögerlich berührte er das Wandfach mit den
Socken und Stiefeln. Inständig hoffte er, dass es klemmte.
Mist! Wie von selbst glitt es auf. Er nahm heraus, was er benötigte,
und zog es an. Was brauche ich draußen sonst noch?
Er streckte einen winzigen Aufzeichner in die Tasche zu dem Messer.
Wieder näherte er sich der Tür. Je näher er ihr kam, desto höher
und fester schien sie vor ihm aufzuragen, wie eine Mauer, die man nicht übersteigen
konnte. Er machte die Augen zu, redete sich ein, dass es überhaupt nicht
nötig war, hinauszugehen. Er brauchte nur zu warten, bis sich alles normalisiert
hatte.
»Jason!« Er bildete sich ein, die Stimme der Positronik klinge streng.
»Schon gut. Ich bin jetzt mal weg.«
Er streckte die Handfläche nach dem Türöffner aus. Es war ganz
leicht, das gelbe Quadrat zu berühren.
Aber er tat es nicht. Wie eingefroren blieb die Hand davor hängen. Kälte
zog von der Schulter nach vorn bis in die Fingerspitzen.
Jason Moor biss sich auf die Lippen, bis es wehtat.
Ich muss hinaus!
Etwas in seinem Innern schob ihn mit unwiderstehlicher Macht rückwärts,
weg von der Tür, hin zum Terminal im Wohnzimmer.
Er war der Programmchef von Whistler-Simulationen. Sein Platz war an seinem
Arbeitsgerät. Die Firma stellte nicht nur Androiden und Roboter mit genau
umrissenen Aufgaben für den Privatgebrauch her. Nein, sie entwickelte auch
komplette Simulationswelten für die zahlungskräftige Kundschaft, die
zur Entspannung oder für die Spannung hinabtauchte in fremde Erlebensräume,
wo sie Ablenkung und Vergnügen fand.
Jason Moor lebte oft genug selbst in diesen Welten und entwickelte sie weiter.
Manchmal zog er sich für Tage in sie zurück, bis ihn der Hunger zurück
ins Leben trieb. Er lachte auf bei dem Gedanken, dass er sich nicht an die Namen
der Nachbarn erinnerte und das bequem auf die Ereignisse der vergangenen Wochen
schieben konnte. Diese hatte es zweifellos gegeben. Vielleicht fiel das eine
oder andere Sujet für eine neue Erlebniswelt dabei ab.
Dazu muss ich sie erst einmal kennenlernen. Ich habe keine Ahnung, ob ich
Tür an Tür mit Männern oder Frauen lebe, ob Singles darunter
sind oder Großfamilien.
Er hatte nicht die geringste Lust, es herauszufinden. Was waren Menschen gegen Simulationen? Neidisch dachte er an einen der großen alten Meister
des Roboterdesigns und der Kybernetik, Robert Gruener. Ein Mal etwas so Bedeutendes
entwickeln wie die legendären Androgynen ...
Moor lauschte in Richtung Wand. »Projekt Natural ClimateTech funktioniert
nicht. Warum?«
»Ich weiß es nicht und kann es nicht in Erfahrung bringen. Es gibt
noch immer keine Verbindung mit dem Rechennetz.«
Mit aller Kraft, deren er fähig war, schob Jason Moor seinen Körper
zur Tür und schlug mit der flachen Hand auf das Quadrat. Die Tür fuhr
völlig lautlos zur Seite.
Er tat den entscheidenden Schritt hinaus in den Korridor.
Seine Augen weiteten sich.
»Meine Güte!«, entfuhr es ihm. »Das ist ja schlimmer als
ein Albtraum!«
     
     

1.
    Goldenes Leuchten hüllte Perry Rhodan ein. Es
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