Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR2572-Homunks Botschaft

PR2572-Homunks Botschaft

Titel: PR2572-Homunks Botschaft
Autoren: Arndt Ellmer
Vom Netzwerk:
arbeitet
nicht oder nur teilweise. Die Luft ist verbraucht, sie enthält zu wenig
Sauerstoff.
Ein, zwei Tage länger, und er hätte das Bewusstsein verloren.
Jason Moor war sich nicht sicher, ob er überhaupt bei Bewusstsein gewesen
war. Wieso erinnerte er sich an überhaupt nichts in der fraglichen Zeitspanne?
Alles, was davorlag, stand ihm klar vor Augen.
Ich bin Jason Moor, Programmchef von Whistler-Simulationen mit Hunderten
von Mitarbeitern ...
Mitten in das Erinnern drängte ein Begriff, mit dem er nichts anfangen
konnte: VATROX-VAMU. Ein Programm, ein Kode?
Woran habe ich zuletzt gearbeitet? Hatte es mit VATROX-VAMU zu tun?
Er wusste es nicht und würde es auch nicht gleich erfahren. Das Terminal
des Appartements ließ sich noch immer nicht aktivieren.
Moor schloss die Augen. Die Finger glitten spielerisch über das Sensorfeld.
Erleichtert registrierte er, dass sein Gehirn nun tadellos funktionierte. Bei
den Abfolgen der eigengenerierten Kodes zögerte er keine Sekunde, sondern
war sich sicher, dass ihm kein einziger Fehler unterlief.
Dennoch ertönte kein Signal, keine Diode leuchtete. Kopfschüttelnd
blinzelte er den Tisch mit den Aufbauten an. Das Ensemble ragte wie ein Fels
aus der Wand.
»Komm schon!«, murmelte er. »Spring endlich an!«
Das dumpfe Gefühl kehrte in seinen Kopf zurück, dieses Empfinden von
Leere, als würde etwas fehlen, was vorher da gewesen war.
Er ertappte sich dabei, wie er mit den Fingerspitzen die Kopfhaut abtastete,
ob er irgendwo Narben einer Operation fand.
Mach dich nicht verrückt!, sagte er sich. Bestimmt findet alles
eine vernünftige Erklärung.
Das Zimmer um ihn verlor seine Konturen, verwandelte sich in ein Meer aus Unschärfe.
Wieder schüttelte er den Kopf, um die Illusion wie lästiges Ungeziefer
loszuwerden. Widerwillig löste sie sich von ihm. Er war sich nicht einmal
sicher, ob der Vorgang nicht doch real war.
»Jason Moor an Whistler-Systems-Kontrolle! Ich bitte um Feedback!«
Normalerweise war er alles andere als förmlich im Umgang mit den Automaten.
An diesem Tag jedoch spürte er, dass alles anders war. Nicht nur seine
Wohnung.
*
    Da die Luft immer stickiger wurde, blieb Jason Moor nur eine Möglichkeit:
Er musste eine der beiden Türen öffnen. Fenster waren in seinem Appartement
nicht nötig – und, natürlich, nicht erwünscht, weil er das
Projekt Natural ClimateTech am eigenen Leib hatte testen wollen, von
dem sich Whistler neue Kundenkreise versprach. Leider war auch NCT an Energie
und funktionierende Rechnersysteme gebunden. Sein Entschluss fiel ihm schwer:
Wohnungstür auf, das nächstbeste Fenster im Flur draußen öffnen
und warten, dass Wind blies und die Luft schnell zirkulierte.
Nein. Nicht die Tür auf. Kein Kontakt nach außen ...
Jason Moor stand wie erstarrt, sann nach, was es mit VATROX-VAMU auf sich hatte.
Er wusste den Begriff einfach nicht einzuordnen! Auf der Suche nach Bedeutung
grub er Stollen in sein Bewusstsein und schürfte nach dem Gold seiner Gedanken,
die irgendwo in der Tiefe versackt sein mussten.
Sinnlos. Es strengte ihn so an, dass er schnell wieder aufgab.
Jason Moor seufzte.
Ich muss mich ... das Appartement öffnen.
Mit langen Schritten durchmaß er sein Appartement bis zur Tür, die
unerbittlich geschlossen vor ihm aufragte. SecureSys, Baureihe K-12, dachte er. Dass er sie einmal als zu sicher einstufen würde, hätte
er nie gedacht. Bisher war er immer stolz darauf gewesen, eine Sicherheitstür
entwickelt zu haben, die sich bei Energieausfall automatisch versiegelte. Dumm,
wenn man auf der falschen Seite steht.
Moor kehrte um, tappte zurück ins Wohnzimmer und blieb kurz vor dem Servo
stehen.
SYSTEM AUSSER BETRIEB!
Das Schriftband flackerte leicht, kein Wunder. Auch die Notstromversorgung des
Omega-Towers hielt nicht ewig, denn sie hatte über tausend Wohneinheiten
zu versorgen.
Das leise Ticken aus dem Terminal hörte er erst nach einer Weile. »Ping,
ping, ping ...«
Beinahe andächtig sank er in den Sessel, streckte die Handflächen
aus, wartete auf das Bereitschaftssignal.
Das Sensorfeld war dunkel, doch das Ticken blieb. Nach einer Weile wurde es
schneller.
Er kannte diese Testsignale, mit denen jede Koordinationsstelle die angeschlossenen
Empfänger prüfte. Vermutlich war es der Zentralrechner von Whistler,
der Kontakt zu ihm suchte.
»Hier Jason Moor«, sagte er. »Kann mich jemand hören?«
Vielleicht hörten sie ihn
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher