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PR TB 246 Expedition Ins Totenreich

PR TB 246 Expedition Ins Totenreich

Titel: PR TB 246 Expedition Ins Totenreich
Autoren: Perry Rhodan
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erstarrt, scheinbar
versteinert.
    Wieviel Zeit mag vergangen sein? fragte sich die Frau. Und wie
lange können vierundzwanzig Stunden dauern, wenn man sich nur
mit sich selbst beschäftigt? Gibt es ein subjektives
Zeitempfinden innerhalb der SubjektivZeit der Chronos? Wie lange wird
es noch dauern, bis die Zeit für mich wieder zu fließen
beginnt?
    Sayla Heralder wartete und dachte nach.
    Es war so leicht, sich in den Erinnerungen zu verlieren,
hinabzutauchen zu den Riffen der Vergangenheit, zu den scharfen
Kanten und weichen Liegeplätzen. Alles war da und brauchte nur
abgerufen zu werden. Der Tod ihrer Eltern und die glückliche
Zeit mit Vern; die Reise mit Mutter und Vater zu den Welten der Wega
und die Jahre auf der Universität; der Tag, an dem sie sich
entschloß, auf das sichere, aber langweilige Leben als
Soziologin im Stadtplanungsamt von Terrania zu verzichten und es
einzutauschen gegen die Arbeit als Agentin der Solaren Abwehr. Glück
und Unglück, Trauer und Freude lagen dicht beieinander. Sie
benötigte nur genug Zeit, um sich alles zurück ins
Bewußtsein zu rufen, und das Chrono schenkte ihr diese Zeit.
    Doch dann - irgendwann in diesem träumerischen Zustand der
völligen Ichbezogenheit - begann die Veränderung. Zunächst
war es nur ein Prickeln, das erste Anzeichen dafür, daß
sie noch immer einen Körper besaß. Dem Prickeln folgte
wieder jenes Gefühl der Kälte und als die Kälte wich,
da zerbrach das Bild vor ihren Augen. Die Wassertropfen fielen zurück
in den Teich, der Schwan reckte den langen Hals, der elektrische
Vogel am Metallhimmel setzte seinen Aufstieg fort, Las-Runs erhobenes
Bein berührte den Boden, die Stahlhand kroch verstohlen durch
das Blaugras und verschwand zwischen den Halmen.
    Sayla atmete tief ein. Ihr Herz klopfte, ihr Blut strömte
durch die Adern und die künstliche Sonne schien warm auf ihre
Haut. Sie blinzelte, schüttelte den Kopf. Nichts. Keine
Nachwirkungen. Keine Schwäche, keine Benommenheit, keine
Müdigkeit. Nichts von dem, was sonst dem Genuß einer Droge
zu folgen pflegte.
    Aber das war kein Beweis für die Unschädlichkeit des
Chronos.
    Die Nebenwirkungen der Traumkristalle - Realitätsverlust und
Autismus -machten sich auch erst nach längerem Gebrauch
bemerkbar.
    »Ich muß dich sprechen, Sayla Heralder«, sagte
Las-Run. Der Spion tauchte hinter einem der Findlinge auf, und als
die Schwebebank auf ihrem vorgeschriebenen Kurs an seinem Standort
vorbeikam, schwang er sich mit einem Satz neben die Frau. Der Akone
war groß, schlank, fast dünn, und seine Haut war weiß
wie Milch. Ausgebleichtes, lockiges Haar fiel ihm bis zu den
Schultern und umrahmte das mädchenhaft hübsche Gesicht.
    Er sieht wie ein Engel aus, dachte Sayla, wenn man seine Augen
vergißt.
    Denn die Augen waren kalt und sezierend. Insektenaugen.
Instrumente, um die Umwelt zu belauern, ewig auf der Suche nach
Opfern. Ja, dachte Sayla, Las-Run war beim Armlosen Krarn. Er hat wie
so viele andere Narren seine Gefühle gegen bares Geld im
Pfandhaus der Leidenschaften versetzt, und jetzt ist er nicht
menschlicher als ein Felsbrocken.
    Saylas Stimme klang heiser, als sie hervorstieß: »Warum
hast du es getan, Las? Wegen des Geldes? Warum bist du nicht zu mir
gekommen? Warum hast du dich an diesen. diesen Vampir gewandt?«
    Der Akone sah sie ausdruckslos an. Sein Mund war dünn,
verkniffen; sein Mund, der so oft ihre Lippen berührt hatte. »Es
spielt keine Rolle«, sagte Las-Run. »Was geschehen ist,
ist geschehen. Es gibt keinen Raum mehr für Sentimentalitäten.«
    »Sentimentalitäten?« Sayla spürte, wie sich
Tränen in ihren Augen sammelten. Sie ballte die Fäuste.
Nein, dachte sie verbittert, keine Tränen, nicht jetzt, nicht
hier. Nicht für ihn. Dieses Wesen, das neben mir sitzt, ist
nicht mehr Las-Run, den ich gekannt und dem ich erlaubt habe, mein
Bett zu teilen. Dieses Wesen sieht aus wie er, aber es ist nichts
weiter als eine hohle Puppe, bar jeglicher Gefühle. Die Wärme
seiner Seele befindet sich jetzt im Pfandhaus der Leidenschaften und
dient dazu, Krarns eisiges Herz aufzutauen. Armer, närrischer
Las-Run. Jetzt hat er Geld, doch er kann seinen Reichtum nicht
genießen, weil ihm die Fähigkeit zur Freude fehlt. Und er
wird niemals soviel Geld besitzen, um seine Leidenschaften wieder
auszulösen. Geschäfte mit dem Armlosen Krarn verlaufen nur
in eine Richtung. Allein der Pfandleiher gewinnt. »Gut, keine
Sentimentalitäten«, nickte Sayla. »Warum auch? Ich
kenne dich nicht. Du
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