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PR TB 246 Expedition Ins Totenreich

PR TB 246 Expedition Ins Totenreich

Titel: PR TB 246 Expedition Ins Totenreich
Autoren: Perry Rhodan
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aus dem Kristallwald
empor und schraubte sich mit kräftigen Flügelschlägen
hinauf in den Metallhimmel. Sayla bewegte benommen den Kopf; vor
ihren Augen flimmerte es, und ihre wurde plötzlich kalt. Das
Chrono? Wirkte es bereits?
    Es wirkte.

3. Chrono-Trip
    Las-Run schien mitten im Schritt zu verharren. Er stand auf einem
Bein im knöchelhohen Blaugras, während das andere halb
erhoben und in der Bewegung erstarrt war. Und der Vogel. Wie
eingefroren hing er in der Luft, mit ausgebreiteten Schwingen, halb
geöffnetem Schnabel, mit Knopfaugen, die im Licht der
künstlichen Sonne funkelten. Von einem Moment zum anderen
schienen die künstlichen Gärten durch ein Holo-Bild ersetzt
worden zu sein, durch ein dreidimensionales Standfoto, das einen
Sekundenbruchteil aus dem Strom der Zeit herausgeschnitten und für
die Ewigkeit konserviert hatte. Und gleichzeitig war es mehr als nur
eine bloße Momentaufnahme, denn die Konturen aller Objekte
traten scharf hervor, setzten sich grell vom Hintergrund ab, und
selbst die kleinsten Dinge gewannen an Bedeutung. Die Wassertropfen,
die einer der Schwane im Teich mit einem Schlag seiner Schwingen
aufgewirbelt hatte; die rötliche Tönung von Las-Runs Augen;
die Luft, die über dem Pavillon-Prallfeld flimmerte und nun in
der zeitlosen Unbeweglichkeit an trübes Glas erinnerte; das Moos
auf den Findlingen, das seine Glätte einbüßte und
seine eigentliche Struktur aus Myriaden
    millimeterlanger Fasern enthüllte. Und die Hand - die
Stahlhand. Sie verbarg sich im Blaugras, zwischen den hohen Halmen,
und sie war so gut versteckt, daß selbst der Akone, der nur
Zentimeter neben ihr vorbeigegangen war, sie nicht entdeckt hatte.
Auch Sayla sah sie jetzt zum erstenmal, und sie sah sie so deutlich,
wie sie jeden einzelnen Halm des Rasenteppichs sah.
    Troy läßt mich nicht allein, dachte sie. Tart hatte
recht; ich stehe unter dem Schutz der Stahlhand, und der uralte
Computer wird nicht zulassen, daß mir etwas zustößt.
    Sie wollte aufatmen, doch sie konnte nicht mehr atmen.
    Ihr Herz schlug nicht mehr.
    Und sie hatte nicht einmal geblinzelt, obwohl seit dem Einsetzen
der Chrono-Wirkung mehrere Minuten vergangen sein mußten.
    Zeitstopp, durchfuhr es Sayla. Das also hat Tayaner Bhan gemeint,
als er von dem Unterschied zwischen subjektiver und objektiver Zeit
sprach. Die objektive Zeit verfließt noch immer, aber mein
subjektives Zeitempfinden hat sich verlangsamt. Eine objektive
Sekunde dehnt sich für mein persönliches Zeitempfinden zu
Tagen. Meine Gedanken rasen, unterliegen einem anderen,
beschleunigten Zeitablauf. Mein Körper atmet noch, doch für
mein Bewußtsein liegen Stunden zwischen den einzelnen
Atemzügen. Las-Run geht weiter, der Vogel fliegt noch immer, und
nur für mich sind sie zu Statuen erstarrt, in diesem zeitlosen
Moment, der. Wie lange dauert er?
    Nehmen Sie. Das ist ein ganzer Tag; vierundzwanzig Stunden Zeit,
hörte sie Bhans Worte in ihrer Erinnerung hallen. Ein ganzer
Tag! Großer Gott, ein ganzer Tag! Und ich kann mich nicht
bewegen, kann nicht reden, ich bin von meiner Umwelt abgeschnitten.
Vierundzwanzig Stunden lang werde ich nur dasitzen und denken können,
mit diesem Bild vor Augen, das sich nicht verändern wird,
gefangen im Verlies meines Körpers, der viel zu langsam
reagiert, als daß ihn mein Wille zum Handeln veranlassen
könnte. Und dabei hat mir dieser verdammte Tefroder nur eine
kleine Dosis gegeben; er hätte mir auch ein stärkeres
Chrono schenken können. Eine Tablette mit einer Woche Zeit -
oder einem Jahrhundert. Hundert Jahre nur denken, hundert Jahre nur
dasselbe Bild - oder Dunkelheit, wenn man zufällig die Augen
geschlossen hat, sobald das Chrono zu wirken beginnt. Die Hölle.
In diesen unscheinbaren Pillen verbirgt sich keine Zeit, sondern das
Grauen. Und das will er verkaufen? Dieser Narr, dieser arme Irre.
    Oder, dachte Sayla, vielleicht ist er doch nicht so verrückt.
Vielleicht kommt es darauf an, wer die Chronos nimmt und unter
welchen Umständen. Was gäbe man nicht für tausend
Jahre zusätzliche Zeit, wenn man auf dem Sterbebett liegt und
die Finsternis nahen sieht? Und wie oft muß man rasch
Entscheidungen treffen, während man sich wünscht, länger
darüber nachzudenken, in aller Ruhe das Für und Wider
abzuwägen? Wie oft wünscht man sich, daß ein
glücklicher Moment verweilt, damit man ihn auskosten, seine
Tiefen ausloten, seine verborgenen Seite erforschen kann? Wie oft
sehnt man sich nach Ruhe in hektischen Augenblicken,
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