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PR TB 236 Die Stadt Der Zukunft

PR TB 236 Die Stadt Der Zukunft

Titel: PR TB 236 Die Stadt Der Zukunft
Autoren: Perry Rhodan
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einem Sektkübel
schlürfte. Die beiden Blues krochen im Hintergrund der Bar noch
immer auf dem Boden herum; ihre Eßstäbchen hielten sie wie
Dolche in den Händen.
    Shark blinzelte erneut. Täuschte er sich, oder hatte ihm die
Gnurgha-Frucht tatsächlich zugewinkt? Großer Gott, dachte
er, ich halluziniere schon wieder. Zuerst Eiris im Glas Knockout
Special und jetzt eine um Hilfe winkende außerirdische Karotte.
    »Pekuniäre Verbundenheit?« wiederholte er und
starrte das glatte, blitzende Gehäuse des tragbaren Eheberaters
an.
    »Gemeinsam geteilte Geldgier«, erläuterte der
Automat.
    »Aha«, machte Shark, »was das betrifft, so hat
Eiris das Geld und ich die Gier. Ist das Verbundenheit genug? Oder
fällt das mehr in die Kategorie Abhängigkeit?«
    Die Karotte winkte erneut. Kein Zweifel, Shark täuschte sich
nicht. Die Gnurgha-Frucht meinte ihn. Er starrte sie an und tippte
fragend mit dem Zeigefinger auf seine Brust. Wie auf ein Signal hin
watschelte das karottenähnliche Gebilde hinter dem Sockel hervor
und näherte sich geduckt Sharks Tisch. Die Blues bemerkten
nichts davon; sie waren in eine Auseinandersetzung mit einem Ertruser
verwickelt. Offenbar erregte ihre unkonventionelle Eßweise
inzwischen das Mißfallen der anderen Gäste.
    »Abhängigkeit«, bestätigte der Eheberater,
»das ist es. Hör zu, Bertie, das ist tatsächlich dein
Problem. Du bist ein armer Schlucker, und Eiris ist eine
millionenschwere Pralinenfabrikantin. Unter derart ungünstigen
Voraussetzungen kann eine Beziehung nur im Unglück enden.
    Insgeheim leidest du daran, finanziell von ihr abhängig zu
sein, und sie argwöhnt, daß du nur des Geldes wegen mit
ihr zusammen bist. Spannungen
    sind deshalb unausweichlich. Unser erster Schritt muß es
demnach sein, eure Beziehung auf eine völlig neue Grundlage zu
stellen.«
    Shark hörte nur mit halbem Ohr zu.
    Die Gnurgha-Frucht hatte seinen Stuhl erreicht. Neben seinem
rechten Fuß verharrte sie und wedelte ungeduldig mit den beiden
oberen Gliedmaßen ihrer insgesamt zwölf tentakelähnlichen,
fingerlangen Extremitäten.
    Was wollte sie von ihm? Aber konnte sie überhaupt etwas von
ihm wollen? Bildete er sich nur ein, daß ihre motorischen
Bewegungen einen Sinn ergaben?
    »Hör mir zu!« pfiff der Eheberater. »Du
hast einen Wendepunkt deines Lebens erreicht, Bertie, und das sollte
dir eigentlich ein wenig Interesse wert sein.«
    Die Blues kehrten zögernd an ihren Tisch zurück. Die
beiden Augenpaare an ihren Tellerköpfen - eines vorn, eines
hinten - musterten forschend das Innere der Bar.
    »Sprich weiter«, sagte Shark.
    Er spürte ein Zupfen an seinem Hosenbein, aber er wagte
nicht, den Kopf zu senken, aus Furcht, daß seine Einbildung ihm
noch weitere Streiche spielte.
    »Vor allem«, fuhr der Eheberater fort, »ist es
wichtig, Eiris das Gefühl zu geben, daß du nicht auf ihr
Geld angewiesen bist. Und was wäre besser dazu geeignet, als ein
erbitterter Kleinkrieg? Damit signalisierst du ihr, daß du frei
und unabhängig bist. Außerdem wird ihr klar, daß sie
mit ihrem Geld nicht alles kaufen kann.«
    Shark runzelte skeptisch die Stirn. Aber der Alkohol trübte
sein Urteilsvermögen, und das ständige Zupfen an seinem
Hosenbein irritierte ihn zu sehr, als daß er seine Gedanken
sammeln und das vage Gefühl des Zweifelns in Worte fassen
konnte.
    Der tragbare Eheberater blinkte ungeduldig.
    »Andererseits fungiert euer Geschlechterkampf als
emotionales Bindemittel. Selbst wenn sämtliche Gefühle
erlöschen, wird Eiris noch an dich denken. Sie wird sich alle
Mühe geben, dir das Leben zur Hölle zu machen; sie wird
deine Nähe suchen und dich als Teil ihres Lebens sehen, denn
inzwischen ist es ihr oberstes Ziel, dich zu rädern, zu
vierteilen, in Stücke zu schneiden und bei lebendigem Leib zu
grillen.«
    »Mein Gott!« stieß Shark hervor. Er spürte,
wie ihm der Schweiß ausbrach. »Wie kommst du eigentlich
darauf, daß du damit meine Ehe rettest?«
    Das Zupfen an seinem Hosenbein wurde heftiger. Einer der Blues
starrte ihn an. Der Blick des Tellerkopfes glitt tiefer, verharrte.
Ein zwitschernder Laut entfuhr dem Halsmund. In der blaubepelzten
Hand funkelte plötzlich das spitze Eßstäbchen.
    »Gemach, gemach«, wiegelte der tragbare Eheberater ab.
»Wir haben es also geschafft, die unsicherste Basis aller
zwischenmenschlichen Beziehungen - die Liebe - auszumerzen und durch
eine vielfach stärkere Grundlage zu ersetzen - durch den Haß.«
    »Fantastisch«, murmelte Shark.
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