Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR TB 229 Im Tödlichen Schatten

PR TB 229 Im Tödlichen Schatten

Titel: PR TB 229 Im Tödlichen Schatten
Autoren: Perry Rhodan
Vom Netzwerk:
morschen Holz wuchsen, hingen schräg ins
Wasser. Die gesamte Umgebung barst vor sichtbarem und hörbarem
Leben. Ein goldfelliges Raubtier verfolgte uns eine Zeitlang und
tauchte immer wieder auf Felsen, dem Hang, auf dicken Ästen auf
und äugte zu uns hinunter. Wir waren eine zu große Beute
für das Tier.
    »In wenigen Tagen würde die Wolke diesen herrlichen
Platz zu ermorden versuchen!« rief Atlan.
    »So herrlich ist der Fluß auch wieder nicht«,
gab Ptah-Sokar zurück. Am Rand des Flusses hingen riesige,
gefleckte und getigerte Schlangen von Ästen herunter, winkelten
die Köpfe ab und züngelten dem Wasser entgegen. Sie
warteten auf Beute und waren oft nicht von wirklichen Lianen zu
unterscheiden. Klänge, Farben, das Licht und dieser Rausch von
unmittelbarem Leben erfüllten uns alle mit Ruhe und heiterer
Erwartung. Daran konnten auch der stinkende Hauch nichts ändern,
der ab und zu aus riesigen Löchern in den Pflanzen herauswehte
und auch nicht die Mücken, die in gewaltigen Schwärmen über
dem Wasser tanzten.
    »Hier sind wir!« sagte Ocir, der eine Karte auf den
Planken des Hecks ausgebreitet hatte. Ich beugte mich darüber
und verfolgte unseren bisherigen und bevorstehenden Weg den Fluß
hinauf. Die Linie, die der Mondroboter eingezeichnet hatte, endete
etwa auf der Hälfte der Fahrtstrecke.
    »Und das ist die Insel?« wollte ich wissen. Im Blau
des abgebildeten Wassers erstreckte sich ein lanzenblattähnlicher
Fleck aus Braun und Grün, aus Erde oder Felsen und Vegetation.
Ocir nickte. Er sagte:
    »Das ist die Insel, die wir in den schillernden Bildern
jener Nacht gesehen haben. Wenn wir ein wenig Glück haben,
können wir bis an diese Insel
    rudern.«
    Er zeigte mir andere Bilder. Ich erkannte, daß der riesige
Kontinent, dreieckig geformt und bis tief in den Süden
verlaufend, nicht nur fast völlig von endlosen Wäldern
bedeckt war, sondern auch, daß knapp die Hälfte davon
unter der großen, runden Wolke lag. Atlan hatte mir erklärt,
daß die Luft oder Bestandteile der Luft, die diese gigantische
Masse Grün erzeugten, wichtig dafür waren, daß alle
Lebewesen der Welt atmen konnten. Ich begriff die Drohung der Wolken,
hatte sie schon lange begriffen. Was ich hingegen nicht verstand,
war, daß unsere Welt eine Kugel mit zwei Eisflächen an den
Drehpunkten war. Wir segelten oben, aber ich begriff nicht, daß
wir nicht abgeglitten oder abgestürzt waren, als wir den Gelben
Fluß befuhren.
    »Eigentlich verdienen wir etwas Glück. Aber der Fluß
wird hier und hier sehr schmal!« sagte Charis. Sie saß
auf der Reling und schirmte die Augen mit der Hand ab. Uns alle hatte
eine stille Heiterkeit ergriffen. Nur noch eine Wolke! Dann kehrten
wir mit dem Schiff zurück nach Tyrus, das wohl meine zweite
Heimat werden würde.
    »Wir können die Riemen dann einziehen, können
staken oder den Antrieb einsetzen«, gab Ocir zurück.
    Gleichmäßig und ohne große Anstrengung ruderten
unsere Kameraden. Auch sie riefen einander Scherzworte zu und
stimmten kleine, phönizische Lieder an. Die Lieder sprachen
immer wieder von denselben Dingen. Vom Meer, von den Mädchen in
den Häfen, von Bier, Wein, Stürmen und einem guten Handel,
der den Kapitän bei einer Fahrt reich machte.
    Manchmal glaubten wir in den Bäumen kleine Menschen zu sehen.
Aber es waren bei näherem Hinsehen nur jene Affen, die ein
gräßliches Geschrei von sich gaben. Nach einigen Tagen
hatten wir uns an den Geräuschorkan gewöhnt.
    »Menschenleer!« sagte Atlan. »Nicht eine einzige
Hütte.«
    Sicherlich war das Land bewohnt. Aber auf dem langen Wasserweg bis
hierher hatten wir keinerlei menschliches Leben und auch keine
Zeichen gefunden. Wie kam es also, daß wir auf der Insel ein
Bauwerk finden würden? Wer hatte es errichtet? Wenn die
Geheimnisse, Rätsel und unbeantwortbaren Fragen eine bestimmte
Größe erreichten, hörte ich auf, mich zu wundern und
nahm es hin, wie es war. So verhielten sich auch alle anderen an
Bord, mit wenigen Ausnahmen. Wir waren Menschen unserer Zeit. Atlan,
Charis, Ocir und Ptah waren ganz anders - und trotzdem waren sie die
besten Freunde, die ein Mann haben konnte.
    Die AXT wurde vorsichtig um die eisenharten Wurzeln versunkener
Baumstämme herumgesteuert.
    Mehrmals berührte der Kiel dumpf schrammend ein
Unterwasserhindernis. Wir glitten weiter, tiefer hinein in das
Gebiet, in denen die Pflanzen herrschten und die Baume Könige
waren, in eine Flut von Wachstum, das aus allen Schattierungen von
Grün bestand.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher