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PR TB 086 Feldzug Der Morder

PR TB 086 Feldzug Der Morder

Titel: PR TB 086 Feldzug Der Morder
Autoren: Perry Rhodan
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Leben.
Ich forderte es und bekomme es auch. Du sollst in dem Bewußtsein
sterben, daß alle deine Kriegszüge umsonst und sinnlos
waren. Deine Söhne sind zahlreich, aber dumm. Sie werden alles
das, was du aufgerichtet hast, zerstören. Keiner von ihnen lebt
lange, und auch Ernac ist ein Versager. Alles war umsonst - hättest
du nicht gelebt, wäre es für dich und diese Welt besser
gewesen, Attila. Fühlst du, wie der Tod sich näherschleicht?«
    Ich blieb stehen und beobachtete ihn.
    Von der anderen Seite des Raumes starrte ihn, jeder Bewegung
unfähig, das fränkische Mädchen an. Und dann ereignete
sich etwas Seltsames:
    Er stirbt mit Würde! sagte mein Extrasinn mit schrankenloser
Anerkennung.
    »Ich fühle den Tod«, sagte er gepreßt.
    Er stand auf zitternden Beinen, aber er stand aufrecht. Langsam,
als stemme er ein Pferd hoch, hob er den Pokal und trank. Das Blut
aus seinem Mund mischte sich mit dem roten Wein, der über sein
Kinn lief. Dann stolperte er zurück, fiel auf den Rücken
und krümmte sich zusammen. Ein
    letzter Hustenanfall schüttelte ihn, und dann streckte er
sich aus und blieb in seinem Blut liegen. Ich ging zwei Schritte
zurück, hob die Hand und schloß den Vorhang. Dann bewegte
ich das Gatter, schloß es ab und ging zurück in den Park.
    Ein langgezogenes, würgendes Stöhnen zeigte mir, daß
Attila starb.
    »Mein Ziel ist erreicht«, sagte ich deutlich. »Die
godegisel wird die Welt nicht mehr länger verwüsten und
verbrennen.«
    Meine Aufgabe war beendet.
    Ich schnippte mit den Fingern, und der Falke senkte sich aus der
Luft. Ich setzte mich in die Schlinge und kurze Zeit später
landeten wir in der Nähe des kleinen Gutshofes, den ich noch
immer besaß.
    Dort warteten ein Pferd, ein Steppenwolf und einige Sklaven auf
mich. Diese Nacht konnte ich nicht einschlafen. Ich sehnte mich
danach, alles zu vergessen und den Rest meiner Zeit mit Patricia zu
verbringen.
    ***
    Niemand ahnte, was in der Hochzeitsnacht geschehen war.
    Als sich am nächsten Mittag die ersten Menschen wieder an den
Abend erinnern konnten, schlichen sie sich mit schweren Köpfen
in allen Richtungen aus Attilas Aul hinweg.
    Die Diener und Sklaven warteten darauf, daß sich Attila
zeigte, aber er kam nicht. Man rief nach ihm - vor der verschlossenen
Tür.
    Niemand gab Antwort.
    Aber man hörte, wie jemand in dem Gemach weinte.
    Man rief lauter und riskierte einen der gefürchteten
Wutausbrüche des Hunnenherrschers.
    Niemand erwiderte etwas. Nur das Weinen blieb.
    Selbst Priskos, der Oströmer, der bei der Hochzeit zwar nicht
dabei war, aber es sich zur Aufgabe gemacht hatte, eine Art Chronik
des Attila zu führen, ahnte nicht im entferntesten, was
geschehen war. Schließlich brach man mit Äxten und
Eisenstangen die Tür auf; an das Gatter in dem kleinen Hofraum
dachte in der Panik niemand, nicht einmal Skottas, der seinen Kopf
unter kaltes Wasser hielt.
    Man fand Attila in seinem Blut, tot... erstickt. Ohne jede Wunde.
Neben ihm saß das Mädchen Ildico und senkte den Kopf. Es
hatte einen Stoffetzen wie einen Schleier über den Kopf gezogen,
verhüllte das Gesicht und weinte.
    Attila war tot.
    Zuerst blieb es nur ein halb ungläubiges, furchtsames
Flüstern. Dann wurde daraus ein schwaches, murmelndes Geräusch,
eine leise Klage.
    Die Hunnen wurden still, dann verbreitete sich der Ruf,
weitergegeben von Jurte zu Jurte, durch das Lager.
    Schließlich schien die Ebene erschüttert zu werden.
    Die Hunnen, als sie erfuhren, daß Attila tot war, schoren
sich das Haar und zerfleischten sich mit Fingernägeln, Dolchen
und Pfeilspitzen die Wangen und
    die Brust. Über einen solch gewaltiger Krieger sollte nicht
mit dem Weinen von Frauen, sondern mit dem Blut von Kämpfern
getrauert werden. In einem feierlichen Zug brachte man die Leiche auf
die Spitze eines Hügels und riß einige Jurten ab, damit
man das Zelt aus vergoldeten Zeltstangen und Seidenstoffen von
überall sehen konnte. Attila wurde gewaschen und feierlich
bekleidet. Dann bahrte man ihn im Schmuck aller seiner Waffen auf.
    Am frühen Abend erreichte mich ein Kurier; es war Skitay.
    Auch ich, sagte er, sollte einer der ausgesuchten Krieger sein,
die um den Toten reiten mußten.

    Es war eine silberne, gleißende Morgendämmerung. Die
Sonne war wie eine gewaltige Scheibe aus Kupfer, die durch die
dünnen, wehenden Nebel trieb. Eine unheilvolle Last hing über
der Ebene. Aus Westen schoben sich niedrige hängende, schwarze
Wolken daher; alles wirkte plötzlich dunkel
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