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PR TB 014 Die Nacht Des Violetten Mondes

PR TB 014 Die Nacht Des Violetten Mondes

Titel: PR TB 014 Die Nacht Des Violetten Mondes
Autoren: Perry Rhodan
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sein als die Wochen
und Jahre vorher, D’Arcy. Ich bin nicht aus dieser Familie - so
scheint es.“
    Während vor dem Fenster sich Streifen verschiedenfarbiger
Wolken auseinanderzogen und die kurze Abenddämmerung der Tropen
aufloderte, hörte man aus den Quartieren der Eingeborenen die
scharfen Takte einer Gitarre und den Rhythmus südamerikanischer
Folklore.
    Die Stimme des Dieners wurde hart, als er sagte: „Ich werde
Ihnen etwas sagen, das Sie möglicherweise nicht gern hören;
dennoch stimmt es. Sie haben nur die unglückliche Neigung, einen
Zeitpunkt hinauszuschieben. Es ist der Zeitpunkt, an dem jeder Mensch
dieser Erde - vorausgesetzt, er leidet an einer Krankheit des Geistes
- herausfindet, was das Menschsein bedeutet. Ihr Bruder entdeckte
diese Verpflichtung bereits zu seinem zwanzigsten Geburtstag, und Ihr
Vater womöglich noch früher. Sie aber sind nichts anderes
als ein unfertiger Mensch, der sich noch nicht gefunden hat. Ich gebe
Ihnen den Rat, den absolut freundlichen und gutgemeinten Rat, zu
versuchen, erwachsen zu werden.“
    „Sie haben recht, D’Arcy“ sagte Toni leise.
„Aber keine Pflanze kann bestimmen, wie hoch sie wächst.“
    Das Lachen des Dieners war nicht heiter, eher bitter. „Aber
sie kann auf Sonne und Wasser warten und ihre Stacheln nicht gegen
den Mann richten, der wilde Triebe kürzen will.“
    „Sie meinen also, ich sollte die moderne Form der Blutrache
aufgeben?“ fragte Toni ausdruckslos. „Das ist allein Ihre
Tatsache, Mr. Anthony“, entgegnete der Diener. „Ich weiß
nicht, wie weit Sie sich an den Wunsch Ihres Vaters gebunden fühlen.
Aber ich rate Ihnen, sich mehr mit Menschen zu beschäftigen als
mit den Möglichkeiten, das Geld Ihres Vaters zu dezimieren.“
    Die Sonne war untergegangen, und das Lied des Eingeborenen wurde
lauter. Ein Nachtschwärmer torkelte durch das Zimmer und verließ
es wieder, und Toni hörte die schweren Atemzüge D’Arcy
s.
    „Haben Sie Vorschläge?“ fragte er.
    „Ja“, sagte der Diener.
    „Lassen Sie hören.“
    Das Lied brach ab, und man hörte einen lauten Wortwechsel.
Die Scheinwerfer eines vorbeifahrenden Wagens rissen Streifen aus
Licht und plötzlich ergrünendem Wald aus der Nacht, dann
verschwand die Helligkeit in der Ferne. Ein Nachtvogel schrie laut
und heiser. D’Arcy sagte: „Ich weiß, daß Sie
der Alleinerbe unserer Firma sind.“
    Toni seufzte.
    „Ich ahnte es. Soll ich mich in einen Kaufmann verwandeln?“
    Der Diener zuckte mit den Schultern.
    „Spencer Cimarosa kontrollierte über seine
Holdinggesellschaft dreihundert Millionen Solar jährlich und
verdiente zehn Prozent des Umsatzes. Ich glaube nicht, daß Sie
das gleiche schaffen können - das ist nicht beleidigend gedacht.
    Bis heute haben die Leute der Holding die Sache gut verwaltet; es
besteht keine Gefahr, warum sie es nicht noch weitere fünfzig
Jahre tun könnten. Diese Sorge braucht Sie also nicht zu
berühren. Das Testament ist dementsprechend abgefaßt
worden.“
    D’Arcy schwieg, und Toni räusperte sich, bevor er
sagte: „Sicher hatten Sie Ihre Finger dazwischen, D’Arcy
ich will keine Vorwürfe machen, sondern eine nüchterne
Feststellung.“ Geduldig sagte der Diener: „Ich hatte
meine Finger in jeder Entscheidung, die in diesem Haus jemals
getroffen wurde. Ihr Vater und mein Freund fragte mich vor jedem
Problem, und ich beriet ihn, so gut ich konnte. Nur die Rachegedanken
Spencers konnte ich nicht abwehren; das war seine ureigene Sache.“
    „Sie wollen etwas von mir, nicht wahr?“ fragte Toni
endlich.
    Eine Weile herrschte Schweigen, dann antwortete der Diener: „Sie
haben es erraten. Ich werde noch warten, bis die nächsten Tage
vorbeigegangen sind. Sie werden einiges durchzustehen haben. Das
Problem, um das es geht, ist alles andere als einfach. Können
Sie warten?“
    „Natürlich“, sagte Toni. „Ich bin nicht
sehr neugierig.“
    „Ich bin begierig, zu erfahren, wann Sie endlich erwachsen
werden!“ sagte D’Arcy resignierend. „Diese
Einstellung kann doch nicht Ihr voller Ernst sein?“
    Toni antwortete: „Es ist keine Einstellung. Hat eine
tadellos funktionierende Maschine eine Einstellung, ein Konzept,
einen Plan ihrer Handlungen? Sehen Sie - ich bin diese Maschine. Ich
habe nichts, woran ich mich halten könnte. Irgend jemand hat bei
meiner Erziehung gesündigt.“
    „Sie armer, reicher Milieugeschädigter“, sagte
D’Arcy mit ironischem Bedauern.
    „Sie haben völlig recht“, sagte Toni. „Dreißig
oder mehr
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