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PR NEO 0056 – Suchkommando Rhodan

PR NEO 0056 – Suchkommando Rhodan

Titel: PR NEO 0056 – Suchkommando Rhodan
Autoren: Hermann Ritter
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    Eines wurde ihm schnell klar: Dieser Rhodan war kein weiterer selbst erklärter Messias. Er tat keine Wunder. Die Menschen, die dazu fähig waren, sammelten sich trotzdem um ihn. Sie nannten sich Mutanten. Viele von ihnen waren wirklich zu Leistungen fähig, die wie Wunder aussahen.
    Und die Außerirdischen.
    Auf einmal tauchten sie überall auf der Erde auf. Sie sammelten Dinge von der Erde. Und ihre Fremdartigkeit war völlig anders als jene der grauen Männchen, welche die UFO-Gläubigen vor fünfzig Jahren überall gewittert hatten. Diese Außerirdischen waren keine Engel und erst recht keine Teufel. Sie waren ein Zeichen dafür, dass Gottes Erfindungsreichtum auch auf anderen Welten gewirkt hatte.
    Und die Kirchenbänke, die schon von Jahr zu Jahr leerer geworden waren, verloren für die Menschen noch mehr von jenem Trost und Zuspruch, die in den letzten Jahrzehnten wie eine Tünche auf der obersten Schicht des Gottesdienstes gelegen hatten.
    Caine hatte auf einmal verstanden, was er tun musste. Er hatte seine Sachen gepackt und war wild entschlossen, sich wieder der Menschheit zu widmen. Jahre nach seinen Erlebnissen in Afrika und Monate nach seiner Entscheidung in der Klosterzelle waberte wieder der Geruch von Angst durch seine kleine Kabine. Wieder lag eine Hand in seiner. Doch dieses Mal war die Hand nicht krank. Sie war gesund, kräftig; unter den Fingernägeln waren noch die Spuren von Öl oder einer anderen dunklen Flüssigkeit zu erkennen.
    Muss man Raumschiffe schmieren? Er wusste es nicht. Er wusste, dass früher irgendwas von Walen – der Tran? – verwendet worden war, um Satelliten zu schmieren. Angeblich war es das einzige Material, das in der Kälte des Weltraums nicht zerstört wurde.
    Caine riss sich zusammen. Der Mann vor ihm hatte Angst. Kreatürliche Angst. Und er hatte in der Tiefe des Weltraums zu einem Glauben zurückgefunden, den er auf der Erde sicher vor Jahren, wenn nicht gar Jahrzehnten abgelegt hatte. Er war auf einmal wieder Christ.
    Caine hatte nie damit hinter dem Berg gehalten, dass er nicht nur als medizinische Fachkraft an Bord des Raumschiffes diente. Die Jahre in Krankenstationen, die nötigen Vorbereitungen hatten aus ihm keinen Arzt gemacht, auf den man angewiesen sein wollte, wenn man lichtjahreweit von der Erde entfernt im Weltraum unterwegs war. Aber er war ein guter Krankenpfleger, immer noch kräftig und geduldig. Und er hatte die Befähigung, den Menschen zuzuhören, egal welchen Glauben sie ihren eigenen nannten. Wenn jemand kam, der über etwas reden wollte, war Caine für ihn da. Er war kein Psychiater oder Psychologe. Aber viele Menschen brauchten keinen ausgebildeten Arzt, um sich zu unterhalten. Sie genossen die niedrige Hemmschwelle, die er bei seinen Gesprächen aufbaute. Wer kam, der erhielt seine ganze Aufmerksamkeit.
    In den letzten Tagen hatte er viele Gespräche geführt. Einige Menschen waren auch im Weltraum nur Menschen mit begrenztem Horizont. Es war nicht mehr die Frage nach der Evolution und der Schöpfungsgeschichte, die er beantworten musste. Er wurde gefragt, ob es bei den Fantan einen Sündenfall gegeben hatte. Ob eines jener fremdartigen Wesen für die Sünden seiner Artgenossen gekreuzigt worden war – oder ob dessen Gläubige nicht ein Zeichen mit mehreren Balken tragen müssten, weil ein Kreuz kaum ausreichen würde, um einen Fantan zu kreuzigen.
    Mit stoischer Gelassenheit hatte er all diese Fragen über sich ergehen lassen, hatte akzeptiert, dass sie wichtig waren, weil die Menschen Dampf ablassen mussten. Hier draußen, viele Lichtjahre von der Erde entfernt, waren sie trotzdem noch dieselben einfachen, hilflosen, ungeschützten Seelen wie auf der Erde. Aber hier fielen die Schleier nicht zwischen ihnen herunter, welche den Menschen auf der Erde vom anderen abtrennten. Hier draußen war Weglaufen unmöglich. Nicht vor den wenigen Mitmenschen, die an Bord waren, nicht vor den Naats, die unübersehbar durch die Gänge des Schiffes strichen, und schon gar nicht vor Gott.
    Caine hielt die Hand des Ingenieurs ruhig in seiner eigenen. »Ich weiß ebenfalls nicht, wie das alles einen Platz in Gottes Plan haben soll«, sagte er zu dem jungen Mann. »Ich bezweifle, dass es überhaupt jemand weiß – kein Mensch, kein Fantan, kein Naat, kein Was-auch-immer. Wenn sie die Antwort hätten, dann hätten sie auch die Weisheit, sie weiterzugeben. Aber hier draußen ist nur Schweigen.«
    Die Hand in seiner Hand bewegte sich, als der
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