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PR NEO 0055 – Planet der Stürme

PR NEO 0055 – Planet der Stürme

Titel: PR NEO 0055 – Planet der Stürme
Autoren: Michelle Stern
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Sache war.
    Die Außenwelt veränderte sich, verstärkte den Schock, der Epherem lähmte. Er brauchte mehrere Sekunden, um die Wahrnehmung vom Unterbewusstsein ins Bewusstsein fließen zu lassen. Langsam, wie unter großer Kraftanstrengung, drehte er sich zum Pfad um. Die Straße an dessen Ende war leer, als wären sämtliche paarungswilligen Thersus auf einen Schlag in einen Desintegratorstrahl geraten. Der Anblick war gespenstisch.
    »Die Thersus sind weg. Kein Quäken mehr.«
    Es folgte ein Moment der Stille. »Oh Mist, Eph, worauf wartest du? Lauf!«
    Epherem unterbrach die Verbindung und rannte los.
    Schon bei den ersten Schritten kam der Sturm in Fahrt. Der Wind drohte ihn von den Füßen zu fegen, schnitt ihm die Luft zum Atmen ab. Epherem hatte kaum ein Drittel des Weges zurück zu seinem Wagen geschafft, da reagierte der Wald. Das Senkgras sackte in die Tiefe, zog sich raschelnd und pfeifend in die Wurzelhöhlen zurück und gab dabei Unmengen an Wasserdampf ab. Auch die Pilzgewächse stießen Dunstwolken aus, schossen heißes Wasser aus den oberen Öffnungen und sackten mit weich werdenden Stielen in sich zusammen, bis sie wie Helme auf dem Boden lagen.
    Von einem Moment zum anderen erhöhten sich Luftfeuchtigkeit und Temperatur, stieg die Wärme zu einer quälenden Hitze an, sodass Epherem der Schweiß aus den Poren lief, als wäre er selbst eine Pflanze des Senkgraswalds und müsste sein Wasser abgeben, um sich vor dem Sturm zu schützen.
    Der fünfzehn Meter hohe Wald verschwand nahezu. Epherem war mit eins achtzig unvermittelt der höchste Körper, der im Gelände aufragte, umgeben von kniehohen Nebelschwaden, und noch immer trennten ihn an die fünfzig Schritte vom rettenden Fahrzeug. Schon spürte er, wie der Sturm ihn packte und anhob, ihn zur Seite schleuderte.
    Epherem verlor den Halt, fiel auf die Hüfte und kam sofort wieder auf die Beine. Da die Pflanzen verschwunden waren, konnte er nun den Tornado in wenigen Kilometern Entfernung sehen – den riesigen Wirbeltrichter, der alles an sich riss, was nicht fest verwurzelt war, nur um es kurz darauf wieder auszuspeien.
    Es war ein Fantandor. Er wand sich mit nahezu senkrechter Drehachse über das Land, erstreckte sich vom Boden bis hinauf zur blauschwarzen Wolkendecke und schickte seine Winde voraus.
    Das Fauchen wurde zum Tosen. Der Fantandor hielt auf Epherem zu.
    Steine und Stöcke jagten Epherem entgegen. Ein kleiner Felsbrocken streifte seine Rippen, dass es krachte. Epherem stürzte, kroch weiter, kämpfte sich Richtung Wagen und hatte ihn fast erreicht, als er erneut den Boden unter den Füßen verlor und wie ein Hochspringer abhob.
    Er hieb auf die Armschiene, aktivierte den Magnetanker. Ein dünnes Stahlseil schoss aus dem Metallkasten neben dem integrierten Kommunikationsgerät und fand den nächsten Gegenpol am Fahrzeug, während der Wind Epherems Beine in die Höhe riss, dass er waagrecht in der Luft schwebte wie ein Xirdor, der den Sturm reiten wollte.
    Epherem schrie. Die Automatik der Ankermaschine kam ihm zu Hilfe, zog das Seil Stück um Stück ein, bis er die Haltestange am Fahrzeugrahmen zu fassen bekam.
    Einen Moment flaute der Wind ab.
    Epherem spannte seine Muskeln, warf sich unter den Boden, legte sich flach auf die sandige Erde. Mit zitternden Fingern aktivierte er den Signalgeber an seiner rechten Armschiene. Ein sattes Klacken erklang. Die Schutzklappen fuhren mechanisch aus, schufen eine Höhle, in der Epherem heftig atmend die Augen schloss. Die verletzten Rippen versetzten ihm bei jedem Luftholen einen Stich.
    Über seinem Unterschlupf tobte der Trichterwind. Steine prasselten gegen die Panzerung des Wagens wie Explosivgeschosse. Epherem blendete das Geräusch nach und nach aus. Seine Gedanken kreisten um den Kodesatz, den Hallit unwiderruflich ausgesprochen hatte: »Kommst du mich zum Befriedungsfest besuchen?«
    Wie viele Jahre war es her, dass sie diese Frage auf Zalit zur Kennung vereinbart hatten? Vierzehn? Fünfzehn? Er hatte es vergessen. Hatte sie niemals mehr hören wollen, diese eine Frage, die das Leben, das er sich aufgebaut hatte, zerstörte.

3.
    Orkanböen
     
    Die drei Tontas gingen nach Ageares Geschmack viel zu schnell vorbei. Wenn sie dabei eines lernte, dann dass Sturm nicht gleich Sturm war.
    Es gab solche mit Regen, mit Hagelkörnern, mit Schnee und welche, die ganz ohne Wasser auskamen. Tornados mit Trichtern und Wirbeln, die bis zur Wolkenuntergrenze reichten, Böen, die einen normalen arkonidischen
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