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PR NEO 0047 – Die Genesis-Krise

PR NEO 0047 – Die Genesis-Krise

Titel: PR NEO 0047 – Die Genesis-Krise
Autoren: Christian Montillon
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gesamten Stadtgebiet von Jakarta verteilten. BIN hatte seine Augen und Ohren überall. Fast überall. In der Unterwelt gab es genügend blinde Flecken. Dazu gehörte etwa ein gewisses Bordell. Die Spur dorthin hatten sie nur anhand von Gerüchten diverser Freier gefunden.
    Ras lenkte das Auto schon durch das Hafengelände, als er zuerst ein Ächzen hörte, dann das Geräusch eines Faustschlags. Der Magen drehte sich ihm um. »Olf, du ...«
    »Ich könnte Ailin zwar fesseln und festhalten, aber ich kann sie nicht daran hindern, uns zu töten, wenn sie wach ist, klar?« Seine Stimme klang, als wolle er sich selbst davon überzeugen, dass er das Richtige tat. Er war kein Schläger, genauso wenig wie Ras Tschubai, und das Mittel seiner Wahl war ebenso plump wie brutal. Doch ohne Betäubungsmittel gab es keine Alternative. »Oder sollen wir Ailin aussetzen und verschwinden? Willst du das?«
    Nein, das wollte er nicht. Nicht, solange nicht feststand, warum die Mutantin im Bordell nicht minder brutal zum Angriff übergegangen war. Musste sie als gefährliche Gewaltverbrecherin eingeschätzt werden?
    »Wenn es nach dem geht, was ich will«, sagte Tschubai, »würde ich in der Zeit zurückreisen. Mich in Terrania anders entscheiden und gar nicht erst hierher in die Stadt kommen, sondern vor zwei Wochen ein Attest einreichen und mich auf die faule Haut legen.«
    »Ein Attest?«
    »Fulkar hätte mich bestimmt arbeitsunfähig geschrieben.« Der Afrikaner lachte. »Oder Haggard. Oder irgendein Provinzarzt, der begeistert wäre, einen leibhaftigen Teleporter zu treffen. Womit wir bei einem interessanten Thema sind, Olf. Nämlich bei dir und deiner neu erwachten Fähigkeit.«
    »Ich weiß wirklich nicht ...«
    »Ich aber«, unterbrach Tschubai. »Zumindest vermute ich etwas. Bei mir brach die Teleportergabe durch, als ich mich einem Raubtier gegenübersah und glaubte, nichts und niemand könnte mich noch retten. Kommt dir das bekannt vor?«
    »Tausche Raubtier gegen Scherbenregen – dann ja.«
    »Im Augenblick der tödlichen Gefahr ist dein volles Potenzial durchgebrochen.«
    »Eine gute Hypothese«, sagte Stagge. »Aber das erklärt nicht, wieso deine Gabe umgekehrt versagt hat.«
    Dem konnte Ras Tschubai nicht widersprechen. »Erschöpfung?«, schlug er halbherzig vor, ohne selbst daran zu glauben.
    Er steuerte auf einen mit einem großen Drahtzaun abgetrennten Bereich zu. Rechts und links der geschlossenen Einfahrt standen kleine Wachhäuschen, darüber das Logo einer Handelsfirma; eine reine Tarngesellschaft.
    Die Verantwortlichen des Geheimdienstes BIN hatten erstaunlich offen reagiert, als sich Bai Jun und Allan D. Mercant vor einigen Tagen aus Terrania bei ihnen meldeten und um Unterstützung für das Team Tschubai/Stagge baten. Anfangs waren die beiden Mutanten über diese Kooperation gar nicht erfreut gewesen, nun fühlte sich Tschubai erleichtert bei der Vorstellung, Hilfe zu erhalten von Menschen, die sich mit solchen Situationen auskannten. Oder immerhin mit ähnlich gelagerten Fällen: mit brandgefährlichen Gefangenen. Nur dass Ailin eigentlich gar keine Feindin war.
    Eine alles andere als einfache Situation, nicht leicht einzuschätzen.
    Ras Tschubai identifizierte sich mit Kodewort, Spracherkennungsmuster und Augenscan. Die Wachhabenden winkten sie durch. Der Wagen rollte langsam über den großen Hof auf die lang gestreckte Halle zu.
    Ras öffnete die Tür. Das Geräusch einer Schiffssirene vom nahen Meer hallte bis zu ihnen. Ein Schwall stickiger Luft klatschte ihm ins Gesicht; dieser Industriehafen in Teluk Jakarta, der Bucht von Jakarta, war alles andere als eine Naturoase.
    Ein Mann kam ihnen entgegen, ein Malaie, ihr Kontaktmann. Die beiden Mutanten kannten ihn nur als O. Er hatte eine prächtige Glatze, und er entsprach nicht dem Klischee eines asiatischen Geheimdienstlers, sondern sah aus wie direkt einer extravaganten Modeschau entsprungen. Sein feines Seidenhemd saß perfekt, ebenso die Hose aus leichtem Stoff, verziert mit Metallschläuchen um die Knie und Fersen. Eine feingliedrige Silberkette baumelte um seinen Hals. »Meine Herren«, begrüßte er die Neuankömmlinge.
    »Wir brauchen Ihre Hilfe«, kam Ras Tschubai direkt zur Sache. Das Problem namens Ailin musste möglichst schnell gelöst werden, indem man sie in eine ungefährliche Umgebung brachte. Dort mussten sie weitersehen. Es würde sich eine Lösung finden.
    Hoffentlich. Am besten hielten sie die Chinesin wohl zunächst medikamentös unter
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