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PR NEO 0042 – Welt aus Seide

PR NEO 0042 – Welt aus Seide

Titel: PR NEO 0042 – Welt aus Seide
Autoren: Oliver Plaschka
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Gleichgewicht«, sagte Ril-Omh-Er. »Deine Kollegen auf Khebur wussten, dass du dich mit Arkoniden eingelassen hast. Niemand aber ahnte etwas von der HIS-KEM-IR – sie war unser Trumpf für Zeiten wie diese.«
    Perry Rhodan verfolgte ruhig den Austausch der beiden Fremden. Sie sprachen ihre Heimatsprache, doch der Translator leistete mittlerweile gute Arbeit. Es war klar, dass Je-Ron-Tia sich betrogen fühlte – sein gesamtes Weltbild hatte in den letzten Stunden seine Gültigkeit eingebüßt. Trotz allem, was er Crest angetan hatte, empfand Rhodan Mitleid mit dem trebolanischen Wissenschaftler.
    Ril-Omh-Er hatte sie bei Tagesanbruch auf verschlungenen Wegen zu einem geheimen Hangar in den Tiefen des Palasts geführt. Dort hatten mehrere Shuttles unter dem Schutz großer, seidener Tücher geschlummert, bewacht von primitiven, achtbeinigen Robotern. Mit einem dieser Shuttles waren sie in den Orbit geflogen, doch nicht wieder ins Sternennetz. Stattdessen hatte der Netzfürst sie auf die Nachtseite des Planeten bis zu diesem Schiff gebracht, das sie nach Khebur fliegen sollte. Es hatte in einer geostationären Umlaufbahn gewartet, in der es ein ewiges Versteckspiel mit der arkonidischen Garnison auf der anderen Seite Trebolas trieb.
    Auf den ersten Blick wirkte die HIS-KEM-IR wie die meisten trebolanischen Raumschiffe, bloß größer: ein beinahe dreihundert Meter durchmessendes Netz aus Starkseide, das im Licht der Sonne Trebolas einen leichten bläulichen Schimmer aufwies. An verschiedenen Knotenpunkten des Netzes waren kugelförmige Strukturen integriert, die einer komplizierten Symmetrie gehorchten. Die zwei größten dieser Strukturen waren ober- beziehungsweise unterhalb des Netzes angebracht. In der mit beinahe fünfzig Metern größten davon befand sich das Transitionstriebwerk. Spiegelgleich dazu, auf der anderen Seite des Netzes, lag die Zentrale, etwas kleiner als der Triebswerksknoten. Drei weitere Knoten entpuppten sich bei näherem Hinsehen als Shuttles wie ihr eigenes. Rhodan kam beim Anlegen nicht umhin, an ein Spinnennetz zu denken, in dem sich an verschiedenen Stellen Beute verfangen hatte.
    Das Innere des Schiffes hielt einige Überraschungen für sie bereit. Das Transitionstriebwerk war leistungsfähiger als alles, was die Trebolaner je in Serie gebaut hatten – leistungsfähiger als alles, was das Imperium ihnen gestattete, wie Ril-Omh-Er nicht ohne eine Spur trotzigen Stolzes erklärte. Dasselbe galt für die Schirmgeneratoren: Zwar könnte selbst eine arkonidische Leka-Disk sie knacken, dennoch war das Schiff wahrscheinlich gerade der sicherste Ort im gesamten Fürstentum.
    »Wie lange eignet sich der Rat schon arkonidisches Wissen an?«, fragte Je-Ron-Tia.
    »So lange, wie die Arkoniden es uns vorenthalten«, antwortete Ril-Omh-Er. »Das ist Politik, mein Freund: Die Arkoniden müssen uns für naive Primitive halten. Die Priesterschaft für treue Bewahrer der Ordnung und der Mysterien. Die Bevölkerung muss glauben, dass alles, was geschieht, dem Willen Vidaarms folgt. Und bei alledem müssen wir dafür sorgen, dass unsere Welt überlebt.«
    »Alles, was ich wollte, war, die Wahrheit über ein unbedeutendes Artefakt herauszufinden«, murmelte Je-Ron-Tia. »Und nun habe ich alles verloren: meine Arbeit, meine Ehre, selbst Ji-Jin-Ila.«
    »Niemand darf je davon erfahren«, sagte Ril-Omh-Er ernst. »Zumindest noch nicht. Und so, wie ich es sehe, hast du alles gewonnen: Du hast die Wahrheit herausgefunden. Du hast nun die Gelegenheit, mit fremder Technologie zu experimentieren. Und du kannst deiner Heimat einen großen Dienst erweisen – ganz, wie du es dir gewünscht hast. Nach Abschluss der Mission steht es dir frei, nach Hause zurückzukehren.«
    »Er hat recht«, sagte Crest. »Und vergessen Sie nicht – dieses Artefakt und die Botschaft, die es empfangen hat, mögen für Sie von keinem unmittelbaren Nutzen sein. Für mich und meine Freunde dagegen bedeutet sie alles.«
    »Erzählen Sie mir mehr über diese Frau«, bat Ril-Omh-Er. Er setzte sich zu Crest und Rhodan. Je-Ron-Tia blieb an seinem Platz beim Fernblick und sah nachdenklich zu, wie seine Heimatwelt unter ihm wegfiel. Schon war sie nur noch ein kleiner silberner Stein im schwarzen Sternenmeer.
    »Sie ist meine Ziehtochter«, sagte Crest. »Ihr Name ist Thora da Zoltral. Sie befehligte ein Schiff. Das Schiff geriet in eine Schlacht ...«
    »Es stürzte auf einen Planeten, den wir Snowman nennen«, führte Rhodan den Bericht fort,
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