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PR NEO 0042 – Welt aus Seide

PR NEO 0042 – Welt aus Seide

Titel: PR NEO 0042 – Welt aus Seide
Autoren: Oliver Plaschka
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sein, die ihr auf eurem Planeten bemerken werdet.«
    Da kam neuerliche Unruhe in die Reihen der anwesenden Fürsten und Wachen, und die Maschinen, die Vidaarm am Leben hielten, stießen ein abruptes Schnauben aus. Die Lichter am Thron flackerten hektisch. Kaprisi griff nach seiner Hand und zog ihn einen Schritt zurück. Ärgerlich riss Oktor sich los. »Wenn ihr gedacht habt, dass ihr ewig so weitermachen könnt, habt ihr euch getäuscht! Glaubt ihr denn ernsthaft, der Regent merkt nicht, dass ihr ihn an der Nase herumführt? Und bevor ihr euch wieder dumm stellt: Eine Nase, damit ihr es wisst, ist das, was ich hier ...«
    »Die Audienz ist beendet«, schnarrten Ril-Omh-Er und Kor-Ach-Ett unisono. »Der Glänzende dankt für deinen Besuch.«
    Die Wachen nahmen sie in ihre Mitte und hielten ihre Waffen bereit. Quetain Oktor aber achtete gar nicht auf sie. Wütend stapfte der Fürsorger durch ihre Mitte, worauf sie raschelnd und klackernd zur Seite wichen. Kaprisi gab ihr Bestes, mit ihm Schritt zu halten, ohne ihre Gastgeber noch weiter gegen sie aufzubringen, doch sie holte ihren Herrn erst wieder ein, als dieser schon wieder seinen Gleiter bestieg.

3.
    Je-Ron-Tia
     
    Das Versorgungsschiff glitt auf Trebolas Sternennetz zu. Je-Ron-Tia saß in seinem Nest aus Schmeichelseide und blickte in die funkelnde Weite der ewigen Nacht hinaus. Nach den langen Monaten unter den harschen Bedingungen Kheburs genoss er die Freiheit und Leichtigkeit des Flugs. Die stille Dunkelheit, in der die Knotenpunkte des Sternennetzes und der Dutzenden von Schiffen, die an ihm festgemacht hatten, wie Wassertropfen glitzerten, hatte eine beruhigende Wirkung auf ihn. Aus seiner Perspektive schien es, als breite sich das Netz schützend über seinen ganzen Heimatplaneten. Der Anblick rührte ihn an, und er fragte sich, ob dies vielleicht das letzte Mal sein würde, dass er seine Welt so sah.
    Er dachte zurück an das erste Mal, als seine Mutter ihn mit ins All genommen hatte. Je-Ron-Sil war Ursprungsforscherin gewesen, genau wie er, und die Reise zur Heiligen Zone auf Khebur war noch sehr viel mühseliger gewesen als heute. Der Zwingturm, der damals noch Turm der Freundschaft genannt wurde, war nach langem, immer wieder aufgeschobenem Bau gerade fertiggestellt worden. Es war ein imposantes Gebäude, das für einige Probleme in der Hauptstadt gesorgt hatte, denn es war massiger und beinahe größer als der Palast der himmlischen Verheißung ausgefallen. Erst nachdem der damalige Fürsorger eingewilligt hatte, auf die oberen sieben Stockwerke des Turms zu verzichten, konnte die Krise beigelegt werden.
    Kurz darauf hatten die besten trebolanischen Wissenschaftler und Starkweber mit dem Ausbau des Sternennetzes begonnen, das bis dahin nur eine Orbitalstation von vielen gewesen war. Im Zuge dessen waren sie über sich selbst hinausgewachsen, und sobald der Lift seine Arbeit aufnehmen konnte, hatten sich die Fortschritte noch beschleunigt. Die wenigen Arkoniden, die damals dauerhaft auf Trebola lebten, staunten nicht schlecht: Fast die gesamte Konstruktion des Netzes war trebolanischen Ursprungs, und nur wenig später beschlossen die Netzfürsten, auch das Seil arkonidischer Fertigung gegen trebolanische Starkseide auszutauschen. Bald war der Turm des Fürsorgers, der als Bodenstation des Weltraumlifts diente, das Einzige, was an dem Lift noch arkonidisch war, und die meisten Trebolaner hätten ihn am liebsten auch aus ihrer Stadt entfernt, denn sie fanden ihn ästhetisch unbefriedigend.
    Dank des Lifts und des Sternennetzes an seinem anderen Ende konnten die Trebolaner nun viel größere Nutzlasten in den Orbit befördern. Sie bauten mehr Netzschiffe als jemals zuvor und sandten ihre tapfersten Söhne und Töchter zu den Sternen hinaus, um den Ruhm Trebolas zu mehren und Vidaarms Botschaft von Frieden, langem Leben und Glück auf die unerleuchteten Welten zu tragen. Mittlerweile umfasste das Fürstentum vierzehn Welten und war auf eine Ausdehnung von zwanzig Lichtjahren gewachsen. Es war der Höhepunkt ihrer Geschichte – die Blütezeit der trebolanischen Kultur.
    Doch den Arkoniden waren Eifer und Erfolg der Trebolaner unheimlich geworden. Eines Tages war ein riesenhaftes Schiff aus dem Hyperraum gefallen, ein Koloss aus Arkonstahl, größer als alles, was die Trebolaner jemals gesehen hatten, und hatte an der Nabe des Sternennetzes angedockt. Aus den Materialien dieses Schiffs hatten die Arkoniden und ihre zweibeinigen Maschinen eine Garnison
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