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PR NEO 0036 – Der Stolz des Imperiums

PR NEO 0036 – Der Stolz des Imperiums

Titel: PR NEO 0036 – Der Stolz des Imperiums
Autoren: Frank Borsch
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Gedanken, dann sagte ich: »Feuerbefehl nicht erteilt. Ausweichkurse berechnen und einleiten!«
    »Aber es ist nur ein einzelnes Schiff!«, protestierte das Echsenwesen. »Es greift uns an.«
    »Es kann uns nicht gefährden. Befolgen Sie meinen Befehl!«
    Der Topsider zog den Atem scharf ein. »Wie Sie wünschen«, bestätigte er schließlich. Es klang gepresst.
    An der Decke erschien ein neues Holo, gesellte sich zu den Dutzenden, die dort bereits Auskunft über den Zustand des Schlachtschiffs, der Flotte und die Vorgänge im Tatlira-System gaben.
    Die kleinen Lanzen mit ihren verdickten Schäften erinnerten mich an Pfeile, die jeweils einen irdischen Apfel aufgespießt hatten. Die Frucht war ungefähr in der Mitte des Schafts stecken geblieben. Es war die Form, in der die Topsider ihre Schiffe zu bauen pflegten. Wie sie sich erklärte, war mir ein Rätsel. Vom Standpunkt des Konstrukteurs gesehen, war die arkonidische Kugelform optimal. Maximales Volumen bei minimaler verletzlicher Außenfläche. Dass die Topsider sich auf minderwertige Konstruktionsprinzipien einließen, musste andere Gründe haben. Vielleicht, kam mir der Gedanke, handelte es sich um in Stahl gegossenen Trotz: der Pfeil der Topsider, der eine verhasste arkonidische Kugel aufspießte.
    Eine dieser Kugeln raste auf uns zu. Sie war übergroß dargestellt, in Verletzung des Maßstabs. Eine Darstellung, die auf den ersten Blick fehlerhaft erschien, aber mehr als berechtigt war. Arkonidische Schiffbautechnik war der topsidischen weit überlegen. Keines der Schiffe der Topsider, auch nicht die über 800 Meter lange, stolze GAHLON-GEDT, hätte auf sich allein gestellt im Kampf mit dem Schlachtkreuzer bestehen können.
    Die ITAK'TYLAM konnte es mit fünf Topsidern aufnehmen, mit zehn, sollte Tirkassul sich als der geschickte Kommandant erweisen, den ich in ihm vermutete, möglicherweise sogar mit fünfzehn, sollte das Glück auf seiner Seite stehen.
    Doch die ITAK'TYLAM stand allein gegen neunundvierzig Gegner. Die übrigen Schiffe des imperialen Verbands, die noch existierten, standen im Gefecht mit den Verteidigern der Festung Rayold.
    Der Schlachtkreuzer gelangte in Feuerreichweite.
    Ein leises Grollen war zu vernehmen. Als nähere sich aus der Ferne ein Gewitter. Mehrere Meter durchmessende Energiestrahlen fuhren in den Schirm der GAHLON-GEDT, versuchten ihn zu überlasten. Es war zum Scheitern verurteilt. Die Entfernung zwischen den Schiffen war zu groß, die Bündelung verlor sich. Die Intensität der Energiestrahlen genügte nur noch, die Schirmgeneratoren der GAHLON-GEDT zur Vibration zu bringen – und diese Schwingungen übertrugen sich auf den Rumpf des Schiffs, erzeugten das ferne Donnergrollen.
    Es verstummte, als Verton-Iror das Schiff auf einen Ausweichvektor brachte. Das Holo zeigte, dass die übrigen Raumer der Flotte dem Beispiel folgten. Die ITAK'TYLAM stieß ins Leere. Ich war an einen Räuber erinnert, der in eine Schule von Beutefischen stieß. Was eben noch wie eine undurchdringliche Wand aus silbernen Leibern erschien, öffnete sich unvermittelt, entwand sich dem hungrigen Räuber, als handele es sich nicht um einzelne Tiere, sondern um die Glieder einer einzigen Intelligenz.
    Ich hatte dieses Schauspiel oft verfolgt in meiner Zeit auf der Erde. Das Meer an der Küste der Insel, die die Menschen später São Miguel nennen sollten, hatte von Fischen gewimmelt. Ich hatte dort lange Stunden verbracht, hatte versucht, mich vom Schauspiel des Lebens von meiner Lage ablenken zu lassen. Manchmal war es gelungen.
    »Sie wirken, als wären Sie nicht ganz hier.«
    Eric Manoli war neben mich getreten. Der Arzt war ein unscheinbarer Mann mit dichtem schwarzem Haar. Wie die meisten Menschen überragte ich ihn um mehr als einen Kopf.
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Ihr abwesender Blick. Ich kenne ihn von Crest. Er hatte ihn immer, wenn er sich mit der Stimme in seinen Gedanken unterhielt.«
    Ich musterte den Menschen. Es fiel leicht, den ehemaligen Astronauten zu unterschätzen. Doch das war ein Fehler. Manoli hatte den Mut besessen, sich allein einem Transmitter anzuvertrauen, um seine verschollenen Freunde zu finden. Das Gerät hatte ihn nach Topsid befördert, dem vielleicht letzten Ort der Galaxis, an dem ein Arkonide oder ein ihm ähnelndes Wesen sich derzeit aufhalten sollte – und Manoli hatte überlebt.
    »Sie irren sich«, berichtigte ich ihn wahrheitsgemäß, gegen den Protest meines Gedankenbruders. Er ist ein Fremder!, flüsterte er.
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