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PR Lemuria 05 - Die letzten Tage Lemurias

PR Lemuria 05 - Die letzten Tage Lemurias

Titel: PR Lemuria 05 - Die letzten Tage Lemurias
Autoren: Thomas Ziegler
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geben konnte.
    Thore Bardon schwang die Beine von der harten Pritsche und stand auf. Der Kabinencomputer registrierte seine Bewegung und machte Licht. In der plötzlichen Helligkeit schienen die kahlen Wände näher zu rücken, ihn wie eine eiserne Faust zu umschließen. Er kniff die Augen zusammen, atmete tief durch und wartete, bis sich der jagende Schlag seines Herzens wieder beruhigt hatte.
    Er musste kühl bleiben, durfte kein Gefühl zeigen. Er war der Kommandant, und die Besatzung verließ sich auf ihn. Sie sah zu ihm auf, erwartete Autorität und Führung in einer Zeit, in der das Chaos herrschte und der Tod triumphierte. Wenn ihre verzweifelte, tollkühne Mission Erfolg haben sollte, dann musste er mit der Präzision eines Uhrwerks funktionieren und durfte keinerlei Schwäche zeigen.
    Sein Blick fiel auf das Holobild auf der Nachtkonsole, und der Schmerz brannte wie Feuer in seinem Herzen. Es zeigte Jercy und ihre drei Kinder Aböl, Dhoma und Chemee, in einem glücklichen Moment eingefroren, vor der Kulisse des zentralen Raumhafens von Gunrar II.
    Ich werde es für euch tun, dachte er grimmig. Ich werde den Weltraum durchmessen und die Zeit mir Untertan machen, und dann werde ich euch zurückholen aus der Finsternis des Todes. Ich werde nicht zulassen, dass ihr für immer im Grab bleibt.
    Er stapfte mit schweren Schritten in die Nasszelle, trat unter die Dusche und ließ von dem lauwarmen, dünnen Wasserstrahl den kalten Nachtschweiß und die Müdigkeit fortwaschen. Er war ein großer, kräftiger Mann mit samtbrauner Haut, kahl geschorenem Schädel und einem Gesicht, das jungenhaft gewirkt hätte, wäre es nicht von dem verzehrenden Schmerz zerfurcht, der ihn auf Schritt und Tritt begleitete. Das Licht in seinen Augen war erloschen, der Mund ein freudloser Strich, der das Lächeln schon vor langer Zeit verlernt hatte. Von seinem rechten Schulterblatt bis zum Solarplexus zog sich eine rosige Narbe, ein Souvenir der Schlacht um Lhordavan im 44. Tamanium, eine der wenigen Schlachten, die die Lemurer gegen die Bestien gewonnen hatten.
    Doch während er im Orbit um Lhordavan gekämpft hatte, furchtlos und heldenhaft, wie es von ihm erwartet wurde, war eine andere Flotte der Schwarzen Bestien über Gunrar II hergefallen und hatte alle getötet, die er liebte. Gunrar war nur eine dünn besiedelte Agrarwelt gewesen, Lhordavan aber ein hoch entwickelter Industrieplanet, dessen Produktionskapazitäten für den Krieg von entscheidender Bedeutung waren. Bardon konnte verstehen, warum das Oberkommando der Flotte einen dichten Verteidigungsring um Lhordavan gelegt, Gunrar II jedoch ungeschützt gelassen hatte.
    Strategische Erwägungen.
    Nüchternes Kosten-Nutzen-Denken.
    Lhordavan musste um jeden Preis gehalten werden, und sie hatten es geschafft, auch wenn Hunderte von Raumschiffen zerstört worden und Hunderttausende von Männern und Frauen gefallen waren. Ein großer Sieg, ein bitterer Triumph. Und währenddessen war Gunrar II verbrannt, mit allem, was dort lebte, seiner Frau Jercy und den Kindern, seinen Nachbarn und Freunden...
    Genug!, dachte Bardon zornig. Hör auf, dich selbst zu quälen. Gunrar ist Geschichte, und es liegt allein an dir, die Geschichte zu ändern... sofern dies überhaupt möglich ist.
    Er trocknete sich ab, schlüpfte in seine Uniform und warf einen Blick auf die Zeitanzeige seines Kom-Armbands. Es war kurz vor 24.00 Uhr Bordzeit. Er hatte nur drei Stunden geschlafen. Flüchtig überlegte er, sich noch einmal hinzulegen, vielleicht etwas Musik zu hören, um Entspannung zu finden, aber er verwarf den Gedanken. Blieb er allein, würden ihn nur die Erinnerungen heimsuchen, das Glück verlorener Tage, das sich in Schmerz verwandelt hatte. Er musste in die Zentrale gehen, musste irgendetwas tun, um sich abzulenken und die Mission voranzutreiben.
    Das unveränderte Dröhnen der Impulstriebwerke verriet, dass der Schwere Kreuzer noch immer in der Sublichtphase war, aber vielleicht waren die Reparaturen am Halbraumantrieb inzwischen abgeschlossen. Vielleicht konnten sie den Flug zum 87. Tamanium endlich fortsetzen und ihre Mission erfüllen.
    Thore Bardon straffte sich, strich mit einer automatischen Bewegung die Schöße seiner Uniformjacke glatt und trat hinaus auf den Korridor. Hier war das Dröhnen der Impulstriebwerke lauter und erinnerte an das Grollen urzeitlicher Tiere, im Bauch des Schiffes eingeschlossen. Es roch nach Ozon, verbranntem Stahlplastik und verdampften Kühlmitteln, eine Folge des
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