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PR Lemuria 03 - Exodus der Generationen

PR Lemuria 03 - Exodus der Generationen

Titel: PR Lemuria 03 - Exodus der Generationen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Verzweiflung. Bis später. Catchpole Ende.«
    Die beiden Blues zogen sich in den rückwärtigen Bereich des Kriechers zurück und bereiteten dort die Instrumente vor, die normalerweise dazu dienten, Erze, Mineralien und andere Substanzen zu lokalisieren, aus denen sich wertvolle Ressourcen gewinnen ließen. Diesmal sollten sie dazu verwendet werden, Wrackteile einer Sternenarche und Menschen zu finden, beziehungsweise Lemurer: die Nachfahren von Auswanderern, die vor fast fünfhundertsechzig Jahren ihrer subjektiven Zeit Lemur - die Erde - an Bord von Raumschiffen verlassen hatten, die mit knapp Lichtgeschwindigkeit flogen. Ein Dilatationsflug in die Zukunft. Für die Lemurer vergingen fast sechs Jahrhunderte, doch außerhalb ihrer Schiffe verstrichen fast sechsundfünfzig Jahrtausende. Roder Roderich staunte noch immer, wenn er daran dachte. Fast sechsundfünfzigtausend Jahre! Hier konnte man die Vergangenheit berühren.
    Yülhan und Trülhan arbeiteten im Hecklabor und unterhielten sich dabei auf Gatasisch - für Roders Ohren klang es nach einem hellen Zwitschern. Er war allein, für einige Sekunden, vielleicht sogar für einige Minuten, und ein verborgener Beobachter hätte die Veränderung seines Gesichts bemerkt. Eine Maske schien sich davon zu lösen, und darunter kam etwas anderes zum Vorschein, ein anderer Roder Roderich, viel ernster und schwermütiger als der immerzu lächelnde und scherzende junge Mann, den die anderen Prospektoren der PALENQUE kannten. Dieser Roder Roderich schien Jahre älter zu sein als der, den er seinen Freunden und Kollegen zeigte, das Gesicht hohlwangiger, die Augen etwas trüber. Dieser Roderich hatte irgendwann etwas gesehen, das ihn erschreckt hatte, und zwar so sehr, dass er sich hinter einer Verhaltensweise versteckte, die man für Oberflächlichkeit halten konnte. Sie war ein Schild, mit dem er ein verletztes, empfindliches Selbst schützte.
    Yülhan kehrte aus dem rückwärtigen Teil des Kriechers zurück. »Die Instrumente sind bereit«, sagte er und wandte sich den Kontrollen der Scanner zu. Seine Translatorstimme klang nicht mehr wie aus einer Gruft, sondern nach einer Frau, die jemanden verführen wollte.
    Roderich drehte den Kopf und lächelte. »Viel besser!«
    »Macht es dir keine Mühe, dauernd den Kopf zu drehen, wenn du zur Seite oder nach hinten sehen willst?«, fragte Yülhan. »Du könntest dir künstliche Augen in den Hinterkopf implantieren lassen.«
    »Ich möchte dich nicht die ganze Zeit über sehen, Yülli, herzlichen Dank.«
    Roderich beugte sich zu den Kontrollen vor, als ihn ein akustisches Signal auf die Kursänderung hinwies. »Es geht los, Jungs.« Die Sterne im Bugfenster glitten zur Seite, als er den Kurs änderte. »Wir haben die Peripherie unseres Suchsektors erreicht. Trülli?«
    »Sondierung läuft.«
    Roderich berührte Schaltelemente, und vor dem Bugfenster entstand ein holografisches Feld, das den Eindruck erweckte, als hätte jemand hier und dort dezent im All platzierte Scheinwerfer eingeschaltet. Aus vagen Schatten wurden die pockennarbigen Felsen von Asteroiden, manche nicht einmal so groß wie der Kriecher, andere mit einem Durchmesser von mehreren hundert Kilometern. Der Prallschirm des Kriechers war aktiv und schützte ihn vor den kleineren Brocken. Den größeren wich der Bordsyntron mit rechtzeitigen Kursänderungen aus, die er sofort in das allgemeine Such-muster integrierte. Eine Zeit lang lauschte Roderich den Routinemeldungen, die der Hyperfunk übermittelte, und fügte ihnen eigene hinzu, während sein Blick zwischen Anzeigen und Bugfenster hin und her wechselte. Datenkolonnen wanderten durch die Peripherie des Holofelds, gaben Auskunft über Zusammensetzung und Struktur bestimmter Asteroiden.
    »Hier würde sich ein Abbau lohnen«, kam Trülhans Stimme von hinten. »Eine Station aus kostengünstigen Fertigteilen, die übliche Infrastruktur aus Antigravmodulen, Kompensatoren und Wartungseinheiten, außerdem automatische Verarbeitungsanlagen. Eine kleine Gruppe könnte viel produzieren. An Rohstoffen mangelt es gewiss nicht.«
    »Ich bezweifle, ob wir lange genug hierbleiben, um mit dem Bau einer solchen Station auch nur zu beginnen«, sagte Roder Roderich und blickte weiterhin ins All. »Seit Perry Rhodan an Bord ist, scheint Sharita Coho vergessen zu haben, dass die PALENQUE Geld verdienen soll. Wenn es so weitergeht, wird man bei der GEMC nicht gerade in Begeisterungsstürme ausbrechen.«
    »Vielleicht will sie die
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