Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR Lemuria 02 - Der Schläfer der Zeiten

PR Lemuria 02 - Der Schläfer der Zeiten

Titel: PR Lemuria 02 - Der Schläfer der Zeiten
Autoren: Hans Kneifel
Vom Netzwerk:
Denetree und die Kommandantin hatten lange gerätselt und diskutiert. Alle Fragen waren offen geblieben: Schwer vorstellbar, dass Daten aus der ersten Arche auf den Flug der zweiten Arche hinweisen konnten! Die zweite Arche, LEMCHA OVIR, war erst einige Jahre nach der NETHACK ACHTON gestartet - behauptete der Chip. Wie konnte also das Wissen um die LEMCHA OVIR auf die NETHACK ACHTON gelangt sein?
    Waren die Informationen von einem geheimnisvollen Besucher ins Bordnetz eingespeist worden? Wer hätte dies sein können? Und wenn diese Theorie stimmte. was bezweckte er damit? Denn die Schiffe oder Archen sollten ja unentdeckbar durch das All rasen! In den Informationen waren nach vielen Mühen nur der Name einer zweiten Arche - aus dem Alt-Lemurischen übersetzt, »Hoffnungs-stern« - sowie einige Konstruktionsmerkmale zu finden. Gab es eine dritte oder gar mehr jener Archen? Fragen über Fragen!
    Er durfte also nicht damit rechnen, den Grund des Aufbruchs der Fähren zu ungewissen Zielen und den Grund für diesen Exodus bald zu erfahren. Und was seine vagen Mutmaßungen - die Verbindung eines Haluters oder einer Bestie mit den Lemurern - betraf, gingen seine Vermutungen ins Phantastische.
    »Aber eine Tatsache bleibt bestehen«, murmelte er im Selbstgespräch. »Die zweite Arche ist erst einige Jahre nach der ersten gestartet. Trotzdem: Fragen über Fragen!«
    Jedes Geheimnis, sagte sich Rhodan, war letzten Endes rational und wissenschaftlich fundiert zu erklären. Früher oder später; oft dauerte es Jahrhunderte, bis die gewünschte Klarheit herrschte. Die Auswertung des Chips würde noch viel Zeit und erhebliche Mühen kosten. Rhodan dachte einen Moment lang an die hübsche Denetree mit der lemurisch ausgebleichten Haut und dem todtraurigen Gesicht. Sie war aus ihrem mühsamen und mit riesigem Arbeitsaufwand gestalteten Lebensgleichgewicht herausgerissen worden und musste sich in einer völlig anderen, vielleicht erschreckenden Umgebung zurechtfinden. Er erinnerte sich an ihr erstes Zusammentreffen und an ihre Blicke, die sich förmlich an ihn klammerten, als würde er ihre Depressionen mit einem Lächeln oder einem Machtwort beseitigen können.
    »Vielleicht finden wir die Antworten auf der LEMCHA OVIR«, sagte sich Rhodan, aber irgendwie bezweifelte er es. Jahrtausendelange Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass jede Antwort nur neue Fragen aufwarf.
    Während die Streicher des Mimas-Recreation-Orchestra zur Schlussphase einsetzten und Bachs Musik ausklang, versuchte Rhodan, sich angesichts der Chip-Informationen und dessen, was er in der NETHACK ACHTON gesehen und erlebt hatte, eine Vorstellung von dem anderen Raumschiff zu machen. Eine von mehreren Wahrscheinlichkeiten. Alles konnte ähnlich sein; oder ganz anders.
    Früher, schon vor Bachs Zeiten und auch in den Jahrhunderten danach, hätten die Terraner heim Anblick einer Arche - und erst recht bei einem Raumschiff jeglicher Größe - an Wunder glauben müssen. An Wunderwesen wie ihm fielen erst nach kurzer Überlegung die Synonyme ein; »Leviathan, Zaratan, Bahamoth und Fastitokalon«, murmelte er und grinste bei der Vorstellung; Wabfische«, so groß wie Inseln, an denen Seeleute ankerten und auf deren bewaldetem Rücken sie Feuer machten. »Chaosdrachen, schwarze, krokodilhafte Ungeheuer. Riesen, die beim Untertauchen Schiffe und Männer in die >Halle des Todes< mitreißen. Eine terranische Kollektiverinnerung - vielleicht stammen die Begriffe sogar aus dem lemurischen Erbe. Wer weiß?«
    Er sagte sich, dass derlei Sprachforschung kaum in die gegenwärtigen kosmischen Rätsel passte. Er legte die Kopfhörer ab und zog die weichen Bordstiefel an. In der Zentrale war er jetzt besser aufgehoben. Blieb er zu lange in seiner Kabine, würde es die raue, zum Teil wenig sensible Crew als freiwillige Isolation oder Überlegenheitsgeste deuten. Er klemmte das Multifunktions-Armband ans linke Handgelenk, schwang sich in den zentralen Antigravschacht und verließ ihn in der Hauptzentrale.
    Er grüßte Sharita Coho, die seinen legeren Aufzug missbilligend, aber schweigend musterte. Die Jagd nach der zweiten Arche schien die Kommandantin in ihrer hochgeschlossenen Phantasie-Borduniform in gute Laune zu versetzen. Sie nickte ihm trotzdem wohlwollend zu. Die Übrigen grüßten ohne erkennbare Begeisterung.
    Rhodan setzte sich an seinen gewohnten Platz, in den Besuchersessel, und sah sich um. Die Besatzung der Hauptzentrale schien in ausgeglichener Stimmung zu sein. Denetree, die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher