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PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere

PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere

Titel: PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere
Autoren: Hubert Haensel
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noch nichts wissen. Mir ergeht es jedenfalls so.«
    »Ich fühle mich ohnehin nicht als ganzer Mensch«, seufzte Alaska.
    »Wenn du sagen willst, dass du dich wegen des Fragments geringer einschätzt, bist du im Irrtum.«
    »Hör auf damit!«, stieß Alaska schneidend hervor.
    »Warum? Was wir reden, bleibt zwischen uns beiden. Niemand wird je davon erfahren. Nicht nur du glaubst, dass wir beide uns ähnlich sind.«
    Alaska schwieg betreten.
    »Ich wünschte, ich könnte dir helfen, mein Freund«, begann Carfesch nach einer Weile.
    »Kannst du das Fragment zwingen, in mein Gesicht zurückzukehren?«
    »Das Leben geht weiter, aber die Wünsche ändern sich«, sinnierte der Sorgore. »Vor geraumer Zeit hast du mich gebeten, den Klumpen aus deinem Gesicht zu entfernen. Heute bin ich froh darüber, dass es mir nicht gelungen ist. Du bist alles andere als glücklich über den Verlust des Fragments. Den Frostrubin kannst du deswegen hassen — TRIICLE-9 wird das nicht einmal wahrnehmen. Ich könnte deinen Hass weit weniger ertragen.«
    »Als Mann mit der Maske war ich bekannt und geachtet«, sagte Saedelaere kurz darauf. »Oder zumindest gefürchtet. Ohne das Fragment bin ich niemand.«
    »Sie nennen dich den Totenbleichen.«
    »Wer ist das schon?«, ereiferte sich der Transmittergeschädigte. »Wer ist der Totenbleiche? Was kann er, welche Fähigkeiten hat er vorzuweisen?«
    »Du bist der Alaska Saedelaere, der du immer warst.«
    »Das ist nichts als ein Name. Kaum jemand nennt mich so, in den Gedanken aller bin ich nur noch der Totenbleiche. Mag sein, dass sie mich sogar fürchten, mehr noch als früher. Denn jetzt sehen sie mein entstelltes Gesicht.«
    »Alles änderte sich, du hast es selbst erlebt. Du wirst ein neues Selbstvertrauen finden, Alaska.«
    Saedelaere biss die Zähne zusammen, um einen Aufschrei zu vermeiden. Hastig streifte er den linken Ärmel zurück. Die Haut wirkte gläsern und spröde. Und sie schien sich zuckend zu bewegen. »Sieh dir das an! Wenn das Fragment mich wirklich verlassen hätte, wäre alles anders. Es wird mich umbringen, sobald es sich mit meinem Herzen befasst oder ins Gehirn eindringt. Ich kenne seine Regeln nicht — ich weiß nur, dass ich es seit dem Durchgang durch den Frostrubin fürchten muss. Mehr als alles andere.«
    Darauf wusste Carfesch keine Antwort.
     
     
    Er war eingeschlafen und wusste nicht, wie viel Zeit inzwischen vergangen war. Das kleine Schiff war gelandet. Ein dampfender, brodelnder Sumpf erstreckte sich außerhalb. Erst als Alaska klar wurde, dass Carfesch längst das Schiff verlassen hatte, sprang er ebenfalls hinaus. Ein schmales Stück schwankenden Bodens trug ihn einigermaßen sicher. Viele kleine Inseln ragten aus dem Sumpf auf.
    Am Strand einer der Inseln kauerten menschenähnliche Geschöpfe. Bei seiner Annäherung hoben sie wie auf ein geheimes Kommando hin die Köpfe. Alaska erschrak schier zu Tode. Sie waren Totenbleiche wie er selbst.
    Schreiend hastete er davon ...
    ... und begriff irgendwann, dass er nur träumte. Nur langsam drangen die vertrauten Geräusche des Beiboots in sein Bewusstsein vor.
    Er bemühte sich, wieder ruhiger zu atmen, und wollte sich aufrichten, doch sein rechtes Bein war taub. Es war unförmig angeschwollen, der aufgeplatzte Schuh ließ eine schwammige Masse hervorquellen. Was er schon lange befürchtete, begann sich zu bewahrheiten: Das Fragment veränderte ihn.
    »Hilf mir, Carfesch!«, keuchte er.
    Der Sorgore antwortete nicht. Eine schreckliche Erinnerung stieg in Saedelaere empor. Zwischen den Sumpfinseln hatte er mit Carfesch gekämpft, als er versucht hatte, das Cappin-Fragment aufzuheben, das ihm vor die Füße gefallen war. Nur ein Traum ... Und warum scheute er sich davor, sich jetzt umzudrehen?
    Trotz der Schmerzen schwang sich Saedelaere herum. Carfesch saß nicht mehr vor den Kontrollen, er würde nie wieder im Pilotensessel sitzen.
    Carfesch war tot.
    Alaska Saedelaere brauchte Minuten, um das Ungeheuerliche zu begreifen. Er starrte seine Hände an, genau wissend, dass er zum Mörder geworden war. Carfesch war einer der wenigen Freunde gewesen, die auch nach dem Verlust des Cappin-Fragments zu ihm gehalten hatten. Wahrscheinlich hatte der Sorgore versucht, ihn aus seinem Albtraum aufzuwecken, und dabei war es geschehen.
    Saedelaere taumelte zur Schleuse. Viel zu lange dauerte es, bis sich das innere Schott hinter ihm schloss. Er hämmerte auf die Sensortaste, die den Öffnungsvorgang einleitete. Aber nur eine
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