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PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere

PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere

Titel: PR Kosmos-Chronik 02 - Alaska Saedelaere
Autoren: Hubert Haensel
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Es schien allgegenwärtig zu sein.
    Das Schiff lag knapp vor der Abbruchkante. Gut fünfhundert Meter weit ging es in die Tiefe, bis eine Rampe den Krater einengte. Alaska beugte sich weit nach vorne, um so viel wie möglich erkennen zu können.
    »Sieh dich vor!«, warnte Carfesch. »Oder willst du dir das Genick brechen?«
    »In den SERUNs können wir nicht abstürzen«, entgegnete Alaska. »Das ist technischer Standard.«
    »Wir befinden uns nicht auf irgendeinem Planeten, sondern auf der Oberfläche des Loolandre«, widersprach der Sorgore. »Folglich sollten wir uns nicht darauf verlassen, dass alles wie gewohnt funktioniert.«
    Schon lange hatte er sich nicht mehr so wohl gefühlt. Eine Zeit lang hoffte er sogar, das Cappin-Fragment hätte sich während der harten Landung endlich stillschweigend verabschiedet — immerhin spürte er seither nicht einmal ein Zucken.
    Der Krater war riesig und unmöglich in kurzer Zeit zu erforschen. Angesichts der gewaltigen Ausdehnung des Armadaherzens fragte Alaska sich ohnehin, ob ein Menschenleben ausreichte, um den Loolandre auch nur bruchstückhaft zu erkunden.
    Abrupt hielt er inne. Wenn er sich nicht täuschte, stand rechts von ihm, tief unten am Rand des Abgrunds, eine zierliche Gestalt. Statt eines Raumanzugs trug sie nur ein einfaches weißes Gewand. Carfeschs warnenden Ruf beachtete er nicht: Langsam ging er auf die ferne Gestalt zu.
    »Wer bist du?«, flüsterte er. »Ich kenne dich — aber du kannst gar nicht hier sein. Bitte antworte mir!«
    Die weiße Gestalt stand wie erstarrt. Aber selbst Carfeschs Stimme wurde für Saedelaere zum fernen Raunen. Er registrierte, dass der Sorgore besorgt fragte, mit wem er redete, doch er antwortete nicht.
    Irgendetwas zerbrach unter seinen Sohlen. Er strauchelte und geriet ins Rutschen — und starrte dennoch unverwandt hinab zu der hellen Gestalt. Selbst als er stürzte und von lockerem Geröll in die Tiefe gerissen wurde, spürte er keine Furcht. Er ahnte, dass eine unbegreifliche Sicherheit auf ihn wartete.
    Obwohl das Gesicht der Person im Schatten lag und er nicht mehr als den wehenden Umhang erkennen konnte, glaubte er zwei Augen zu sehen, die ihn sehnsuchtsvoll anblickten. Im selben Moment riss ihn eine unwiderstehliche Kraft in die Höhe und setzte ihn am Kraterrand ab. Tief unter ihm verwehte die weiße Gestalt wie Nebel in der Mittagssonne.
    »Warum hast du das getan?«, schrie er Carfesch an. »Warum hast du mich zurückgeholt?« Impulsiv riss er seinen Strahler hoch, doch im gleichen Moment vernahm er das feine Zischen eines Paralysators. Finsternis umfing ihn.
     
     
    Als Alaska erwachte, wusste er, dass er sich schnellstmöglich von Carfesch trennen musste. Aber der Sorgore würde wachsamer sein als zuvor.
    Das Cappin-Fragment rumorte in seinem rechten Bein. Doch zum ersten Mal seit dem Flug durch den Frostrubin machte es ihm nichts aus.
    Wir fühlen uns beide nicht wohl, dachte er. Mein Körper mag für dich ein schreckliches Gefängnis sein, aber du bist auch kein angenehmer Gefangener. Wenn ich wüsste, wie ich dich freilassen kann, würde ich keine Sekunde lang zögern. Trotzdem bin ich jetzt überzeugt, dass es einen Weg gibt — wir müssen ihn nur finden. Solange wir Carfesch an unserer Seite haben, wird das nicht möglich sein.
    Es tat ihm gut, die eigenen Gedanken zu teilen. Auch wenn er nur mit einer fiktiven Person redete. Er glaubte nicht, dass ihn der Organklumpen verstand. Jahrhundertelang hatten sie wie Symbionten miteinander gelebt, aber erst vor sehr kurzer Zeit hatte Alaska wirklich verstanden, welche Vorteile ihm diese Symbiose gebracht hatte.
    Das Ziehen im Bein verstärkte sich. Aber sowenig wie die Mediziner an Bord der BASIS fündig geworden waren, so wenig lag die Veränderung im Erfassungsbereich des SERUNS. Der Raumanzug reagierte nicht darauf.
    Während Saedelaeres Lähmung hatte sich Carfesch schon in der näheren Umgebung umgesehen. In den Kraterwänden hausten Wesen, die für Ordnung sorgten. Zumindest waren sie im Begriff, ein tiefer liegendes Raumschiffswrack zu demontieren. Andere ihres Volkes vertraten aber wohl die Ansicht, dass es besser sei, das Schiff wieder in den Originalzustand zu versetzen. Jedenfalls arbeiteten beide Gruppen gegeneinander und ohne wirklich voranzukommen.
    In der Tiefe zeigten die Kraterwände Spuren einer Bearbeitung. Balkonähnliche Plattformen ragten aus den Wänden, dazwischen gab es Treppen und überdachte Rampen. Am Grund des Kraters war es nicht
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