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PR 2706 – Sternengrab

PR 2706 – Sternengrab

Titel: PR 2706 – Sternengrab
Autoren: Michael Marcus Thurner
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hatte die Lage jederzeit im Griff gehabt. Er hatte sich indes umgesehen und seine Leute beobachtet. Die Stimmung im Oval war ungewohnt schlecht. Etwas stimmte nicht.
    Er hielt Aranson Barber auf, bevor dieser die Zentrale verlassen konnte.
    »Nun?«, fragte er leise. »Was meinst du zu Danzaos Zusammenbruch?«
    »Er war von den Geschehnissen der letzten Tage überfordert. Er braucht bloß ein wenig Ruhe.«
    »Ich glaube dir kein Wort, Aranson. Du warst immer schon ein schlechter Lügner, und wenn du hellblau anläufst, so wie jetzt, ist das stets ein schlechtes Zeichen.«
    Barber schüttelte den Kopf, wohl verärgert darüber, dass er seine Emotionen nicht besser unter Kontrolle hatte. »Danzao war katatonisch«, flüsterte er. »Wir reden von schwerwiegenden psychomotorischen Symptomen, Reginald. Seine Krankengeschichte und die üblichen Tests weisen ihn als ausgeglichen und besonnen aus, niemals hat er auch nur Anzeichen einer beginnenden Depression oder Schizophrenie gezeigt.«
    »Das bedeutet?«
    »Wir müssen einige Untersuchungen mit ihm durchführen.«
    »Du weichst schon wieder aus!«
    »Was soll ich dir denn sonst sagen, verflucht!«, fuhr ihn der Mediker an, sehr zum Erstaunen einiger Bordmitglieder in Hörnähe. »Wir kommen derzeit mit der Arbeit kaum nach. Es handelt sich allesamt um kleine Wehwehchen, die meiner Meinung nach mit der Ausnahmesituation zu tun haben, in der wir uns befinden. Verflucht noch mal!«
    Barber stampfte energisch mit dem Fuß auf. »Wenn du mich nun entschuldigst – ich habe zu tun. Ich rühre mich, sobald wir wissen, was mit Danzao los ist.«
    Der Mediker wartete keine Antwort ab. Er drehte sich einfach um und verließ die Zentrale, wieder begleitet von seinem Notfallkoffer.
    »Meiner Meinung nach ist der gute Aranson ebenfalls reichlich überfordert«, sagte Togoya zu Bull. »Ich habe ihn niemals zuvor fluchen hören.«
    »Da stimmt etwas ganz und gar nicht.« Er roch und fühlte es. Die Besatzungsmitglieder gingen sich gegenseitig auf die Nerven oder hatten mit sich selbst Probleme.
    Bull sah auf die Uhr. Es war 22.32 Uhr am 30. Juni 1514 NGZ. Den Prognosen zufolge würden sie in etwa vier Stunden das Zielgebiet erreichen. Er fühlte sich ausgelaugt und hätte einige Zeit Ruhe in der Abgeschiedenheit seiner Kabine benötigt. Doch zuerst wollte er nach Emerson Danzao schauen und sich in aller Ruhe mit den beiden Chefmedikern unterhalten.
     
    *
     
    Die Medoabteilung war überfüllt. Mehr als fünfzig Besatzungsmitglieder benötigten eine Behandlung. Viele beobachteten ihn misstrauisch, als er an ihnen vorbeiging, und von dem einen oder anderen fühlte er sogar Zorn.
    »Was willst du denn hier?«, empfing ihn Barber unwirsch. »Ich versprach dir doch, dich zu informieren, sobald ich mehr über Danzao herausgefunden habe.«
    »Wie mir scheint, geht es längst nicht mehr ausschließlich um Danzao«, gab sich Bull unbeeindruckt von der schlechten Laune des Arztes. »Was hat das da draußen zu bedeuten?«
    Die Tür öffnete sich. Sei-bei-mir, kongenialer Partner von Aranson Barber, wurde vom speziell für den Lyrianer angefertigten Diagnoseroboter hereingetragen. Er ließ sich auf dem Boden absetzen und streckte den dreigeteilten Hauptkörper durch. Er wirkte müde.
    »Ich wollte dich soeben informieren, Reginald«, sagte er. »Diese Krankheitswelle nimmt allmählich epidemische Symptome an.«
    »Das ist doch lächerlich!«, tat Barber die Worte des Kollegen ab. »Wir haben es mit stressbedingten Ausfällen zu tun. Immerhin gelten wir als vogelfrei und haben keinerlei Zugang zum heimatlichen Solsystem. Die Onryonen machen Jagd auf uns. Die Besatzungsmitglieder fühlen sich schlecht informiert. Sie wissen nicht, wie es weitergehen soll. Das alles sind gute Gründe dafür, dass einige Leute psychisch blockiert sind.«
    »Ist Kendrest ähnlicher Meinung?«, fragte Bull.
    »Kendrest hat sich in seinem Labor eingeschlossen und analysiert die Unterlagen, die wir ihm zukommen lassen. Dieser Feigling! Am liebsten würde ich ihn ... ihn ...« Der Ferrone benötigte eine Weile, bis er sich wieder unter Kontrolle hatte. Dann sagte er leise mit gepresster Stimme: »Sei-bei-mir hat recht. Ich fühle es an mir selbst, dass etwas nicht in Ordnung ist.«
    »NEMO?«
    »Ja, Reginald?«
    »Ich möchte, dass du einen Check der Schiffsatmosphäre vornimmst. Überprüfe, ob sich gefährliche Fremdstoffe an Bord befinden. Viren, Bakterien, Nanobestandteile. Joska Oter soll so viele Leute wie möglich an
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