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PR 2705 – Die Sippe der Würdelosen

PR 2705 – Die Sippe der Würdelosen

Titel: PR 2705 – Die Sippe der Würdelosen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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in den Nacken schieben musste.
    »Ich weiß.« Khosrau nickte. »Untersucht mich noch einmal gründlicher. Es liegt in meinem eigenen Interesse, dass die Wahrheit ans Tageslicht kommt.«
    »Dann sind wir uns ja einig.« Bull winkte den TARA-VII-UH-Kampfroboter herbei. Ein zweites Exemplar löste sich aus einer Sicherheitskammer, die sich unmittelbar neben Khosraus Kabinenschleuse befand. Die Arme beider Maschinen tasteten ihn ab, ein Scan fand im selben Augenblick statt.
    Sie würden nichts finden. Er hatte alle Waffen abgelegt, bevor er Bull gegenübergetreten war.
    »Wohin soll es gehen?«, fragte er. »Zurück in die Medostation?«
    »Ja.«
    Jawna Togoya hatte bislang kein Wort gesagt. Die Posbi-Kommandantin richtete ihre Blicke auf ihn, als wollte sie jede seiner Bewegungen, jede seiner Regungen abspeichern, um sie analysieren zu können. In diesen Sekunden war sie weit davon entfernt, menschenähnlich zu wirken.
    »Was hältst du von Bulls Anschuldigungen?«, fragte Khosrau die Kommandantin. »Halten sie einer Überprüfung durch deine Positronik stand?«
    »Was ich denke, ist irrelevant«, sagte Jawna Togoya. »Wir möchten lediglich einige Erhebungen durchführen und dich gründlich untersuchen. Vielleicht bist du ein Schläfer, der nicht weiß, dass er beeinflusst wurde.«
    »Mag sein.« Khosrau dachte an seinen Flug von einem Polyport-Hof zum nächsten. Er war wesentlich länger unterwegs gewesen, als es hätte der Fall sein dürfen. Und dann war da noch dieses sonderbare Gefühl eines schmerzlichen Verlustes, das ihn seitdem verfolgte.
    Dennoch: Die beiden TARAS machten ihn nervös. Noch mehr jedoch die beiden Männer, die dahinter warteten. Die Angehörigen der Bordsicherheit gingen nicht sonderlich zimperlich mit Verdächtigen um, wie er wusste. Und sie folgten Bull auf Gedeih und Verderb. Was, wenn Bull sie bat, ihn stolpern zu lassen?
    Der Unsterbliche glaubt zwar von sich selbst, moralisch integer zu handeln. Aber ich kenne seine Akte gut genug, um zu wissen, dass er sich selbst belügt.
    »Ich bin Sicherheitsspezialist und kenne mich in der Materie aus«, sagte Khosrau. »Ich bin Herr meiner Sinne und werde von niemandem beeinflusst.«
    »Um das mit hundertprozentiger Sicherheit zu wissen, möchte ich einige biologische Proben von dir nehmen«, sagte Bull.
    »Um was herauszufinden?«
    »Das ist die Frage, nicht wahr? Lass uns später darüber sprechen. Wenn ich dich nun bitten darf ...«
    »Ich möchte einen anderen Vorschlag machen.«
    »Und zwar?«
    »Sollte ich wider mein eigenes Wissen Teil einer fünften Kolonne sein oder irgendwo am Körper einen Sender tragen, der meinen Standort und damit den der JULES VERNE an die Onryonen verrät, wäre es das Vernünftigste, mich so rasch wie möglich aus dem Schiff zu schaffen.«
    »Weiter.«
    »Überlasst mir ein Beiboot, setzt mich aus. Gebt mir eine Space-Jet. Präpariert sie so, dass ich sie nicht selbst steuern kann und stets unter eurer Fernkontrolle bleibe. Bringt das Schiff auf einen Kurs weg von der JULES VERNE, an einen beliebigen Ort. Verwendet mich als Köder, um die Onryonen anzulocken und sie gegebenenfalls selbst zu überraschen.«
    »Du wärst bereit, den Lockvogel zu spielen? Das kommt überraschend.«
    »Ich hänge an meinem Leben und werde es nicht leichtfertig wegschmeißen. Aber wir alle wissen nicht, was mir zugestoßen ist. Ich stelle einen Risikofaktor dar. Einen, den man durch ein derartiges Manöver minimieren könnte. Setzt mich eine Zeit lang aus und beobachtet, was weiter geschieht.«
    Jawna Togoya blickte Bull an. »Ich halte das für eine gute Idee. NEMO ebenfalls.«
    NEMO. Die Schiffspositronik, im Schiff allgegenwärtig, stand via Internfunk mit der Posbi-Kommandantin in Verbindung.
    »Gut.« Bull nickte. »Lass eine Space-Jet vorbereiten, Jawna. Die beiden TARAS und ich begleiten Khosrau zum Beiboot. Achtet darauf, dass er keinerlei Zugriffsmöglichkeit auf die Steuerungsfunktionen der Space-Jet bekommt. Funk und Ortung müssen ebenfalls desaktiviert, die Biokomponente des Schiffsgehirns entfernt werden. Geht nicht das geringste Risiko ein.«
    »Die Umbauarbeiten werden etwa eine Stunde in Anspruch nehmen.«
    »Je schneller, desto besser.« Bull wies Khosrau an, einige Habseligkeiten zusammenzusuchen.
    Der Unsterbliche wartete ungeduldig, während Khosrau Kleidung, ein unverfängliches Lese- und Schreibgerät, Hygieneartikel und persönliche Habseligkeiten zusammengetragen und in einem Bordrucksack gebündelt
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