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PR 2700 – Der Techno-Mond

PR 2700 – Der Techno-Mond

Titel: PR 2700 – Der Techno-Mond
Autoren: Andreas Eschbach
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nicht von Natur aus pervers veranlagt, aber sie und besonders ihre Produkte benötigen vor allem eines: Energie. Und die kann die nahe Sonne in überreichem Maße liefern.
    Schon in der ersten Hälfte des vierten Jahrtausends der alten Zeitrechnung wurde daher in der einigermaßen temperierten Zwielichtzone des Nordpols ein Hypertronzapfer aufgebaut, der Energie direkt aus der Sonne ziehen konnte. Aus der ursprünglichen Anlage hat sich im Verlauf der folgenden anderthalb Jahrtausende das Forschungszentrum Merkur-Alpha entwickelt, zu der auch das legendäre Volcan-Center gehört. Koryphäen wie Myles Kantor, Attaca Meganon oder Rudyr Pinkor haben hier gearbeitet.
    Als Tourist werden Sie auf Merkur nicht allzu viel zu sehen bekommen. Die meisten Projekte, die hier laufen, sind ultrageheim. Ich denke, an der Venus werden Sie mehr Freude haben.

     
     
    Bei den Erdwürmern und Zweigfüßlern
     
    Von allen solaren Planeten, die wir anfliegen, wird die Venus Sie als Besucher aus dem Sonnensystem einer alternativen Realität wahrscheinlich am meisten überraschen. Ich habe mir ein Dossier über Ihre Venus angesehen. Das ist ja mal ein unerquicklicher Ort. Eine Atmosphäre aus Kohlendioxid, mit ein bisschen Stickstoff und Schwefeldioxid darin, der Himmel mit Wolken aus Schwefelsäure verhangen, abgeschmeckt mit ein paar fiesen Chlor- und Phosphorverbindungen.
    Zum Glück verdampft der Regen schon, bevor er unten ankommt, bei einer Durchschnittstemperatur von über vierhundert Grad auch kein Wunder. Ein echtes Treibhaus. Und unter der Atmosphäre mit dem neunzigfachen Luftdruck der Erde eine ziemlich langweilig gewellte Oberfläche mit zwei mäßig großen Hochregionen.
    Ganz ehrlich, da hätte die Liebes- und Schönheitsgöttin der alten Römer doch wirklich einen attraktiveren Planeten verdient. Aber tolle Namen habt ihr euch für die einzelnen Landstriche ausgedacht: Ischtar Terra, Rhea Mons, Artemis Chasma, Aphrodite Terra – so kann man sich eine Welt auch schönreden.
    Unsere Venus ist auf jeden Fall die angenehmere Variante, wenn man für Dschungel, Wärme und eine exotische Flora und Fauna etwas übrig hat. Aus den recht flachen Meeren erheben sich vier Landmassen: Robyn, New Atlantis, Dione-Astarte und die kleinste, Merima, auf der an der Mündung des bis zu zehn Kilometer breiten Tausend-Bogen-Flusses Venus City liegt.
    Das ist aber nicht die Hauptstadt der Venus. Die heißt Port Venus und wurde auf dem Nordkontinent Robyn am Ende des Tomisenkow-Fjords auf einem Hochplateau errichtet, eine interessante aus konzentrischen Ringen aufgebaute Anlage. Gar nicht weit davon finden Sie im Valta-Gebirge die berühmte Venus-Basis der Arkoniden. Die unterhielten vor dreizehntausend Jahren eine kleine Kolonie auf der Venus, weil ihnen die Erde zu kalt war.
    Damals, das wird vor allem Sie, meine Damen, interessieren, hat auch der berühmte Atlan eine Zeit lang dort gelebt. Unter der Venus-Festung dürfen Sie sich allerdings keine Burg mit Wällen oder Ähnlichem vorstellen. Die gesamte Anlage mit der riesigen Positronik ist komplett in einen Berg hineingebaut worden. Teile davon kann man übrigens besichtigen, aber soviel ich weiß, ist dieser Bereich wegen Renovierungsarbeiten vorübergehend geschlossen. Sie müssen eben noch mal wiederkommen. Unser Solsystem ist immer eine Reise wert.
    Fast das gesamte Festland der Venus ist von dichten Urwäldern und Sümpfen bedeckt. Unter der geschlossenen Wolkendecke herrscht während der Helligkeitsphase des 240-stündigen Tages düsteres Dämmerlicht. Die mittlere Tagestemperatur am Äquator beträgt 55, die mittlere Nachttemperatur zwölf Grad Celsius. Mit den Sauriern und den Flugechsen überall hat man das Gefühl, Zigmillionen Jahre in die Vergangenheit der Erde gereist zu sein.
    Überhaupt kommt einem das Ganze so vor, als sei der Schöpfer unserer Venus von dem Wissensstand ausgegangen, den man Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts der alten Zeitrechnung vom zweiten Planeten unseres Systems hatte. Beziehungsweise von den Vorstellungen, die man sich davon gemacht hat. Die dichte Wolkendecke gewährt ja keinen Blick auf den eigentlichen Planeten.
    Tolle Tiere gibt es auf der Venus: Landpolypen mit
    drei Meter langen Fangarmen, weiße Schleimwürmer, fünf Zentimeter lange Verzehrameisen und silberpelzige Flugskerne.
    Der Carata-Vampir gleicht äußerlich einer südamerikanischen Palme, ist aber ein mit Widerhaken versehenes Ungeheuer und tödlich giftig. Die zwei Meter großen
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