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PR 2700 – Der Techno-Mond

PR 2700 – Der Techno-Mond

Titel: PR 2700 – Der Techno-Mond
Autoren: Andreas Eschbach
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daran, dass ich vorhin darauf hingewiesen habe, dass man einen zerstörten Mond durchaus reparieren könne? Und dass Titan derzeit der größte Mond des Sonnensystems sei?
    Geben Sie acht, ich präsentiere Ihnen die größte Baustelle des Solsystems. Sehen Sie im Licht der Kunstsonnen dieses Gerüst aus Quer- und Längsrippen mit den Felskonglomeraten dazwischen? Man kann gut erkennen, dass es, wenn es einmal fertig ist, eine perfekte Kugel ergeben wird. Ein künstlicher Mond, der neue Ganymed.
    Von unserer Jet aus können Sie das nicht so richtig abschätzen, aber er wird einmal mehr als fünftausend Kilometer durchmessen, also genauso groß sein wie der alte Ganymed. Der war nämlich der größte Mond all unserer Planeten – bis er vor mehr als fünfzig Jahren zerstört wurde. Wieder einmal ungebetene Gäste …
    Aber aus dem Syndikat der Kristallfischer, das hier seinen Sitz hatte, wurde das Sykonpha aufgebaut, das Syndikat zur Konstruktion planetarer Habitate, mit dem Ziel, Ganymed neu erstehen zu lassen. Durch ein System von Rippen und Verstrebungen wird eine Hohlschale stabilisiert, die man dann mit Material auffüllt, das Frachter des Syndikats aus dem Asteroidengürtel und der Oort'schen Wolke heranschaffen. Sie sehen ja, wie es da von Raumschiffen wimmelt.
    Achtzig Jahre wird es wohl noch dauern, aber das Projekt macht gute Fortschritte, kein Wunder, wenn sich ein Homer G. Adams dahinterklemmt. Die Keimzelle des neuen Ganymed ist übrigens an seinem nördlichen Pol Galileo City, die echte Hauptstadt des alten Mondes, die damals der Katastrophe entronnen ist. Schon jetzt leben wieder mehr als elf Millionen Menschen dort, auf allen Jupitermonden zusammen sind es gegenwärtig 190 Millionen.

     
     
    Verlorene Welten
     
    Zwischenstopp im Nichts! Nun ja, so ganz stimmt das nicht. Sobald unser Pilot die Scheinwerfer der Space-Jet einschaltet, werden Sie sehen, dass von »Nichts« nicht die Rede sein kann. Da dürfen Sie die Flugkünste unseres Piloten bewundern, dass es in diesem Gewimmel von Steinbrocken nicht zu einem Zusammenstoß gekommen ist. Sie haben es nun sicher erraten. Wir befinden uns im Innern des Asteroidengürtels, noch immer gut 400 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt, aber natürlich längst innerhalb des Anstoßkreises unseres gedachten Fußballfelds.
    Ich weiß, ich weiß: Sie wollen die Planeten des Solsystems besuchen, nicht Hunderttausende von Riesensandkörnern, die auf einer Breite von gut zweihundert Millionen Kilometern das All versperren. In Ihrem Sonnensystem gab es zwischen Mars und Jupiter nie einen Planeten. Die Schwerkraft des Jupiters soll schuld daran gewesen sein, dass sich aus dem präsolaren Urnebel an dieser Stelle keiner bilden konnte.
    Bei uns war das anders, bei uns kreiste zwischen dem heutigen vierten und heutigen fünften Planeten ein weiterer, bis er vor etwa 50.000 Jahren durch die Ahnen der Haluter vernichtet wurde. Sie sehen, das Phänomen der »unerwünschten Besucher« ist im Solsystem keineswegs neu. Dieser Zeut genannte Planet war mit einem Durchmesser von gut 10.000 Kilometern fast so groß wie die Erde.
    Früher muss es auf ihm ziemlich skurrile Lebensformen gegeben haben, aber heute interessieren sich für seine Überreste fast nur noch Prospektoren, weil sie in dem Trümmerring seltene Erze und Mineralien zu finden hoffen. Und ein paar übersättigte Weltraumtouristen, die in den luxuriösen Wellness-Hotels von Ceres, Vesta oder einem der anderen größeren Brocken Ruhe und Entspannung suchen. Wir fliegen jetzt auf jeden Fall zum Mars weiter.
    Wenn Sie so wollen, ist das ebenfalls ein verlorener Planet, auch wenn Ihnen auf den ersten Blick daran nichts Besonderes auffallen wird. Ein riesiger roter Sandkasten wie bei Ihnen zu Hause. Es ist scheinbar alles da: das mächtige Grabensystem der Valles Marineris, die Hochebene Xanthe Terra und der Olympus Mons, auf den die Marsianer so stolz ist, weil sie in ihm mit einer Höhe von sage und schreibe sechsundzwanzig Kilometern den höchsten Berg des gesamten Sonnensystems besitzen.
    Aber wirklich alles ist eben doch nicht vorhanden. Phobos und Deimos fehlen. Dieser Mars hat keine Monde, und das liegt nicht nur daran, dass es der Mars des Perryversums ist. Es liegt daran, dass es überhaupt nicht der echte Mars ist. Oder vielleicht doch?
    Vor nicht ganz dreihundert Jahren materialisierten auf dem ursprünglichen Mars Kristallsplitter, die von der anderen Seite des Universums kamen. Fragen Sie nicht, was das
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