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PR 2700 – Der Techno-Mond

PR 2700 – Der Techno-Mond

Titel: PR 2700 – Der Techno-Mond
Autoren: Andreas Eschbach
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Lichtjahre von der Erde entfernt. Sie sagte es, während sie hinter dem Kontursitz von Ortungsoffizier Goron Deker stand und die Ortungsanzeigen auf dessen Schirm betrachtete. Sie pustete dabei über ihren Tee, den der Servo wie üblich zu heiß zubereitet hatte. Pfefferminzgeruch umgab sie, zum Missfallen ihrer Crew. Die meisten waren im Solsystem geboren und assoziierten Pfefferminze mit kindlichen Bagatellerkrankungen und Unwohlsein. Anna Patoman dagegen stammte von Alburi, wo terranische Minze nur an wenigen Plätzen wuchs und deswegen als Luxus galt.
    Auf dem Schirm waren vier Punkte aufgetaucht. Rote Punkte, was so viel hieß wie: verdächtig. Den Kennungen nach tefrodische Aufklärer; der Vektor, mit dem sie aus dem Linearraum gekommen waren, deutete in die Northside. Und sie flogen, als gehöre ihnen die Galaxis.
    Goron Dekers Finger glitten über die Kontrollen. »Was wollen die hier?« murmelte er.
    »Das werden dir deine Instrumente nicht sagen können«, meinte Patoman und nahm einen vorsichtigen ersten Schluck.
    »Sieht aus, als checkten sie die Korona. Und die Gashüllen der Riesenplaneten.«
    »Lauter Plätze, an denen sich Verteidiger verstecken könnten.«
    »Und wir? Sie tun, als wären wir gar nicht da!«
    »Wir sind auch keine Verteidiger«, sagte die Kommandantin. »Das wissen die genau.«
    Das sah alles nicht gut aus. Anna Patoman nippte an ihrem Tee, schnupperte Minzeduft und witterte nahendes Unheil.
    Es ging um ITHAFOR-5, daran gab es nicht den geringsten Zweifel. Den Tefrodern ging es darum und dem Galaktikum – in dessen Auftrag sie vor Ort waren, mit fünfzig Schiffen unter ihrem Kommando, dazu einhundert Fragmentraumern der Posbis unter deren eigenem Kommando sowie einem unbemannten arkonidischen Robotraumer – natürlich sowieso.
    Der Polyport-Hof ITHAFOR-5 war bis vor vierzehn Jahren beim Nabeg-Sonnenfünfeck stationiert gewesen, dem Sonnentransmitter am südöstlichen Rand der Milchstraße. Doch Mitte 1500 NGZ waren plötzlich merkwürdige Ausfallerscheinungen aufgetreten: Transporte hatten auf einmal länger gedauert, als sie hätten dauern dürfen. Zunächst hatte es sich nur um Sekunden gehandelt, sodass der Effekt nicht bemerkt worden war, doch dann waren Fälle aufgetreten, in denen sich Transporte durch die hyperdimensionalen Transferkamine um Minuten oder gar Stunden verspätet hatten. In einem Fall waren es sogar zwei Tage gewesen!
    Auftritt der Wissenschaftler. Wie üblich in solchen Fällen.
    Anna Patoman furchte die Stirn. Sie war nicht dabei gewesen, aber sie wusste, wie so etwas ablief, und hatte ihre eigene, nicht öffentlichkeitstaugliche Meinung über diese besondere Spezies. Jedenfalls, die Herren und Damen Wissenschaftler hatten ihre Instrumente aufgestellt, gemessen und räsoniert und sich die Köpfe gekratzt und waren schließlich zu der Ansicht gekommen, dass es sich vermutlich um hyperphysikalische Wechselwirkungen zwischen dem Polyport-Hof und dem alten lemurischen Sonnentransmitter handelte.
    Warum die erst nach so langer Zeit auftraten? Wussten sie nicht.
    Was man dagegen tun konnte? Auch nicht.
    Wie gesagt: Anna Patoman hatte ihre eigene, nicht öffentlichkeitstaugliche Meinung über Wissenschaftler. Dass sie mal mit einem verheiratet gewesen war, kam erschwerend hinzu.
    Jedenfalls hatte man entschieden, den Polyport-Hof vorsichtshalber woandershin zu bringen, und nach langem Grübeln in den zuständigen Gremien war ITHAFOR-5 am 30. Januar 1501 NGZ von der Nabeg-Konstellation weg in das 50.800 Lichtjahre entfernte Ghatamyz-System versetzt worden.
    Mit der Folge, dass die hyperphysikalischen Störungen verschwunden und dafür politische Störungen aufgetaucht waren. Denn das Ghatamyz-System lag im Einflussbereich der Blues – der Jülziish, wie man sie nannte, wenn man korrekt sein wollte –, genauer gesagt, der Archimboiden und vor allem der Weddonen, und zugleich in geradezu verlockender Nähe zum Einflussbereich der Northside-Tefroder, jenes Zweigs der Humanoiden, die aus Andromeda in die Milchstraße rückgesiedelt hatten.
    Anna Patoman nahm einen weiteren Schluck Pfefferminztee und überlegte, ob ihre Meinung über Politiker und deren weise Entscheidungen eigentlich öffentlichkeitstauglich war.
    Eher nicht.
    Jedenfalls hatte die Verlagerung des Polyport-Hofs rapide wachsende Spannungen zwischen Blues und Tefrodern nach sich gezogen. Vor etwa vier Jahren war es erstmals zu offenen Kampfhandlungen gekommen, und seither verwehrten die Blues den Tefrodern
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