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PR 2690 – Der fünfte Akt

PR 2690 – Der fünfte Akt

Titel: PR 2690 – Der fünfte Akt
Autoren: Marc A. Herren
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einem Beistelltisch, auf dem eine Karaffe und zwei Gläser stehen.)
    PRINZESSIN: »Wenn ich in das spiegelnde Wasser des Sees blicke, sehe ich meine Vergangenheit, die Gegenwart und meine Zukunft. Alle drei vereint in dem Gesicht, das ich mit meiner Mutter teile.«
    (Sie schenkt Wein in beide Gläser.)
    BOTE: »Voller Poesie sind Eure Ausführungen. Wir sind sicher, Eure Mutter wäre stolz, wenn sie Euch heute sähe.«
    PRINZESSIN, traurig lächelnd: »Wer sagt, dass sie es nicht tut? Aber verzeiht mir – jetzt erfülle ich unsere Zweisamkeit erneut mit traurigen Worten. Hier, lasst uns anstoßen!«
    BOTE, nimmt das Glas in Empfang: »Selten haben Wir einen Wein von tieferem Rot gesehen. Worauf wollen wir anstoßen?«
    PRINZESSIN: »Auf Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Unser Zusammentreffen, diesen Wein und die Nacht, die vor uns liegt.«
    BOTE: »Auf alle drei! Und auf dieses süße Versprechen, das Wir in Euren Augen sehen.«
    Das Mahnende Schauspiel vom See der Tränen, 4. Akt, 2. Szene
     
    *
     
    Alaska Saedelaere schreckte hoch.
    Er fand sich auf einer weiten Ebene wieder. So weit das Auge sah, dehnte sie sich aus. Eine große rote Sonne brannte darauf herab. Sonst war nichts zu sehen.
    Nur das leere schwarze All.
    Er sah an sich hinunter. Er trug einen langen schwarzen Mantel, der den Boden streifte. Er öffnete ihn und sah, dass er in schwarzen Hosen steckte und ebenso schwarze wie schwere Stiefel trug.
    Saedelaere streckte sich. Verschwunden waren die Eindrücke, die er kurz zuvor noch gehabt hatte. Rhodan und Gucky als Avatare, ihre Zusammentreffen mit dem Kanzler Orsen Tafalla und dem König Noser Netbura. Nemo Partijans Auseinandersetzung mit Gommrich Dranat, dem Hofnarren.
    Saedelaere ging in die Hocke und nahm eine Handvoll des rötlichen Sandes auf, mit dem die Ebene bedeckt war. Er fühlte sich real an, aber als er vorsichtig einatmete, roch er ihn nicht. Er ließ ihn durch die Finger rieseln, sah zu, wie er zu Boden fiel.
    Dann erhob er sich, blickte in Richtung der tiefroten Sonne, die ihre Strahlen über die Ebene legte.
    Er fühlte Unbehagen. Etwas geschah. Etwas ... verging.
    Saedelaere kniff die Augen zusammen. Täuschte er sich, oder zerfransten die Ränder der Ebene langsam, als wären sie in Auflösung begriffen?
    »Arden!«, rief er in die unnatürliche Stille hinein. »Prinzessin Arden Drabbuh, bist du hier?«
    Seine Worte verhallten.
    Ungehört?
    Saedelaere sah sich erneut um. Er beschloss, auf den Rand der Ebene zuzugehen. Er machte zwei, drei Schritte ... und hielt wieder inne.
    Unvermittelt stand er direkt am Rand der Ebene. Er hatte sich gewünscht, dort zu sein – und schon war er es.
    »Die Macht des Geistes«, murmelte er. »Ich wünsche mir, also bin ich.«
    Vor ihm erhob sich das Nichts des Weltraumes. Der vorherige Eindruck hatte ihn nicht getäuscht. Am Rand verlor die Ebene tatsächlich ständig an Substanz. Es zischte und prasselte wahrnehmbar. Der rote Sand löste sich auf in eine nebelartige Substanz, die dann brodelnd zerfiel und von einem nicht spürbaren Wind verweht wurde.
    Während er die Szenerie betrachtete, musste er ein paar Schritte zurückweichen, um nicht in den Nebel zu geraten.
    »Arden?«, rief er erneut. »Prinzessin Arden Drabbuh? Bist du hier?«
    Saedelaere blickte vom Rand der Ebene direkt hinaus in das tiefe All über dem Nebel. Ein Schutzschirm war nicht vorhanden, aber er konnte ungehindert atmen.
    Was wurde hier gespielt?
    Welches Szenario hatten die Peaner für sein Zusammentreffen mit dem Avatar von ARDEN gewählt? Welche Relevanz hatte diese Ebene, die langsam zerfiel?
    Saedelaere blickte zu der großen roten Sonne empor. Was würde geschehen, wenn die Ebene endgültig zerfiel? Würde er samt Nebel in der Sonne zergehen?
    War es seine Aufgabe zu verhindern, dass dies nicht geschah? Dass der Zerfall der Ebene gestoppt wurde?
    War die Ebene vielleicht nichts anderes als der Avatar ARDENS, jenes sich selbst eindeutig als weiblich identifizierenden Teils von TANEDRAR?
    »Arden!«, rief er mit kehliger Stimme. »Ich bin hier! Wir müssen miteinander sprechen!«
    Nichts geschah. Keine Antwort, kein Zeichen. Nur der wallende Nebel und die Ebene, die stetig an Masse verlor.
    Erneut machte Saedelaere ein paar Schritte rückwärts. Einer plötzlichen Eingebung folgend, wandte er sich um, machte drei Schritte und wünschte sich an das andere Ende der Ebene.
    Und stand dort.
    Mit schmerzhafter Intensität stieg eine Assoziation in ihm hoch. Diese
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