Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR 2687 – Alles gerettet auf ewig

PR 2687 – Alles gerettet auf ewig

Titel: PR 2687 – Alles gerettet auf ewig
Autoren: Wim Vandemaan
Vom Netzwerk:
vernünftig. Wenn ich für mich entscheiden müsste, ich würde ihm folgen.«
    »Meine Argumente fandest du also nicht sehr vernünftig?«
    »Vernünftig? Sicher nicht. Ich nehme an, dass es auch nicht dein Plan gewesen ist, der Stimme der Vernunft Gehör zu verschaffen.«
    »Seit wann leben Menschen nach den Regeln der Vernunft?«, sagte Bull und strahlte übers ganze Gesicht.
     
    *
     
    Immerhin 0,31 Prozent der Bevölkerung hatten sich für Delorian entschieden: 35.460.013 von den 11,65 Milliarden – nicht nur Terraner, die das Solsystem bevölkerten.
    Der Exodus erfolgte in den nächsten Tagen über Transitparkette, in Einheiten der Heimatflotte und in den Schiffen der Dosanthi-Flotte, die mit diesen Passagieren aus dem Solsystem abzog.
    Fünf Tage nach den Reden, am 27. Dezember 1469 NGZ, flog Bull mit der SENCO AHRAT ins Weltenkranz-System. Das Schiff erhielt anstandslos Landeerlaubnis auf Saypor. Bull hatte einige Stunden Gelegenheit, mit terranischen Umsiedlern zu sprechen.
    Konsul Chourtaird empfing Bull am frühen Abend. Der Konsul erkundigte sich danach, ob die Neubürger alles zu ihrer Zufriedenheit vorgefunden hätten.
    »Ja. Danke! Aber wenn ich Delorian richtig verstanden habe, ist diese Bleibe ja nur vorübergehend.«
    »Wie letztlich alle Bleiben«, sagte Chourtaird.
    »Von Delorians Elysium einmal abgesehen«, brummte Bull. »Das ja auf ewig gepachtet ist.«
    »Wer weiß«, sagte Chourtaird. Über das greisenhafte Gesicht des Konsuls glitt ein verblüffend jugendliches Lächeln.
    Bull zog mit der Hand einen Schlussstrich unter das Thema. »Und QIN SHI? Wie seid ihr – und wie sind die Neubürger gegen einen Angriff von QIN SHI gerüstet?«
    Der Konsul zögerte nur einen Moment. »Ich zeige es dir.«
     
    *
     
    Der Fahrt vom Raumhafen zu dem Gebäude, das einer überdimensionierten Muschel glich, hatte einer Parade geglichen – einer bizarren Parade allerdings.
    Die hoch aufragenden Wohntürme der Sayporaner – Chourtaird hatte sie Daakmoy genannt – standen weit auseinander; phantastisch geschwungene Brücken verbanden sie, manchmal schlichte, gerade Strukturen, dann wieder kühne, ja irrwitzig verdrehte und ineinander verschlungene Konstruktionen, unmenschlicher und außerirdischer als das meiste, was Bull in seinem Leben an Architektur gesehen hatte.
    Und er hatte nicht wenig gesehen.
    Zwischen den Daakmoy und den fragilen Übergängen spannte sich der Himmel von Saypor wie ein endloses, altrosa getünchtes Tuch. Banteira stand nicht mehr im Zenit, ein konturlos wabernder Lichtfleck.
    Am Straßenrand standen Sayporaner. Meist einzeln, selten zu zweit; oft Dutzende, auch Hunderte Meter voneinander getrennt. Standen? Ja, einige standen frei. Viele aber stützten sich auf kristalline, magisch anmutende Gestelle, andere saßen in mal einfachen, mal überbordend verzierten Stühlen, von denen einige schwebten, andere auf übergroßen Rädern rollten, manche mit einem Baldachin ausgerüstet, eines sogar mit einem Dach, auf dem ein winziger Springbrunnen plätscherte.
    Hin und wieder war Bull versucht, aus der Kanzel des Gleiters zu winken. Aber es fiel ihm schwer, die Sayporaner anzuschauen, denn dafür musste er seinen Blick von den riesigen, dabei zart und zerbrechlich wirkenden Flugzeugen lösen, die am Himmel von Saypor kreisten wie riesenhafte, dabei federleichte Origamifiguren.
    »Diese Pasinen«, sagte Chourtaird, »sind eigens für die Neuankömmlinge gefaltet. Sind sie schön?«
    »Ja«, gab Bull zu. »Sehr schön.«
    Berückend schön sogar, aber befremdlich und – nun ja: eben sehr sayporanisch.
    Dann hielt der Gleiter vor dem Muschelhaus, und Bull und Chourtaird stiegen aus.
    Es war kein Antigravschacht, sondern ein Lift. Die Kabine bot Raum für mindestens zweihundert nicht sehr eng stehende Personen. Bull schätzte, dass die Kabine sie weit über tausend Meter in die Tiefe Saypors trug.
    In einen Bunker also, dachte Bull und erschrak. Eine Schicht Fels gegen die Mittel einer Superintelligenz.
    Der ganze Plan war ein einziger Irrsinn. Er hätte weder Delorian noch dem Wunsch der Ausreisewilligen nachgeben dürfen. Er würde sich bis an sein Lebensende den Vorwurf machen, Millionen von Menschen QIN SHI ausgeliefert zu haben.
    Die Kabine kam ohne Ruck zum Stehen. Die Tür öffnete sich. Für das, was Bull sah, fehlte im Interkosmo das Wort. Eine Halle, ein Schiffshangar konnte groß, konnte sogar gewaltig sein. Aber sie hatte Grenzen – Wände, an denen sie zu Ende war.
    Aber dieser
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher