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PR 2687 – Alles gerettet auf ewig

PR 2687 – Alles gerettet auf ewig

Titel: PR 2687 – Alles gerettet auf ewig
Autoren: Wim Vandemaan
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ist zu privat. Es geht niemanden etwas an.
    Aber es war an der Zeit, es zu sagen.
    Also sagte er es.
    »Ich hatte einen Sohn. Vor langer Zeit. Er war kein starkes Kind. Und er ist lange tot und begraben in einem stillen Winkel der Erde. Ich habe einmal, da hatte er eine leichte Grippe, nichts Ernstes, einen ganzen Tag an seinem Bett gesessen und ihm aus ›Peter Pan‹ vorgelesen. Vorgelesen, wenn er wach war, eine Pause gemacht, wenn er, erschöpft, wieder eingeschlafen war. Er hatte hohes Fieber.
    Er ist nicht an dieser Grippe gestorben. Er ist ...« Bull winkte ab. »Ich vermisse ihn sehr. Und ich hatte in meinem Leben keinen glücklicheren Tag als diesen Tag an seinem Krankenbett. Als ich ihm ›Peter Pan‹ vorgelesen habe, diese Geschichte von dem Jungen, der nicht erwachsen werden wollte.
    Delorian würde sagen: Kein Problem! In seiner Welt würde mein Sohn noch leben. Ja, da wird er noch leben. Da könnte ich in alle Ewigkeit an seinem Bett sitzen und ihm ›Peter Pan‹ vorlesen.
    Aber müsste mein Sohn dafür nicht Kind bleiben – auf ewig? Müsste er nicht krank sein und hohes Fieber haben, damit ich ihm vorlesen kann – auf ewig?
    In Delorians Paradies gäbe es diese Krankheit übrigens nicht. Keine Grippe. Kein Fieber. Keinen Tod.
    Kein Leid. Keine Trauer. Keine Tage am Bett der kranken Kinder. Ich ...« Er stockte. »Ich werde, das versteht sich von selbst, Krankheit und Not bekämpfen. Ich werde um mein Leben kämpfen und um das Leben aller, die mir am Herzen liegen.« Er grinste schief. »Wenn es sein muss, sogar um das Leben derer, die mir nicht am Herzen liegen. Dafür bin ich gewählt worden.
    Aber dieses Leben, das ich will, ist immer in Lebensgefahr. Und ich habe ein Recht zu leiden, wenn es verloren geht. Ein Recht auf Trauer. Auf Vergänglichkeit. Auf Krankheit und auf den Tod.«
    Bull wusste, was zu tun war: Der Zeitpunkt war gekommen, in die Aufnahmeoptik zu schauen und damit den Milliarden Zuschauern scheinbar direkt in die Augen.
    Er schüttelte stattdessen den Kopf ein wenig und schloss die Augen. »Ich habe Verständnis für jeden, der Delorians Angebot annimmt. Er wird, da habe ich keinen Zweifel, alle seine Versprechen erfüllen. Wer mit ihm geht, wird sein Paradies finden. Aber ich werde mich nicht retten lassen in Delorians Ewigkeit. Ich bleibe auf der Erde. Hier sind die Gräber meiner Liebsten.
    Peter Pan irrt. Man ist nicht ewig Kind. Und – auch wenn das aus meinem Mund merkwürdig klingt: Man kann nicht ewig leben. Hier lebe ich. Hier werde ich sterben. Danke!«
    Mit einer fast brüsken Bewegung wandte er sich aus dem Aufnahmebereich der Kameras. Es war still im Studio.
    Endlich kam einer der Aufnahmetechniker auf ihn zu und bot ihm eine Schale Kaffee an. Die Tasse klirrte leise auf der Untertasse. »Keine sehr residentale Rede, mit Verlaub«, sagte er.
    Bull nahm die Schale mit einem Nicken an.
    »Vorsichtig«, sagte der Mann. »Verbrenn dir nicht die Zunge. Kubanischer Kaffee. Ist frisch gebrüht und heiß.«
    »Macht nichts«, sagte Bull und trank. Der erste Schluck verbrannte ihm die Zunge. Er fluchte.
    »Man hat eben ein Recht auf Schmerz«, spöttelte der Techniker.
     
    *
     
    Unmittelbar nach den beiden Reden begann die Abstimmung. Bull hatte klargestellt, dass es nicht darum gehen konnte, eine Mehrheit zu finden, deren Wahl die Minderheit folgen müsste. Wer gehen wollte, sollte gehen; wer bleiben wollte, blieb.
    Wie damals, als ein Teil der Menschheit ES' Angebot gefolgt war, und ins Stardust-System übergesiedelt war in einer Stunde höchster Not und Bedrohung durch die Terminale Kolonne TRAITOR.
    LAOTSE sollte mit der TOLBA logistisch kooperieren. Wer Delorian folgen wollte, konnte dies über eines der Transitparkette tun oder sich von einem Raumschiff nach Saypor ins Weltenkranz-System fliegen lassen, wo Delorian in Zusammenarbeit mit den sayporanischen Konsuln alles Weitere veranlassen würde. Die Zapfenraumer dürften zum Zweck der Aufnahme von Passagieren auf Terra landen; aber es standen auch terranische Einheiten bereit für den Transport.
    Bull hatte sich zu LAOTSE begeben. Der Hauptrechner der Erde sagte: »Meinen Hochrechnungen zufolge wird das Solsystem nicht entvölkert. Null Komma zwei acht bis null Komma drei zwei Prozent werden Delorian Rhodans Einladung annehmen.«
    Bull atmete erleichtert aus und merkte erst in diesem Moment, dass er die Luft angehalten hatte.
    »Ein interessantes Ergebnis«, kommentierte LAOTSE. »Delorians Argumente scheinen mir
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