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PR 2684 – Ein Pfand für die Spenta

PR 2684 – Ein Pfand für die Spenta

Titel: PR 2684 – Ein Pfand für die Spenta
Autoren: Marc A. Herren
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Planeten des Systems kreuzen würde.
    Das Kraftfeld, in dem die SOL festgehalten wurde, ging vermutlich von Mausefalle-Sieben aus, aber sicher war man bei der SOLAG nicht.
    Deccon rieb sich den kahlen Schädel mit der flachen Hand. »Es kommt ständig irgendetwas vorbei«, sagte er und seufzte. »Das ist die gewaltigste kosmische Falle, von der ich jemals gehört habe – und ausgerechnet wir sind hineingetappt.«
    »Das lag an den mangelhaften Vorbereitungen«, versetzte sie mit sanftem Vorwurf. »Bevor wir uns dazu entschlossen haben, in diesem Sonnensystem Vorräte aufzunehmen, hätte die SOL eine Zeit lang außerhalb operieren und die Messergebnisse abwarten sollen. Schließlich waren wir nicht auf der Flucht.«
    Deccon wäre ihr fast ins Netz gegangen. Ihr letzter Satz war pure Provokation: Sie wollte herausfinden, inwieweit er die Fortschrittlichen unterstützte.
    »Ja«, sagte er lahm. »Schon möglich.«
    »Außerdem«, fuhr sie fort, »sind etwas mehr als dreitausend Mitglieder für die SOLAG einfach nicht genug. Gemessen an der Besatzungsstärke. Die Katastrophe war unausweichlich.«
    Er lachte.
    »Seit Jahrzehnten schlittern wir von einer Krise in die andere«, erinnerte er sie. »Bisher haben wir noch jede überstanden.«
    »Aber die Situation an Bord war noch nie so unübersichtlich und gespannt«, hielt sie ihm entgegen. »Dazu kommt nun eine äußere, lebensbedrohende Gefahr.«
    Deccon witterte den unausgesprochenen Vorwurf in ihren Worten. Er war nun seit zwei Jahren und vier Monaten High Sideryt, dazu bestimmt von seiner Vorgängerin im Amt, Tineidbha Daraw. Unmittelbar nach seiner Ernennung hatte Chart Deccon seinen Nachfolger ausgewählt und dessen Namen in SENECA gespeichert. Seine Wahl war geheim; nur er und SENECA wussten, wer sein Erbe sein würde. Allerdings war er berechtigt, den Namen jederzeit zu ändern. Deccon hielt das für heikel, denn SENECA war in seinen Funktionen wesentlich schwerer gestört, als den meisten Wissenden bekannt war.
    »Ich werde nicht der High Sideryt sein, unter dessen Herrschaft es zu einer Katastrophe kommt«, sagte er trotzig. Er benutzte ganz bewusst den Begriff »Herrschaft« anstelle von »Kommando«, um sie zu ärgern.
    Brooklyn reagierte jedoch nicht darauf. »Ich habe ein paar Namen«, sagte sie. »Art Drutan, Loony Waltzeck, Kartron Amer ...«
    »Vergiss es«, unterbrach er sie, plötzlich anderen Sinnes geworden. »Was sind schon Namen? Behaltet die Burschen im Auge und stellt fest, ob etwas Bedeutsames geschieht.«
    »Wann starten wir das nächste Manöver?«, wollte sie wissen.
    Die SOL konnte sich, obwohl sie in Mausefalle festsaß, 1500 Kilometer frei in alle Richtungen bewegen, das hieß, ihr war eine Raumkugel mit einem Durchmesser von 3000 Kilometern geblieben. Gemessen an den Entfernungen, die das Schiff seit dem 24. Dezember 3586 zurückgelegt hatte, war das lächerlich wenig. Eine weitere Teufelei von Mausefalle war, dass jedes eingefangene Objekt eine unterschiedlich große Operationsraumkugel besaß.
    Jemand spielt mit uns! , dachte Deccon.
    »Sobald wir neue Informationen haben«, erwiderte er ausweichend. Unwillkürlich blickte er auf den Zeitmesser.
    4. März 3791 , las er das Datum ab. Als High Sideryt besaß Chart Deccon Zugang zum Logbuch der SOL. Er war, was die Ereignisse in den vergangenen zweihundert Jahren anging, der am besten eingeweihte Solaner.
    »Ich glaube«, bemerkte die grauhaarige Frau auf dem Bildschirm, »wir befinden uns in der Krise.«
    »Was soll das heißen?«, fragte Chart Deccon schroff, obwohl er genau wusste, was sie ausdrücken wollte.
    »Die Schläfer«, sagte sie. »Wir müssen sie wecken.«
    »Nein«, entgegnete er heftig. »Das tun wir auf gar keinen Fall.«
    Er spürte die Erregung in sich aufsteigen. Seit fast zweieinhalb Jahren war er Einsamkeit gewohnt; nun kam eine völlig neue Erfahrung für ihn hinzu: das Gefühl der Verlorenheit.
    »Schluss mit dem Gerede«, sagte er schnell. »Macht weiter!« Dann unterbrach er die Verbindung.
    Seine Blicke wanderten erneut zum Bildschirm der Außenbeobachtung. Im Augenblick waren dort sieben Buhrlos zu sehen. Unwillkürlich beneidete Deccon sie um ihre Fähigkeit, ohne jeden künstlichen Schutz im Weltraum schweben zu können. Diese Art von Freiheit unterlag zwar einer zeitlichen Begrenzung, aber Deccon wusste, dass die Weltraummenschen in einem Aufenthalt im All ihre Erfüllung sahen.
    Im Grunde genommen waren die Buhrlos Deccon so fremd wie die Extras an Bord, und
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