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PR 2684 – Ein Pfand für die Spenta

PR 2684 – Ein Pfand für die Spenta

Titel: PR 2684 – Ein Pfand für die Spenta
Autoren: Marc A. Herren
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Gebäude stehen. Hundert Meter hohe Türme. Weißer Marmor. Die unglaubliche, von Trauer durchtränkte Stille in ihrem Innern. Hunderte Menschen, die auf Bänken saßen, gebeugt vor Gram, vereint im Gebet. Viele auf der Suche nach Hoffnung, aber nicht sie drei.
    Mutter, Madi und er, wie sie darauf warteten, bis die Kirchendiener die Wachsreste aus einer Reihe der bernsteinfarbenen Kerzengläser entfernt hatten und sie wieder benutzt werden konnten. Madis Puppe mit Porzellangesicht, die sie sich gegen die Brust presste, obwohl sie schon lange nicht mehr mit ihr gespielt hatte.
    Die goldene Box, die wie ein Briefkasten ausgesehen hätte, wenn sie nicht golden und mit einem christlichen Kreuz versehen gewesen wäre. Der Quarter Dollar, den seine erbärmlich zitternden Finger erst durch den Schlitz in das Innere der Box stecken konnten, nachdem Mutter ihm beruhigend durch das Haar fuhr.
    Es war der Tag gewesen, als er erfahren hatte, dass Vater in der Normandie abgeschossen worden war. Dass er niemals wieder aus dem Krieg zurückkehren würde.
    Niemals.
    Reginald Bull hatte in seinem Leben Hunderte, wenn nicht sogar Tausende von Raumschiffen gesehen, die in ihrer Form den Türmen von Kathedralen nicht unähnlich sahen. Aber keines von ihnen hatte in ihm eine vergleichbar starke Assoziation ausgelöst wie diese PÄRSTAIR. Zehn Meter hoch, das Schiff eines Sayporaners namens Choursterc, wie ihnen Shanda Sarmotte beim Anflug berichtet hatte.
    Bull strich sich über das Gesicht.
    Vielleicht war es das Motiv des Todes in der Fremde, das diesen schwebenden Kathedralenturm mit dieser Erinnerung verknüpft hatte. Vielleicht war es aber auch die seltsame abgeschottete Zone der St. Patrick's gewesen. Die unnatürliche Ruhe von Hunderten, der stumme Gegensatz zum Lärm auf der Fifth Avenue; ähnlich wie ihre Anwesenheit in der Anomalie.
    Abgeschottet und vereint in einem Gefühl der Bedrückung, dachte er.
    Erneut rieb er sich über das Gesicht. Er hasste es, auf wichtige Informationen zu warten. Am liebsten wäre ihm gewesen, wenn Shanda Sarmotte ihm über Funk einen vollständigen Bericht hätte zukommen lassen, dann hätte er nicht in seinem neuen Nervenzentrum des TLD-Towers warten und sich von seinen Erinnerungen drangsalieren lassen müssen.
    Zur Ablenkung startete er die Einrichtungsroutinen des Raums.
    Der Konferenztisch, bisher auf zehn Personen ausgelegt, verkleinerte sich. Fünf Multifunktionssessel blieben stehen, die anderen fünf und der Rest des Tisches versanken im Boden. Der Vorgang nahm keine fünf Sekunden in Anspruch.
    An den Wänden entstanden die verschiedenen Holos, die er für den Rapport ausgewählt hatte. Eine dreidimensionale Karte der Anomalie. Das Solsystem in verschiedenen Ansichten. Das Weltenkranz-System mit Gadomenäa, Saypor, Druh und den anderen fünfzehn bekannten Planeten. Daneben Datenholos zu Flottenstärken, verbleibenden Ressourcen.
    Menschen, Material, Munition, wie er es gelernt hatte.
    Verflucht, wo blieb Delorian?
    Die Tür glitt zur Seite, und das uralte Wesen trat ein.
    Man muss nicht immer gleich vom Teufel reden, dachte Bull, manchmal zählt bereits der Gedanke.
    »Gibt es bereits Neuigkeiten?«, fragte Rhodans Sohn.
    Bull kniff die Augen zusammen. »Wir werden uns noch ein paar Minuten gedulden müssen. Sarmotte und Toufec sind auf dem Weg.«
    Delorian setzte sich links von Bull an den Tisch. Den Becher mit Wasser, den ihm ein Servoroboter hinstellte, ignorierte er. Bull setzte sich ebenfalls.
    Man schrieb den 13. Dezember 1469 NGZ. Seit der Eroberung des TLD-Towers waren beinahe zwei Wochen vergangen. Am 2. Dezember hatten unter der Leitung von Shanda Sarmotte die beiden Agenten Odo Ollowa und Daniil Veriaso, ihr Spezial-TARA Stainless Stan sowie Toufec das Transitparkett betreten und waren von ihm in das Weltenkranz-System versetzt worden.
    In Sarmottes kurzer Meldung war nur die Rede von ihr und Toufec gewesen. Bull gab sich Mühe, eine vernünftige Erklärung für den Verbleib der beiden TLD-Agenten im Weltenkranz-System zu finden. Die Ahnung sagte ihm aber, dass Ollowa und Veriaso bei der Ausübung ihres Auftrages ums Leben gekommen waren.
    Bei der Ausübung ihres Auftrages, dachte Bull grimmig. Nun denke ich also in offiziellen Textbausteinen. Verflucht!
    Er presste die Lippen aufeinander. Da war es wieder, das Motiv vom Tod in der Fremde.
     
    *
     
    Bull nickte knapp.
    Wie befürchtet waren die beiden Agenten Odo Ollowa und Daniil Veriaso auf dem Planeten Druh im
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