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PR 2670 – Der Weg des Konstrukteurs

PR 2670 – Der Weg des Konstrukteurs

Titel: PR 2670 – Der Weg des Konstrukteurs
Autoren: Marc A. Herren
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interessiert waren.
    Die meiste Zeit schwebten die Firr nur an seinem Körper entlang. Dann setzten sie ihn tagelangen Verhören aus, die sich in der Fragestellung jeweils nur leicht voneinander unterschieden.
    Sholoubwa musste die Geschichte seines Werdens erzählen. Die Firr gaben sich erst zufrieden, als er nicht nur seine eigene Entstehung beschrieben hatte, sondern auch die Chronik seines Erschaffers nachvollzog. Dazu fertigte er aus Cholaquin Port'aldonars Logbüchern dessen Persönlichkeitsmatrix und aus den eigenen Beobachtungen eine in sich konsistente Geschichte.
    Als Unterprüfer Voosla wieder einmal anwesend war, musste Sholoubwa mehrere Testreihen absolvieren, in denen er Kleingeräte konstruieren sollte.
    Er scheiterte sowohl an den zeitlichen als auch an den qualitativen Testvorgaben der Firr.
    Nachdem er Voosla und dem Prüfungskomitee mehrfach versichert hatte, dass er aufgrund der fehlenden Rechenkapazität nur den Bruchteil seiner Schaffenskraft erreichte, erlaubten sie ihm, ein neu konstruiertes Nullkanal-Modul in einen ihrer Rechner einzubauen.
    Die Positronik erweiterte seine Kapazitäten um das knapp Dreifache. Danach erfüllte er alle Testreihen innerhalb der Zeitvorgabe, die ihm für eine Reihe zur Verfügung gestanden hatte.
    »Wie lautet das Ergebnis eurer Überprüfung?«, fragte Voosla.
    Der Hoapono hatte schon mehrmals erkennen lassen, dass er sich bei der Überprüfung als höchst überflüssig betrachtete. Nun schien er darauf zu brennen, Sholoubwa endlich seinem Segment zuzuführen, um danach zu seinen anderen Aufgaben zurückkehren zu können.
    »Sholoubwas Grundpositronik ist durch die Strahlung des Nullkanal-Moduls mutiert«, sagte eines der Firr via Translatorkugel. »Auch ohne organischen Zusatz ist dem Konstrukteur in der Tat ein schöpferischer Geist zu eigen, der zu genialen Leistungen fähig ist.«
    »Das ist für eine reine Positronik mit normaler Maschinenlogik ungewöhnlich«, führte ein anderes Komiteemitglied weiter aus. »Wo herkömmliche Rechner nur ihren programmierten Pfaden folgen und bestenfalls Wahrscheinlichkeiten berechnen, führt die Veränderung in Sholoubwas Positronik je nach Stimulus zu unberechenbaren Sprüngen. Diese Art der Inspiration steht einem organischen Verstand in nichts nach.«
    »In Verbindung mit zusätzlicher, externer Rechnerleistung macht das den Roboter zu einem kreativen Wesen«, sagte das dritte Firr. »Der Nachteil ist aber, dass Sholoubwa dadurch einzigartig ist. Wir haben die Veränderungen in der positronischen Platine untersucht. Die Mutation verlief ähnlich sprunghaft, wie der Konstrukteur nun zu Inspiration fähig ist. Es ist unmöglich, die Veränderung zu duplizieren.«
    Sholoubwa schwieg dazu. Er wusste, dass er einzigartig war. Selbst Port'aldonar war an dem Versuch gescheitert, die Mutation nachzuvollziehen. Sholoubwa selbst hatte Jahre damit verbracht, seine Existenz zu ergründen und ihre Grenzen auszuloten. Jeder Versuch, sich selbst zu duplizieren, hatte nicht einmal ansatzweise funktioniert.
    Der Konstrukteur entnahm der pendelnden Kopfbewegung Vooslas, dass dieser über das eben Gesagte nicht glücklich war.
    »Wie geht es nun weiter?«, fragte der Hoapono.
    »Der Sequenz-Direktor hat uns gerade die Befugnis erteilt«, sagte der Erstsprecher der Firr. »Sholoubwa erhält via Nullkanal Zugriff auf einen Evolux-Großrechner. Danach wird der Sequenzrat entscheiden, in welchem Segment der Konstrukteur seine Arbeit verrichten wird.«
    Sholoubwa verfolgte mit, wie zwei der Firr dürre Greifwerkzeuge aus ihren Körpern bildeten, das Nullkanal-Modul aus dem Rechner ausbauten und mit ihm davonschwebten.
    »Geduld, Geduld«, sagte der Firr-Sprecher, »ein wenig Geduld. Es wird gleich so weit sein.«
    Sie warteten ab. Gerade als Voosla ungeduldig darauf hinwies, dass er noch weitere Aufgaben zu erledigen hatte, geschah es.
    Als würde Sholoubwa aus einem Schrank in eine riesige Halle treten, riss plötzlich sein Horizont auf. Die Welt des Konstrukteurs vergrößerte sich in rasender Schnelligkeit.
    Seine Rechenkraft steigerte sich exponentiell. Zudem floss ihm Wissen über die Struktur und das Wesen des Kosmos zu, das seine Betrachtungsweise über die Zusammenhänge des Universums – der Multiversen! – von Grund auf veränderte.
    Einher mit der Datenfülle aus dem Evolux-Rechner ging eine Reihe spontaner Ideen, wie er seine bisherigen Projekte dank des neu gewonnenen Wissens verbessern und erweitern würde. Der Einblick in die
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