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PR 2670 – Der Weg des Konstrukteurs

PR 2670 – Der Weg des Konstrukteurs

Titel: PR 2670 – Der Weg des Konstrukteurs
Autoren: Marc A. Herren
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dass seine Technologien durch die Feinde seiner Auftraggeber gleich wieder zerstört werden? Dass er sogar selbst dafür verantwortlich ist?«
    Sholoubwa vollführte eine Geste der Langeweile, wie er sie in Port'aldonars Persönlichkeitssimulation abgespeichert hatte. »Ich bin Konstrukteur. Mein Auftrag ist es, Technologien zu konstruieren. Sobald der Gegenwert dieser Leistung durch Ressourcen oder in geldwerten Leistungen abgeglichen ist, interessiert mich die Technologie nicht mehr. Die Auftraggeber sind frei, wie sie diese einsetzen wollen.«
    »Krakaru Tomat sieht das anders!«, stieß der Oberbefehlshaber aus. »In genau ...«
    Sholoubwa unterbrach die Verbindung.
    Während des Gesprächs hatte er die Handlungsalternativen durchgerechnet. Ihm blieben noch vier Sekunden, bevor die MOWENAS STOLZ in die Kernreichweite der allheschen Waffensysteme geriet.
    Eine bewaffnete Auseinandersetzung mit den Verfolgern würde mit signifikant hoher Wahrscheinlichkeit zu einer Beschädigung seines Schiffes führen. Gelänge ihm die Flucht mittels einer Rettungskapsel, wären Jahrhunderte vonnöten, um zu seinem Basisasteroiden zurückzukehren. Durch den Nullkanal könnte er zwar die aktuellen Forschungsarbeiten fortsetzen, aber die reine Fernsteuerung seiner Fabriken und Werkstätten verlangsamte den Produktionsprozess um den Faktor 2,5.
    Wenn er sich Krakaru Tomat ergab, lieferte er sich der Willkür der Allhe aus. Ihm waren die Parameter der judikativen Bestrafungsformen der Insektenartigen nicht bekannt, aber es gab keine Anzeichen dafür, dass er nicht mit der Zerstörung oder dauerhaften Festsetzung seines Körpers rechnen musste.
    Drei Sekunden.
    Blieb nur noch eine Möglichkeit. Sie bescherte ihm im Vergleich mit den anderen beiden zusätzliche Messdaten.
    Er aktivierte die beiden HRB-Module, die er erst vor wenigen Tagen fertig gestellt und an der Außenhülle der MOWENAS STOLZ angeflanscht hatte.
    Zwei Sekunden.
    Optimalerweise hätte Sholoubwa die Module erst mehrtägigen Belastungstests unterzogen, bevor er sie unter Praxisbedingungen aktivierte. Nun fanden der Belastungs- und der Funktionstest des HRB-Netzes gleichzeitig statt.
    Sholoubwa aktivierte sämtliche verfügbaren Messinstrumente und richtete sie auf den Raum zwischen der MOWENAS STOLZ und seinen Verfolgern. Dann aktivierte er das Halbraumblasennetz.
    Eine Sekunde.
    Vor dem Geschwader der Allhe riss der Weltraum auf und überschüttete Sholoubwas Sensoren mit Messdaten. Im blauen Geäst der Energieverwerfungen bildete sich eine Halbraumblase. Innerhalb von Nanosekunden dehnte sie sich zu einem Durchmesser von drei Lichtsekunden aus.
    Das Geschwader leitete mit minimaler Verzögerung Kurskorrekturen ein, aber es war bereits zu nahe und die Halbraumblase zu groß, als dass dieses Unterfangen hätte gelingen können. Alle achtzehn Raumschiffe der Allhe verschwanden im Innern der Blase.
    Sholoubwa schaltete um auf die Halbraumüberwachung. In der Decke der Zentrale bildete sich eine leuchtend blaue Lücke. Daraus entrollten sich zwei flimmernde Netze. Auf ihnen formten sich die Messdaten der Halbraumspürer zu Bildern.
    Die achtzehn Schiffe waren im fremden Kontinuum stark abgebremst worden und torkelten mit nutzlos gewordenen Antrieben durch den Halbraum.
    Sholoubwa leitete die riesigen Datenpakete von den Messstationen via Nullkanal weiter an den Positronikverbund in seiner Asteroidenbasis. Mit der maximal verfügbaren Rechenkapazität wurden die Messdaten sofort analysiert, die Ergebnisse hochgerechnet und zurückgeschickt.
    Die Blasenhaut zeigte sich weniger stabil, als er dies vorausberechnet hatte. Die entfesselten Hyperenergien des Aufrisses perforierten sie an mehreren Stellen, fünfdimensionale Schockfronten rasten durch den Halbraum. Die beiden Allhe-Raumer mit den höchsten verbliebenen Geschwindigkeitswerten explodierten.
    Der Konstrukteur erkannte, dass sich die Blase innerhalb von höchstens fünf Sekunden auflösen würde – eine Minute früher, als er berechnet hatte.
    Er befahl dem Navigationsroboter, den Sprung in den Hyperraum einzuleiten.
    Als die MOWENAS STOLZ sprang, zog Sholoubwa das Fazit, dass der Praxistest zu 72 Prozent erfolgreich gewesen war. Das neue Projekt würde aber noch viel Arbeit verlangen.
    Als die verbliebenen Einheiten des Allhe-Geschwaders in den Normalraum zurückfielen, konnten sie nach einer Phase der Neuorientierung nur die Erkenntnis verbuchen, dass der Konstrukteur verschwunden war.

2.
    Der Besucher
    Galaxis
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