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PR 2669 – Wettstreit der Konstrukteure

PR 2669 – Wettstreit der Konstrukteure

Titel: PR 2669 – Wettstreit der Konstrukteure
Autoren: Marc A. Herren
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Veteranen entgegen. »Schau dich an und sieh, was dein Patriotismus aus dir gemacht hat! Kann es im Sinne eines Staates sein, seine Kinder zu Krüppeln werden zu lassen? Was hast du wirklich gedacht, als dir der Strahl deinen Arm, dein Bein und deine Geschlechtsteile genommen hat? Hast du da gejubelt?«
    Die Worte fanden ihr Ziel. Der Veteran erbleichte. Schwankte.
    »Ich lag wie du in den Schützengräben, versuchte wie du meine Haut zu retten. Tötete Orfenar um Orfenar, um nicht durch deren Hand umzukommen. Ich überlebte nicht, weil ich der bessere Kämpfer und Patriot war, sondern weil ich unglaublich viel Glück hatte. Meine Organe – Lunge, Niere, Skovum, Terram und Leber – waren nur noch blutiger Matsch, als mich eine Medodrohne zufälligerweise rettete. Wenn die Zellgitter, die sie zusammenhalten, plötzlich zerfallen, werde ich innerhalb kürzester Zeit an inneren Blutungen und Organversagen sterben. Was habe ich dann von meiner Heimatliebe? Was hat der Staat davon, ein Heer von Krüppeln hervorgebracht zu haben, während er den Krieg an einem Verhandlungstisch beendete?«
    Die graue Haut Silobhan Chual'tors war aschfahl geworden. Entgeistert starrte ihn der Veteran an.
    »Du weißt, dass unsere Opfer völlig sinnlos waren! Sie dienten der persönlichen Bereicherung einer dekadenten Oberschicht. Die Waffenindustrie hat Geld gescheffelt wie nie zuvor. Prospektoren erhielten komplett neue Welten zum Abbau von Bodenschätzen. Durch den Raub von orfenarischer Technik konnte sich unsere Wissenschaftselite im Lichte fremder Innovationen baden. Dort oben haben alle vom Krieg profitiert. Insbesondere diejenigen, die den Krieg angezettelt haben. Denn sie wussten, dass sie von niemandem abgewählt würden, solange da draußen Krieg herrschte. Und alles, was sie für uns Kriegsversehrte übrig hatten, waren hohle Phrasen und Zynismus. Und der Kampf um Nunngar ist das Symbol dieser Sinnlosigkeit!«
    Der Veteran hustete kehlig. Dann verzog sich sein Gesicht zu einer Grimasse. Mit rollenden Augen stürzte er sich auf Sholoubwa.
    Der Schlag mit dem kybernetischen Arm in den Magen ließ Sholoubwa zusammenklappen. Schockfronten des Schmerzes rasten durch seinen Körper.
    Sholoubwa spürte die Schläge des Veteranen, hörte die Jubelrufe aus dem Publikum. Mit einem wütenden Schrei duckte er sich unter dem Versehrten weg, packte seine Schulter, drückte den Körper nach unten und rammte ihm mit voller Kraft das Knie in den Halsansatz.
    Röchelnd sackte der Veteran auf den Bühnenboden. Sofort war Sholoubwa über ihm und schlug ihm mit kurzen, harten Faustschlägen ins Gesicht. Dunkles Blut spritzte ihm entgegen.
    Lärm brandete auf.
    Schutzleute rannten auf die Bühne, rissen ihn vom Veteranen herunter, der sich röchelnd zur Seite drehte.
    »Lasst mich los!«, schrie Sholoubwa. »Ich muss ...«
    Der Regisseur rannte auf ihn zu, die Augen aufgerissen wie ein Irrer. »Bringt ihn weg, bringt ihn weg!«, rief er.
    Sholoubwa versuchte, die Hände abzuschütteln. »Ich muss ...«, begann er erneut.
    »Sieh, was du angerichtet hast!«, schrie ihm der Regisseur ins Gesicht.
    Sholoubwa drehte sich im Griff der Schutzleute. Er sah, wie Dutzende von Mowenern versuchten, die Bühne zu stürmen. Dahinter ein einziger Tumult. Mowener stürzten, verschwanden unter der nachrückenden Masse. Schutzleute, die gegen den aufgebrachten Mob keine Chance hatten.
    »Sie werden dich lynchen!«
    Sholoubwas Lippen zitterten. Er öffnete den Mund.
    Aber seine Stimme war erstorben.

4.
    Puppen
    4238 NRG
     
    Einundfünfzig Tage später.
    Er lehnte sich just in jenem Moment gegen die Tür, als sie zur Seite glitt. Cholaquin verlor kurz das Gleichgewicht und stolperte hinein.
    Die beiden Frauen kicherten.
    »Was soll das?«, herrschte er M 10 an, der im Eingangsbereich des Appartements auf seinen Herrn wartete.
    »Ich habe meiner Programmierung gemäß eine Hintergrundüberprüfung deiner Begleiterinnen vorgenommen«, antwortete sein Servobot.
    »Wer hat denn diesen Quatsch verbrochen?« Cholaquin Port'aldonar rülpste. Der teure Schaumwein stieß ihm auf. »Oh, Moment. Das war ja ich.«
    Er grinste und breitete die Arme aus. Die beiden Frauen – eine Schauspielerin und eine ehemalige Schönheitskönigin – ließen die leichten Umhänge von den nackten Schultern gleiten. Lächelnd kamen sie auf ihn zu und ließen sich von ihm umarmen.
    »Willkommen in meinem Reich!«
    Cholaquin drehte sich mit den beiden Frauen einmal um die eigene Achse, damit
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