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PR 2668 – Neuntau

PR 2668 – Neuntau

Titel: PR 2668 – Neuntau
Autoren: Christian Montillon
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Gedanke.
    Nein, nein, an diesem Tag gab es Ablenkung!
    »Und Ablenkung«, sagte er, »ist gut.«
    Von seinem Zimmer direkt im Dachgeschoss nach unten zu gelangen war gar nicht einfach. Der bequeme Antigravschacht in der Mitte des Gebäudes war bereits seit Langem defekt.
    Um nach oben zu kommen, kletterte Neuntau für gewöhnlich an der Außenwand hoch. Das war gut, um sich selbst zu beweisen, dass sein Körper funktionierte und nur Teile ausgefallen waren. Kleine Teile. Bedeutungslose Teile! Nur dumm, dass die Kletterpartie jeweils einige Stunden in Anspruch nahm.
    »Schwach«, murmelte er vor sich hin. »Schwach, schwach, schwach!«
    Abwärts gab es aber sowieso einen bequemeren Weg. Schon vor hundert Jahren – oder war es ein wenig länger her? – hatte Nikomus Neuntau eine Stange am Rand des Antigravschachts installiert, sodass er an ihr in die Tiefe rutschen konnte. Unten sorgten einige überaus weiche Matratzen dafür, dass er sanft aufkam.
    Dorthin machte er sich nun auf den Weg. Er ging an etlichen seiner Erinnerungsstücke vorbei. Wieso er sie aufhob, wusste er eigentlich nicht. Viele Escalianer hatten es so gemacht, damals. Er hatte es sich bei ihnen abgeschaut. Es war ... menschlich. Das gefiel ihm.
    So sah er eine kleine Sholoubwa-Taschenstatue, wie sie zu Hunderttausenden verkauft worden waren; einen gerahmten Hängespiegel, den letzten – er hatte der letzten Frau gehört, die die Stadt verlassen hatte, und alle anderen in der Stadt hatte er zerstört; das Skelett einer Shirana-Katze direkt neben einem in der Hitze ausgedörrten und mumifizierten Exemplar derselben Gattung; und eine vakuumversiegelte Trinkflasche, noch immer bis zum Rand gefüllt. Und natürlich den Ball.
    Neuntau stolperte auf dem Weg zur Stange, doch als er sich umsah, war da nichts, über das er hätte stolpern können. Also hatte wieder einmal seine Körperbeherrschung versagt. Das linke Bein war einfach unter ihm weggeknickt.
    Es tat sogar ein bisschen weh. Er seufzte.
    Dies war nicht der richtige Tag, sich um solche Nichtigkeiten zu kümmern. Alles konnte nun anders werden!
    Was mochte es wohl bedeuten, dass Besuch gelandet war?
     
    *
     
    »Eine Sholoubwa-Statue«, sagte Eroin Blitzer.
    »Also ist die spinnenbeinige Robotergestalt der ...«, Saedelaere zögerte, »... der echte Sholoubwa?«
    Beide schauten das seltsame Gebilde an. Der Thron, wenn es sich tatsächlich um einen solchen handelte, war dem Körper des geheimnisvollen Konstrukteurs angepasst. Jedes Bein ruhte auf einem eigenen Sockel, der Zentralleib kauerte in einer speziellen Mulde. Die Statue war verwittert; über die Kopfsektion zogen sich haarfeine Risse.
    »Das können wir nicht wissen«, antwortete der Zwergandroide auf Saedelaeres Frage. »Was wir hier sehen, legt aber nahe, dass Sholoubwa auch auf diesem Planeten in dieser Gestalt aufgetreten ist. Womöglich hat ihn einer der typischen Roboter mit großer Machtbefugnis vertreten.«
    Der Terraner schüttelte den Kopf. »Man hat ihn offenbar verehrt. Oder gar angebetet?«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Was wissen wir über ihn? Wir kennen die spinnenartigen Roboter in den Verwaltungspalästen des Reiches der Harmonie. Der Konstrukteur hat Teile seiner selbst auf die Mitglieder seiner Technogarden übertragen und stand in dieser Form den Escalianern in mehr als viertausend Palästen als technischer Berater zur Verfügung. Das klingt nicht gerade nach einem ... normalen Lebewesen.«
    »Aber auch nicht nach einem Gott. Zumal es solche religiösen Wesenheiten nicht gibt.« Blitzers Stimme klang emotionslos und nüchtern wie immer. Aber was fühlte er? Unsicherheit? Verwunderung? Abscheu?
    »Glaubst du?«
    Eroin Blitzer drehte den Kopf. »Glauben? Eben nicht, Alraska. Er ist ein Konstrukteur im Auftrag der Kosmokraten. Sicher mit bemerkenswerten Fähigkeiten ausgestattet. Aber das erhebt ihn nicht auf rituelle Art über andere Individuen. Ist er ein genialer Unsterblicher? Oder eine Positronik mit einem Plasmaanteil, der ihm ein Scheinleben verleiht?«
    »Oder ein Roboter?«, ergänzte Saedelaere. Das vermutete er schon lange – ein Kosmokratenroboter, eine ähnlich erstaunliche Gestalt, wie Laire es gewesen war oder Samkar oder ...
    »Du denkst an die Modelle der Cairol-Reihe?«, riss sein Begleiter ihn aus den Gedanken.
    »Hältst du es für so unwahrscheinlich?«
    »Dass er ein Cairol-Roboter ist?«
    »Natürlich nicht! Aber dass er ihnen ähnelt.«
    Eroin Blitzer schwieg.
    »Hast du schlechte Erfahrungen mit
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