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PR 2668 – Neuntau

PR 2668 – Neuntau

Titel: PR 2668 – Neuntau
Autoren: Christian Montillon
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nein, sie wäre wohl kaum in Zwiegestalt erschienen und auf konventionellem Weg zum Turm geflogen.
    »Konzentrier dich, Nikomus!«, sagte er.
    Es konnten zufällige Weltraumpassanten sein. Raumfahrer, die das System aus routinemäßiger Neugierde erforschten. Vielleicht wäre das sogar am besten. Neuntau würde ihnen in diesem Fall irgendeine Lügengeschichte auftischen. Möglich, dass sie offen und vertrauensselig genug waren, ihm zu glauben; dass das Leben im All sie noch nicht mit allerlei Erfahrungen verdorben hatte.
    Als er sich vorstellte, wie er in ihrem Schiff Sholoukanora und den Planeten verließ, begann vor Aufregung der böse Finger zu zucken. Er hörte es knacken. Manchmal jagten seltsame Impulse über den Arm bis zur Schulter und dem Hals. Dann zog er unkontrolliert den Mundwinkel nach unten.
    Und als er ein wenig später die Fremden mit eigenen Augen sah, fühlte er sich, als schnitte jemand seinen Verstand mitten entzwei.
    Einer der beiden Neuankömmlinge war genauso wie er.
     
    *
     
    Saedelaere und Eroin Blitzer standen vor dem Turm – oder vor dem Energiefeld, das sich wie eine zweite, unsichtbare Haut um die Außenwand des Gebäudes schmiegte.
    »Offenbar die einzige aktive Energiequelle auf diesem Planeten«, kommentierte der Zwergandroide. Sein Tonfall ließ eine gewisse wissenschaftliche Neugierde erahnen. »Warum wir sie wohl aus der Ferne nicht orten konnten?«
    »Sehr seltsam«, stimmte Saedelaere zu.
    Aller Wahrscheinlichkeit nach gingen von diesem Schirm, der einem Paratron ähnelte, die hyperphysikalischen Strahlenschauer aus, die Kongaro schon von der SHEYAR aus geortet hatte. Darum hatten sie aus dem Orbit nur sehr wenige Informationen über die Stadt und den Planeten gewinnen können.
    Sie standen vor einer Tür, die ins Innere des Turms führte. Sie war verschlossen. Der Energieschirm verhinderte, dass sie auch nur versuchen konnten, sie zu öffnen. Die Tür strahlte in einem hellen Rot, sonst bestand die gesamte Außenwand aus einem matten grauen Material.
    In der Höhe, mindestens zwei- oder dreihundert Meter über dem Boden, erahnte er ebenfalls leuchtend rote Fenster. Beim Anflug waren sie Saedelaere nicht aufgefallen. Die Spitze des Turms hingegen verschwand gänzlich aus seiner Sicht. Sie lag zu weit oben, schien sich in diesiger, wabernder Luft aufzulösen.
    Probeweise versuchte Alaska erneut, Funkverbindung zur escalianischen Raumwalze aufzunehmen; diesmal gelang es nicht. Es überraschte ihn kaum, standen sie doch in unmittelbarer Nähe der Störquelle. Er musste es später wieder versuchen und eine Klarmeldung senden.
    Blitzer hielt sich mit derlei Nebensächlichkeiten – so hätte er es wohl bezeichnet – nicht auf. Er umfasste bereits mit beiden Händen eines seiner schwarzen Kästchen. Darin trug er die letzten Hilfsmittel aus der LEUCHTKRAFT stets mit sich. Sie waren für ihn das, was einem Schatz am nächsten kam.
    Saedelaere hatte nie herausgefunden, welche Art technologische Gimmicks sich in dem Kästchen befanden oder wie sie in ein derart kleines Behältnis passen konnten. Nur manchmal hatte er ihre Auswirkungen erlebt, und nicht nur einmal hatten sie ihm das Leben gerettet. Etwa über die Flucht durch ein frei projiziertes UHF-Fenster, das wie ein Transmitterfeld funktionierte.
    Der Zwergandroide nestelte an dem Kästchen, holte nichts daraus hervor, schaute aber immer wieder auf den Turm und das Energiefeld. »Alraska«, sagte er nach einigen Minuten, »wirf etwas gegen den Turm. Genau vor mir!«
    »Gegen die Tür?«
    »Sicher.« Blitzer blickte nicht auf.
    Der Terraner ging zwei Schritte zur Seite, bückte sich, nahm einen Stein und stellte sich direkt neben seinen Begleiter. Ein beiläufiger Blick in das schwarze Kästchen zeigte ihm nur die Hand des Zwergandroiden, die alles darunter verbarg.
    »Los, Alraska!«
    Er warf. Es gab ein dumpfes Klacken, als der Stein gegen den Turm stieß. Gleichzeitig blitzte das energetische Feld auf. Ein winziger Überschlagblitz entlud sich, indem er sich verästelte und bis zum Boden jagte. Dort verpuffte er.
    »Nichts«, sagte der Zwergandroide. Seine Augen blickten traurig. »Allerdings habe ich genau damit gerechnet, obwohl ich versucht habe, diese Stelle des Schirms zu manipulieren. Ich glaube nicht, dass ich dieses Feld auflösen kann.«
    »Dort kommt niemand rein!«, tönte plötzlich eine krächzende Stimme hinter ihnen.
    Alaska Saedelaere wirbelte herum.
    Eine kleine Gestalt hinkte mühsam auf sie zu.
    Es war ein
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