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PR 2668 – Neuntau

PR 2668 – Neuntau

Titel: PR 2668 – Neuntau
Autoren: Christian Montillon
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dasselbe wie ich?«, fragte Saedelaere.
    »Wir sind offensichtlich auf der richtigen Spur.« Blitzer klang zufrieden. »Nicht, dass ich einen Beweis dafür gebraucht hätte. Das Muster und meine Beobachtungen waren eindeutig.«
    »Umso schöner, es nun bestätigt zu sehen.«
    »Eine typische Denkweise für erratisch generierte Bioformen. Wieso brauche ich eine Bestätigung für eine nüchterne Tatsache, die sich aus hyperphysikalischen Werten mathematisch errechnen lässt? Oder um es vereinfacht zu sagen: Brauchst du auch eine Bestätigung dafür, dass zwei und zwei vier ergibt oder dass die Zahl der Sterne kein Ende findet? Ich werde euch nie verstehen, Alraska.«
    »Euch?«
    »Dich.«
    Erst Sekunden später begriff der Maskenträger, dass sich der Zwergandroide allgemein auf erratisch generierte Bioformen und ihre Gefühlswelt bezogen hatte.
    Der Autopilot landete die Walze am Stadtrand. Sie schleusten aus – in geschlossenen Schutzanzügen, weil die Atmosphäre auf dem Planeten zu dünn war, als dass sie ein Überleben hätte ermöglichen können. Wahrscheinlich hatte einst eine energetische Schutzschirmkuppel über der Stadt gelegen.
    Sie nutzten ihre Flugaggregate, um in geringer Höhe ins Stadtgebiet einzufliegen. Ihr Ziel bildete zunächst der geschraubte Turm im Zentrum. Sie versuchten probeweise, die SHEYAR über Funk zu erreichen; die Verbindung entstand sofort und wies keinerlei Störungen auf. Sie konnten nur hoffen, dass es so blieb.
    Schon nach wenigen Augenblicken stoppte Saedelaere seinen Flug abrupt. Auf einem freien Platz zwischen kreisförmig angeordneten Häusern voller Balkone, die auf breiten Säulen ruhten, stand eine verwitterte Statue. Sie mochte etwa drei Meter hoch sein. Die spinnenbeinige Gestalt, die auf einer Art Thron saß, war dem Maskenträger nur allzu bekannt.
    Auch Eroin Blitzer musterte das Gebilde. »Sholoubwa«, sagte er.
     
    *
     
    Nikomus Neuntau zögerte.
    »Wie kann das sein?«, sagte er zu sich selbst. Es gab sonst niemanden, an den er die Worte hätte richten können. »Das ist wirklich ein ungeheuerlicher Zufall, bei allen Sternenwinden des Universums!«
    Er verschränkte die Hände ineinander. Dass sich der böse Finger dabei wieder einmal verhakte, war ärgerlich. Aber es ließ sich eben nicht ändern, war schon seit einigen Jahrzehnten so. Damals, als der Finger abgefallen war, hatte es Nikomus entsetzt; inzwischen dachte er an diese Jahre als an die gute alte Zeit zurück.
    Vor Nervosität runzelte er mehrfach die Stirn und kaute ein wenig auf der Zunge. Wie lange war es her, dass Besuch gekommen war?
    Sholoubwa! Ja, zuletzt war es Sholoubwa gewesen – sämtliche Sternenmächte, Kosmokraten und Chaotarchen sollten ihn verfluchen! Ein Schwarzes Loch mochte ihn verschlingen und das Psionische Netz ihn erwürgen!
    Neuntau musste lächeln. Das Letzte war eine interessante Vorstellung. Verrückt und unkorrekt, aber interessant.
    Jedenfalls ließ sich nicht leugnen, dass jemand auf dem Planeten gelandet war. Ein walzenförmiges Kleinschiff. Aber es war nicht kobaltblau. Gut so. Die kosmokratischen Diener ließen sich oft allzu leicht durchschauen.
    Dumm eigentlich, dass sie auf diese Weise so manchen Vorteil leichtfertig vergaben. Aber so waren sie eben, meist viel zu sehr von sich selbst überzeugt. Überhebliche Kretins! – Aber mächtig. Ja, durchaus.
    Nikomus Neuntau wartete ab. Die Fremden kamen zu zweit, das erkannte er deutlich an den Impulsen, die die Ortergeräte auffingen. Sholoubwa war wahrscheinlich nicht dabei. Der Konstrukteur hätte sich ganz anders bemerkbar gemacht. Er wäre nicht wie ein Dieb in der Nacht oder wie ein normaler Besucher gekommen. Er hätte den ganzen Planeten auf sich aufmerksam gemacht, ob dort jemand lebte oder nicht, hätte Feuer regnen lassen und ...
    Ach, egal.
    Die beiden Eindringlinge in die Stadt näherten sich dem Turm. Neuntau sah aus dem Fenster; ein Gutteil der Sicht wurde ihm von ebenjenem Turm verbaut, obwohl er gerade ein Gebäude bezogen hatte, das mehr als fünfhundert Schritte davon entfernt lag. Der Himmel darüber und rundum war strahlend blau, vom rötlich schimmernden Horizont abgesehen.
    Was sollte er tun?
    Vielleicht war es am besten, zunächst nur zu beobachten. Andererseits durfte er diese Chance nicht verpassen, die großartige Möglichkeit. Also war es nicht so, wie er zuletzt befürchtet hatte: Es war nicht ein Tag wie der andere, bis in alle Zukunft. Oder zumindest solange er lebte; ein verwirrender
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