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PR 2664 – Hinter dem Planetenwall

PR 2664 – Hinter dem Planetenwall

Titel: PR 2664 – Hinter dem Planetenwall
Autoren: Hubert Haensel
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kein Konto in der hiesigen Zentrale.«
    Eine der beiden Frauen kam den Kontaktbalken entlang. Ihrem Gesichtsausdruck war deutlich zu entnehmen, dass sie sich mindestens für einen halben Realitätsentzug entschieden hatte. Obwohl Rhodan wusste, dass so etwas in den Treffpunkten dieses Stadtteils keine Seltenheit war, fühlte er sich merkwürdig berührt, fast schockiert. Von den Tischen klang Gelächter herüber; ein Robotunterhalter brachte eine Gruppe von Touristen, die alle das Mars-Emblem an ihren Hemden trugen, allmählich in Hochstimmung.
    Alle in diesem Treffpunkt scheinen auf etwas Bestimmtes zu warten, dachte Rhodan verschwommen, sich durchaus bewusst, dass er seine eigene Haltung auf andere übertrug. Er nippte an seinem frisch gefüllten Glas und stellte fest, dass der Wein ein anderes Aroma hatte; die aufmerksame Quelle hatte ihm den Alkoholgehalt entzogen, um dem Kunden nicht zu schaden.
    Die Frau streckte einen Arm aus und stieß Rhodan mit dem Finger gegen die Brust. »Ich beobachte dich schon einige Zeit«, gestand sie. »Wartest du auf jemanden?«
    »Nein«, erwiderte Rhodan wahrheitsgemäß. In Gedanken fügte er hinzu: jedenfalls nicht hier!
    Warum haben die Dinge aufgehört, sich zu bewegen?, fragte er sich. Seit seiner Rückkehr mit der BASIS hatte sich nichts ereignet, was bedeutsam erschien. Die Orbiter waren zu Verbündeten der Menschen geworden. Sie alterten und würden eines Tages tot sein. Dann stand der Menschheit die große Flotte der Keilschiffe zur Verfügung.
    Warum meldete ES sich nicht?
    Warum schwiegen die Kosmokraten?
    Was war mit der Prophezeiung von ES, dass er, Perry Rhodan, bald überall sein könne?
    Vor wenigen Tagen hatte Rhodan mit Jen Salik über diese Fragen gesprochen, die ihn immer stärker beschäftigten. Dabei hatte er Salik allerdings verschwiegen, dass eine bestimmte Furcht in ihm wuchs – die Furcht, von der Weiterentwicklung ausgeschlossen worden zu sein.
    Salik hatte ihn zwar zur Geduld gemahnt, dabei aber ratlos gewirkt.
    Was will ich eigentlich hier?, fragte sich Rhodan. Vergessen oder Antworten finden?
    »Du irritierst mich«, hörte er die Stimme der Frau. »Du bist weder ein Tourist noch ein Bürger dieser Stadt. Ich vermute, dass du ein Raumfahrer bist.«
    Miron kicherte. »Er denkt, dass er Perry Rhodan sei.«
    Die Augen der Frau weiteten sich. »Hast du heimlich dein Persönlichkeitsmuster ändern lassen?«
    Rhodan schluckte. »Ist das möglich?«
    »Wenn du genügend Geld hast, ist alles möglich.«
    Rhodan ging nicht weiter darauf ein. Unter der Oberfläche jeder Gesellschaft, die einen mehr oder weniger intakten Eindruck machte, gab es offenbar Dinge, die nicht in das offizielle Bild passten.
    Am Eingang des Treffpunkts entstand ein Geräusch. Zwei Männer kamen herein, und obwohl sie sich wie Menschen bewegten, die nichts anderes als ihr Vergnügen im Sinn hatten, erkannte Rhodan, dass es sich um Roboter handelte. Vermutlich war er der Einzige, der die Ankömmlinge auf Anhieb identifizieren konnte. Er seufzte.
    »Es hat den Anschein, dass ich nun gehen muss«, sagte er zu Miron und der Frau.
    Sie hielt ihn am Arm zurück und drängte sich an ihn. »Warum?«, protestierte sie. »Ich würde dich gern kennenlernen, denn ich mag melancholische Männer. Sagst du mir, wie alt du bist?«
    Warum werde ich immer wieder nach meinem Alter gefragt?, dachte Rhodan unbehaglich. Spüren andere Menschen, dass ich einer anderen Zeit entstamme und eine Art Fossil bin, das sich mit einem Zellaktivator in die Zukunft gerettet hat?
    Die Roboter schlenderten heran und lehnten sich wie zufällig an die andere Seite des Kontaktbalkens. Rhodan war versucht, sie wegzuschicken und ihrem Auftraggeber, der nur Reginald Bull sein konnte, ein paar unfreundliche Grüße zu übermitteln. Dass Bull sich Sorgen um seinen Freund machte, war verständlich, aber Rhodan war dieser Bemutterung in letzter Zeit überdrüssig geworden.
    Andererseits grenzte es fast an Schizophrenie, den eigenen Status leugnen zu wollen; eine Flucht aus der sich daraus ergebenden Einsamkeit zu Menschen, die er weder kannte noch richtig verstand, musste eine Illusion bleiben.
    Wortlos verließ er den Treffpunkt und wartete vor dem Eingang, bis die Roboter ebenfalls kamen.
    »Ich werde in einer Stunde in Imperium Alpha sein«, sagte Rhodan. »Hört also auf, mir nachzuspionieren, und bestellt dieser schnauzbärtigen Glucke, dass ich noch einen Spaziergang mache.«
    Er wandte sich ab und betrat ein Transportband,
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