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PR 2664 – Hinter dem Planetenwall

PR 2664 – Hinter dem Planetenwall

Titel: PR 2664 – Hinter dem Planetenwall
Autoren: Hubert Haensel
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erheblich von den Apparaten, mit denen du ab und zu relative Unsterblichkeit verleihst.«
    Eine Zeit lang herrschte Stille. Unbehaglich blickte Carfesch zu Begleiter hinüber, der wie erstarrt dastand.
    »Sogar für eine Superintelligenz ist es nahezu unmöglich, die passenden Intelligenzen für die beiden Aktivatoren zu finden«, behauptete ES nach einer Weile. Carfesch konnte die unterschwellige Kritik an der Handlungsweise der Kosmokraten kaum überhören.
    »Trotzdem ist es unerlässlich, sie aufzuspüren«, beharrte der Gesandte.
    Ein Wesen, das ein nahezu identisches Ebenbild von Begleiter war, betrat durch eine bislang unsichtbare Seitentür die Kuppelhalle. Auf einem irisierenden Energiefeld trug es zwei oval geformte Gegenstände herein. Auch ohne sie je gesehen zu haben, erkannte Carfesch, dass es sich um die Aktivatoren handelte.
    »Es ist müßig, mit dir darüber zu diskutieren, ob ich Erfolg haben werde oder nicht«, sagte ES etwas versöhnlicher. »Ich weiß, dass du als Bote keine Verantwortung für das trägst, was du mir übermittelst.«
    Begleiters Doppelgänger machte vor Carfesch halt. Die Augen im glatten Gesicht wirkten seelenlos.
    Einer Eingebung folgend, legte Carfesch den Memoring zwischen beide Aktivatoren. Dabei berührte er mit seinen Krallenenden die eiförmigen Apparate. Er spürte eine belebende Kraft, die durch seine Arme in den Körper strömte. Für einen Augenblick gab er sich diesem wunderbaren Gefühl hin und erfasste, was es hieß, ein Unsterblicher zu sein.
    Schon zog der Androide das Kraftfeld mit den Aktivatoren und dem Memoring zurück, drehte sich um und ging.
    »Ich hoffe, dass ich richtig gehandelt habe«, murmelte Carfesch benommen.
    »Das hast du«, bestätigte ES.
    Der Blick in den ineinanderfließenden, pulsierenden Ball schmerzte Carfeschs Augen. Er senkte den Kopf. »Ich werde Ambur nicht wieder verlassen können.« Ein Hauch von Wehmut schwang in seiner Stimme mit.
    »Deine Reise ist hier zu Ende«, bestätigte ES. »Ich werde dich in mir aufnehmen, wie es vereinbart ist. Sicher empfindest du das als Nachteil, aber so hast du wenigstens Gelegenheit, das Ende der Suche mitzuerleben.«
    Wie viele Ewigkeiten werden vergehen, bevor ES auch nur einen der beiden Empfänger finden kann?, fragte sich der Gesandte.
    Vielleicht waren diese Wesen nur eine Fiktion, ein absurder Traum der Kosmokraten in ihrem offenbar verzweifelten Kampf um Dinge, von denen Carfesch zum größten Teil nicht einmal etwas ahnte.
    Jemand berührte ihn am Arm. »Komm, Bote!«, sagte Begleiter. »Ich bringe dich in deine Unterkunft.«

2.
    Der Junge
     
    Von der Uferböschung aus konnte Karl sehen, dass der Junge ein paar Schritte weit in den Teich gewatet war und sein Spiegelbild auf der glatten Wasseroberfläche betrachtete. Das Angelzeug, das Perry von Karl erhalten hatte, lag achtlos im Sand.
    Karl wurde vom Anblick des Jungen seltsam berührt. Was für ein merkwürdiges Kind, dachte er und räusperte sich, um auf seine Anwesenheit aufmerksam zu machen.
    Perry blickte auf und lächelte ihm zu.
    »Ich habe es gerade in den Nachrichten gehört.« Karl hockte sich auf ein Grasbüschel. »Deutschland hat kapituliert, der Zweite Weltkrieg ist für Europa vorbei.«
    Der Junge kam aus dem Teich und setzte sich an Karls Seite. Es schien ihn nicht zu stören, dass er bis zur Hüfte durchnässt war. Karl hob zögernd die Hand, als wollte er Perry über die Haare streichen, ließ sie jedoch rasch wieder sinken.
    »Ich glaube, deine Tante wartet, dass du zum Kaffeetrinken ins Haus kommst.«
    »Begleitest du mich?«
    Karl wischte mit den schwieligen Händen über seine Knie. »Ich werde nach den Pferden sehen. Es ist möglich, dass wir heute noch ein Gewitter bekommen.«
    Der Junge folgte seinem Blick und musterte die düster zusammengeballten Wolken.
    »Wie lange bist du nun bei uns?«, fragte Karl, nur um das Schweigen zu brechen.
    »Sechs Wochen, Onkel Karl.«
    »Fühlst du dich wohl?«
    »Natürlich, es geht mir sehr gut.«
    Karl sah ihn abwägend an. »Du machst immer einen so ernsten Eindruck. Ein neunjähriger Junge sollte nicht so viel nachdenken. Du kannst jederzeit mit den Kindern von den Nachbarhöfen spielen. Sie mögen dich und warten darauf, dass du dich ihnen anschließt.«
    Perry schien überhaupt nicht zuzuhören. »Hast du mir die Bücher besorgt, über die wir gesprochen haben, Onkel Karl?«, fragte er plötzlich.
    Der große, etwas vierschrötig aussehende Mann mit den weit in die Stirn
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