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PR 2656 – Das Feynman-Kommando

PR 2656 – Das Feynman-Kommando

Titel: PR 2656 – Das Feynman-Kommando
Autoren: Wim Vandemaan
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Sternwürdigen.«
    »Emissär Toufec«, erriet Bull.
    Delorian nickte.
    Bull fragte: »Und andere, die bereits auf Terra operieren oder die sich noch an Bord der TOLBA aufhalten?«
    »Bereits auf der Erde«, gab Delorian, ohne zu zögern, Auskunft.
    »Was tun sie dort?«
    »Sie führen das Feynman-Kommando aus«, sagte Delorian.
    »Erklär mir das!«
    Delorian lehnte sich ein wenig zurück. »Erklär du mir erst, wo du stehst: Wirst du dich offen auf unsere Seite stellen oder im Kastell den Gang der Ereignisse abwarten?« Er schaute Bull mit seinen alterslos jungen Augen an. »Fühl dich nicht gedrängt. Entscheide frei. Mir wäre beides recht.«
    Bull schüttelte langsam den Kopf. »Delorian. Solange ich nicht weiß, was du mit all deinen Geheimoperationen bezweckst, den Feynmanscharen und Sternwütigen ...«
    »Sternwürdigen«
    »... solange du deine Mysterien hegst, kann ich doch zu alledem nicht einfach Ja und Amen sagen. Wenn du mir nicht mehr anzubieten hast als Andeutungen und Geraune – dafür bin ich nicht zu haben. Ich ziehe Klartext vor.«
    »Bitte entschuldigt die Störung«, erklang plötzlich eine Stimme, die menschlich, aber einen Hauch zu ebenmäßig klang: OTHERWISE.
    »Ja?«, fragte Bull.
    »Kirte Otorongo lässt dir ausrichten, dass Nachtaugs Beisohn eine dringende Mitteilung hat.«
    »Eine Mitteilung?« Er nickte Delorian zu, als wollte er sagen: Siehst du – ich wenigstens spreche ganz offen. Ich habe nichts zu verbergen.
    OTHERWISE antwortete: »Es sei ein Gespür, sagte Otorongo.«
    Bull stand auf und lud Delorian mit einer Handbewegung ein, ihm zu folgen. »Gehen wir und hören uns an, was das utrofarische Gespür uns zu sagen hat.«
    »Geh du«, sagte Delorian. »Ich warte hier auf dich. Ich bin ein wenig müde.« Er schloss die Augen und schwieg.
     
    *
     
    Der Utrofare Nachtaugs Beisohn lag in der eigens für ihn eingerichteten Halle des Kastells, immer noch umsorgt von medizinischem Gerät und Medorobotern. Wie jedes Mal hatte Bull das Gefühl, einem Riesen der Vorzeit zu begegnen, einem Geschöpf, das Lebewesen wie die Menschen zu einem Miniaturmodell degradierte.
    Beisohn maß 35 Meter – und schien doch nur ein Torso zu sein, das Bruchstück eines noch gewaltigeren Lebewesens. Nicht einmal Otorongo hatte bislang die Frage beantworten können, ob Beisohn jemals etwas wie einen organischen Unterleib besessen hatte, der gegen den Tresor ausgetauscht worden war, dieses kybernetische Gehäuse, das im Moment des Absturzes zur Erde den Utrofaren hätte töten sollen.
    Immerhin verfügte Beisohn offenbar über sämtliche lebenswichtigen Organe. Zumindest hatte er sich in der Pflegestation immer weiter erholt.
    Wenigstens körperlich. Sein Geisteszustand dagegen gab Rätsel auf: War Beisohn verwirrt, oder war sein Denken einfach zu fremdartig, um von Menschen begriffen zu werden? Und warum neigte der Gigant, für den doch alle Terraner, Cheborparner und anderen Humanoiden der Milchstraße zwergenhaft anmuten mussten, ausgerechnet den beiden Jugendlichen zu, DayScha und Geronimo Abb?
    Die Trümmer des Tresors waren längst operativ entfernt worden. Der Unterleib des Riesen steckte in einer Kapsel terranischer Fertigung, der man das Improvisierte deutlich ansah.
    Die vier gewaltigen Arme hielt er über seiner Brust gekreuzt, ein Geflecht von 25 Meter langen Gliedern. Die Augen in diesem haushohen Gesicht, das für einen einzelnen Blick zu groß war, lagen wie immer geschlossen. Es irrlichterte violett hinter den Lidern.
    DayScha, die grazile Cheborparnerin, saß auf einem meergrünen Sitzball neben Beisohns Schläfe. Sie pendelte voll innerer Unruhe nach links, nach rechts, hin und her.
    Wie eine schöne, junge Teufelin auf Urlaub, durchfuhr es Bull.
    Er war aufgewachsen in jener zwielichtigen Zeit, in der zwar die ersten Nationen ihre Raketen in den Weltraum geschossen und Männer wie Gagarin oder Al Shepard über die Kameras in Millionen Wohnzimmer gewinkt hatten. Aber den meisten Menschen waren damals die archaischen Schreckgespenster noch gegenwärtig, und sei es auch nur durch Halloween: Höllenfratzen und Dämonen. Und wie DayScha dasaß mit ihren aparten Hörnern und den faunengleichen Händen, ähnelte sie tatsächlich dem damaligen Ideal einer Teufelin.
    DayScha lächelte auf ominöse, für Bull nicht ganz entzifferbare Art. »Geronimo schläft«, verkündete sie, als habe er sie nach dem Verbleib des jungen Terraners gefragt, als dessen Au-pair-Mädchen sie nach Terra gekommen
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