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PR 2646 – Die Tage des Schattens

Titel: PR 2646 – Die Tage des Schattens
Autoren: Leo Lukas
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Löwenmäulern ähnelten.
    Die vier verbliebenen TARAS reagierten mit den hochgezüchteten Reflexen ihrer biopositronischen Steuerungen. In HÜ-Schirme gehüllt flogen sie auf Antigravfeldern und per Gravopuls-Antrieb den seltsamen Chimären entgegen.
    Und wurden von unsichtbarer Hand zur Seite gefegt wie die Kegel eines Kegelspiels von einer Abrissbirne.
    Unruhe entstand in den Schlangenlinien der jungen Terraner. Viele flohen panisch, die meisten in die Weiten des Dolan-Parks, manche aber auch aufs Transit-Parkett.
    Dieses war zweifellos das Ziel der Kamellöwen. Sobald sie darauf standen, verwandelten sie sich, verankerten sich geradezu. Ihre Konstruktion ähnelte nun vierbeinigen Bohrtürmen. Der Kamelhals wurde zur Bohrsäule, der Kopf zum Bohrer.
    Ohrenbetäubend kreischende Geräusche ertönten, als die Chimärentürme das Transit-Parkett förmlich aufbohrten. Dazu mischten sich das Knattern und Fauchen von Strahlschüssen.
    Die TARAS feuerten aus Impulswaffen und Desintegratoren. Wie es schien, wehrten sich die Bohrkamele nicht mit Waffengewalt. Sie setzten auch keine Traktorstrahlen mehr ein, um die kegelförmigen Roboter wegzuschieben.
    Ein ums andere Mal getroffen, zerfielen die Bohrtürme und sanken in sich zusammen. Aber nicht auf Dauer – jedes Mal, wenn einer vernichtet schien, rekonstruierte er sich binnen kürzester Zeit wie von Geisterhand neu, bloß in etwas kleinerem Maßstab.
    Es war ein ungleicher Kampf, da nur die TARAS schossen. Dennoch zogen sie den Kürzeren.
    Gnauplon und Transit-Parkett wurden zerlegt, zerschmettert, förmlich in Stücke gerissen.
     
    *
     
    Phaemonoe Eghoo hatte so schnell reagiert, wie sie es ihrem Ruf schuldig war. Ihr Kollege Oskar rang noch nach Luft und Worten, da hatte sie bereits eine Live-Übertragungsleitung zwischen ihrem Dokutaph, SIN-TC und den öffentlichen Netzwerkknoten etabliert.
    In Bruchteilen von Sekunden klinkten sich Dutzende weitere Rundfunkanstalten in die Sendung ein. Auch solche, die eigene Leute vor Ort hatten – aber Phaemonoe lieferte ganz einfach als Erste. Daher konnte es sich momentan niemand erlauben, auf ihr Material zu verzichten.
    Und was für ein Material das war!
    Die aussichtslose Schlacht der TARA-Ungetüme gegen die noch größeren, noch Furcht einflößenderen Kolosse der Bohrkamele hatte etwas Archaisches. Urgewalten wurden freigesetzt. Doch ihre ganze Feuerkraft half den Kampfrobotern letztlich nichts.
    Zunehmend litten sie unter Funktionsstörungen. Als hätte sie eine kybernetische Krankheit befallen, sackten sie ein ums andere Mal durch oder schossen weit am Ziel vorbei.
    Es ging erstaunlich schnell zu Ende. Eine der Maschinen zerschellte am Boden. Eine explodierte im Flug. Die beiden übrigen schmierten ab und blieben liegen als rauchende Wracks.
    Phaemonoe ertappte sich dabei, dass sie nicht zu den terranischen TARAS, sondern zu den fremdartigen Cyber-Kamelen hielt. Damit war sie wohl nicht die Einzige. Im gesamten Solsystem wurden die Bilder von der Zerstörung des Pagodenzeltes und des Transit-Parketts empfangen.
     
    *
     
    Die Attacke endete ebenso schlagartig, wie sie begonnen hatte.
    Als hätte man eine Stummtaste gedrückt, erstarb der Lärm. Eine unwirkliche Ruhe legte sich über den Platz.
    Phaemonoe blendete die Zeitleiste ihres Dokutaphs ein. Der Spuk hatte exakt 42 Sekunden gedauert.
    Wo das Gnauplon mit dem Transit-Parkett gestanden hatte, breitete sich ein Trümmerfeld aus, verwaist. Sämtliche Auguren und deren Anhänger waren geflohen; desgleichen jene Festbesucher, die sich zufällig noch in der Nähe aufgehalten hatten.
    Nur ein Häuflein Reporter mit diversen Aufnahmegeräten bewegte sich auf die schwelenden Trümmer zu. Phaemonoe Eghoo ging an der Spitze.
    Mit einer gewissen Genugtuung stellte sie fest, dass die Kollegen einen Respektabstand von mehreren Metern hielten. Vielleicht war das ihrem Ruf geschuldet, vielleicht ihrer aktuellen Position als Regierungssprecherin.
    Vielleicht sind sie aber auch einfach nur feige, dachte sie. Oder vernünftiger ...
    Sich vorzudrängen hätte ihnen sowieso nichts gebracht. Zurzeit übernahmen ausnahmslos alle bedeutenden Sender und Nachrichtenagenturen Phaemonoes Live-Material. Sie hatte buchstäblich wieder einmal die Nase vorn.
    Langsam schwenkte sie ihre Optik über das verwüstete Gelände. Die traurigen Reste der Bestandteile des Zelts waren kaum noch als solche zu erkennen.
    Einzig die Wracks der TARAS ließen sich auf Anhieb identifizieren. Die Löwenkamele
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