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PR 2645 – Die Stadt ohne Geheimnisse

Titel: PR 2645 – Die Stadt ohne Geheimnisse
Autoren: Wim Vandemaan
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Fisch, der in einer schwerelosen, wassergefüllten Energieblase schwamm; er war ein patehutisher Zweiling, den Denkkopf in der Bewusstseinsbrust seines Lebenszwillings vergraben.
    Und er bebte vor Glück in dieser überschäumenden Geistesgegenwart so vieler. »Ist es das, was Superintelligenzen sehen?«
    »Ich bin ALLDAR«, sagte sein Gegenüber freundlich.
    Aus irgendeinem Grund verharrte Carubeqs Aufmerksamkeit ein wenig länger auf einer humanoiden Gestalt. Humanoide waren keine Rarität in den Sternenterritorien der Sieben Galaxien – und andere Sternenterritorien kannte Carubeq nicht. Letzten Endes zählte er selbst zu den Humanoiden.
    Dieser aber irritierte ihn. Seine Haut war weiß und glänzend, und sie spielte zugleich in allen möglichen Farben. Sie war nicht groß, sie wirkte nicht starr. Aber sie war erfüllt von Selbstsicherheit und junger Kraft, ihre Zuversicht strahlte wie eine Aura.
    »Merkwürdiger Gast für eine Beerdigung«, sagte Carubeq.
    »Dieses Wesen gehört einer Art an, die mir neu ist«, sagte ALLDAR. »Sie ist eben erst in die Mitte der sternenfahrenden Kulturen getreten. Sie lernt rasch. Ihr Einfühlungsvermögen ist grenzenlos. So wie ihre Neugier. Sie wird zweifellos eine bedeutende Rolle spielen – in fernen Tagen.«
    »Ja«, sagte Carubeq. »Wie nennt sich dieses Volk?«
    »Sayporaner«, sagte ALLDAR.
     
    *
     
    »Was soll aus uns werden?«, hatte Beqain Carubeqs letzte Frage gelautet.
    Die allgegenwärtige Stimme hatte geantwortet: »Erwachsene.«
    Dann hatte sich Carubeq zurückbegeben in die Nanoschaumkapsel des Septadim-Treibers und ALLDAR verlassen.
    Selbst dort, in dieser beinahe schon jenseitigen Dimension, erreichte ihn das Licht, wie er noch keines gesehen hatte, als Tombar zündete und die Schockfronten durch die Ewigkeit jagte.
    Dass und wie die Fagesy den Leichnam ALLDARS bargen und zu Grabe trugen, interessierte Beqain Carubeq nicht mehr.

Neuroversum
     
    »Ich bin so müde«, sagte Routh. »Und hungrig? Kann das sein?«
    »Ja«, sagte Cranstoun. »Warum nicht. Lassen wir die Vergangenheit ruhen. Es gibt noch einiges, was du wissen müsstest. Dinge, näher an der Gegenwart.«
    »Gut«, willigte Routh ein.
    Routh, Geist in Geist mit Cranstoun, stieg auf. Mehr und mehr hatte er das Gefühl, er könnte in der Informationsflut dieser Mnemosphäre geradezu ertrinken. Vieles wirkte rätselhaft in seiner schieren Unmenschlichkeit, besonders die enormen, grenzenlosen Gedankenwelten der Gehirne, die sich als utrofarisch empfanden und die für Routh den Beigeschmack des Artefakten, Technischen hatten. Sie wollten lenken, steuern, orientieren – aber wen oder was?
    Ich muss lernen. Ich muss mich belehren lassen , dachte Routh.
    Er hielt Ausschau nach Lehrern. Cranstoun half ihm. Sie wurden fündig und sahen sich unter anderen Schülern vor einem Fato'Fa sitzen, der sagte: »Wir müssen begreifen, dass wir hier nichts begreifen können. Wir benötigen eine transzendente, aphysische Psychoschematologie, die ...«
    Er hörte dem Fato'Fa eine Weile zu. Der Vortrag wurde immer fachwissenschaftlicher, esoterischer. Schließlich gab Routh es auf.
    Immerhin bemerkte er, dass es gewisse Vorstellungen gab, die sich häuften, unangenehme, bedrohliche Konzepte: das Scheitern von etwas, der Untergang, die Havarie.
    Von wessen Scheitern aber war die Rede?
    Wieder wurde er auf einen Fato'Fa aufmerksam, ein altes, gebrechliches Wesen, das einen mechanobiologischen Kommunikationsassistenten bediente. Die Stimme dieses Assistenten klang metallisch schnatternd, zu schnell, zu unakzentuiert, aber Routh gelang es, sich einzuhören.
    Der Fato'Fa sagte: »Da die meisten havarierten Universen keine Spuren im Multiversum hinterlassen oder doch nur sehr schwer lesbare Spuren, können wir über die Anzahl dieser havarierten Kosmen nur Vermutungen anstellen. Meiner Vermutung nach sind die gescheiterten Universen bei Weitem in der Überzahl. Dass ein Universum gelingt, wäre ein so unwahrscheinlicher Fall, dass datenunterversorgte Kulturen diesen Glücksfall dem Eingriff einer extraterritorialen beziehungsweise extrachronalen Kraft zuschreiben, die ...«
    Routh drängte nach vorne, ins Gegenwärtigere. Etwas machte ihn glauben, dass er auf der richtigen Spur sei. Er hörte den Fato'Fa sagen: »Das in ein bestehendes Universum implantierte neue Universum ist extrem labil. Das dominante Universum strebt danach, sein Set an Naturgesetzen, eigenuniversalen Konstanten, Grundgrößen, kosmogenerativen Tendenzen
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