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PR 2642 – Der Maskenschöpfer

PR 2642 – Der Maskenschöpfer

Titel: PR 2642 – Der Maskenschöpfer
Autoren: Michael Marcus Thurner
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dessen armseliger Geist niemals weiter als bis hin zum Ende seiner Arbeitsschicht dachte.
    Möchte sie, dass ich etwas bewirke? Hat sie mich in dem Mann abgesetzt, damit ich ihn fördere und dafür sorge, dass er selbst einmal von der Superintelligenz aufgenommen wird?
    Fartokal Ladore machte eine Bestandsaufnahme. Er ergründete, wie weit er den Verstand seines Gastgebers formen und fördern konnte. Wenn er sich nur auf die technischen Begabungen Morrcetas konzentrierte – würde er dann etwas Besonderes aus ihm machen?
    Nein. Da war zu wenig. Der Mann verfügte weder über Einfallsreichtum noch Selbstbewusstsein. Auch wenn ihm Fartokal all das verriet, was er im Geistespool der Superintelligenz gelernt hatte, würde er gewisse Hürden niemals überwinden können.
    Es sei denn ...
    Es sei denn, er würde die Identität Morrcetas beiseitefegen, sie vernichten. Um selbst seinen Platz einzunehmen.
    Gab es eine moralische Rechtfertigung für dieses Vorgehen? Hätte der frühere Fartokal Ladore etwas Derartiges unternommen?
    Er wäre entsetzt über meine Idee gewesen. Doch ich bin nicht mehr er. Ich bin etwas Neues mit neuen Ideen. Ich könnte dafür sorgen, dass TANEDRAR mein Volk zu ihren Lieblingen macht, sie fördert, unterstützt und schützt. Ich könnte machen, dass all die Ungerechtigkeiten eines feudalen Systems, unter denen ich früher gelitten habe, beseitigt werden. Ich würde die Lirbal von diesem Drecksplaneten wegbringen, sie einer besseren Zukunft entgegenführen.
    Fartokal wog Vor- und Nachteile ab. Es dauerte nicht lange, bis er eine Entscheidung getroffen hatte. Es war ihm leicht ums Herz, als er in den Verstand Morrcetas einsickerte, ihn zerstörte und selbst die Herrschaft über den Körper des Technikers übernahm.
     
    *
     
    Fartokal Ladore kannte das Wesen seines Volkes nur zu gut. Es waren zwar einige hundert Planetenjahre vergangen, seitdem er gestorben und in TANEDRAR aufgegangen war; doch es hatte sich in seiner Heimat nichts geändert. Ganz im Gegenteil: Das Feudalsystem, das lediglich zwischen Beherrschten und Herrschenden unterschied, war noch starrer geworden. Fürsten, Herzöge und Könige regierten mit harter Hand über einen Planeten, der nach wie vor an den Folgen der durch kriegerische Auseinandersetzungen verursachten Umweltkatastrophen litt.
    Morrceta schuftete im Palast des Herzogs Neutzender, dem ein Teil der Heimatreinigung unterstand. Er war ein starrköpfiger alter Mann, der bloß die eigenen Machtansprüche im Auge behielt und selbst die Angehörigen seiner eigenen Familie kurzhielt.
    Fartokal Ladore verband sein eigenes kaufmännisches Geschick mit dem technischen Wissen, das er aus Morrcetas Geist gezogen und vor der Vernichtung bewahrt hatte. Er machte sich einen Namen, indem er die Masken seiner Kollegen und Freunde verbesserte und derart ihre Lebensqualität erhöhte. Bald schon kamen Wachen zu ihm, um ihn um kleine Gefallen zu bitten, und nur wenig später wurden niedere Beamte der Heimatreinigung auf ihn aufmerksam.
    Manch einer der aufgeplusterten und hochnäsigen Bürokraten trat ihm mit Misstrauen entgegen, und es dauerte nicht lange, bis Neider auftauchten, die ihn anzuschwärzen versuchten. Sie wollten ihm das Leben schwer machen und ihn hereinlegen. Der früher so einfältig wirkende Morrceta arbeitete sich in der Achtung der Herrschenden immer weiter hoch, und das durfte nicht geschehen.
    Fartokal Ladore sah jeden Zug seiner wachsenden Gegnerschaft voraus. Ich habe mehr von TANEDRAR gelernt, als ich geglaubt hätte, dachte er zufrieden, nachdem er einen vermeintlichen »Kollegen« desavouiert hatte, bevor dieser dasselbe mit ihm hätte tun können. Nichts Lirbalsches ist mir fremd. Ich weiß, wie man lügt und betrügt. Ich kenne miese Tricks und Gemeinheiten. Ich habe gelernt, Leben zu vernichten. – Und dies von einer Superintelligenz, die sich den Wunsch nach Frieden und Harmonie auf die Fahnen geheftet hat.
    Er verließ das Zimmer des Widersachers und kehrte in seinen eigentlichen Arbeitsbereich zurück, tunlichst darauf bedacht, die Maske so fest wie möglich ans Gesicht zu pressen. Der Gummi an den Rändern war alt und spröde, und in diesen unteren Bereichen des Palastes wurde kein Wert auf den Einsatz von Luftumwälzpumpen gelegt.
    Gefahren lauerten überall. Er mochte von Mutationen eines uralten Bakterienstammes befallen werden, Udixes genannt, die sich angeblich vor einiger Zeit im Umfeld des Palastviertels festgesetzt hatten. Oder aber seine kleine
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