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PR 2638 – Zielpunkt Morpheus-System

PR 2638 – Zielpunkt Morpheus-System

Titel: PR 2638 – Zielpunkt Morpheus-System
Autoren: Marc A. Herren
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rotes Hemd Unglück bringt«, gab Felten trocken zurück.
    Als der Mathematiker das bestürzte Gesicht der Ertruserin sah, fügte er schnell hinzu: »Das war nur ein dummer Scherz. Ich denke nicht, dass uns eine Blitzwelle etwas anhaben könnte. Dazu haben wir genügend Orontes-Gestein an Bord. Obwohl es noch nicht optimal ausgerichtet ist, würden wir höchstens von ein wenig Übelkeit erfasst werden.«
    Mondra brachte die Raumlinse an den Schwingenraumer heran und stabilisierte dessen Flug mittels des schwachen Traktorstrahls der ARCHIMEDES.
    Felten erklärte währenddessen der Ertruserin, welche Experimente er durchführen wollte, falls sie an Bord des Wracks auf einen lebenden Quolnäer Keretzen stoßen sollten.
    »Ziel ist es, dass wir genau verstehen lernen, wie wir die Orontes-Magnete einsetzen müssen, um unsere Schiffe zu schützen. Bestenfalls können wir sogar lernen, einen Schwingenraumer derart zu präparieren, dass die Blitzwelle gar nicht erst ausbrechen kann.«
    Mondra ließ den Blick nicht von den Ortungsanzeigen. Nun näherten sie sich dem ersten schwierigen Moment ihres Einsatzes.
    Falls im Schwingenraumer jemand an der Ortung saß oder der Schiffsrechner entsprechend programmiert war, bestand die Gefahr, unter Feuer genommen zu werden.
    Der Abstand verringerte sich rasch.
    Ihr Blick saugte sich an den Emissionsanzeigen für den Schwingenraumer fest. Der Schutzschirm blieb desaktiviert, die charakteristischen Signaturen der Abstrahlfelder von Energiewaffen wurden nicht aufgefangen.
    »Komm schon!«, flüsterte sie. »Sei brav, wir sind gleich bei dir ...«
    Aus zwanzig Kilometern wurden zehn, dann fünf, zwei, einer. Mondra hielt den Atem an, sie bremste die ARCHIMEDES ab, sodass die Raumlinse auf den vogelähnlichen Raumer zutrieb, der sich nur noch leicht um seine Längsachse drehte.
    »Die künstliche Schwerkraft ist noch intakt«, sagte sie zu ihren Begleitern. »An verschiedenen Stellen des Schiffes entweicht die Atmosphäre.«
    Mondra versetzte die Raumlinse ebenfalls in Drehung, synchronisierte sie mit der Bewegung des Schwingenraumers. Im Display blieb das Wrack scheinbar stehen.
    »Relativität«, sagte Martin Felten ergriffen. »Nicht wir drehen uns, sondern das gesamte Universum dreht sich um uns.«
    »So kann man es auch sehen«, murmelte Sinaid Velderbilt, die ihren SERUN verschloss und am Kombistrahler eine Funktionskontrolle vornahm.
    Details des Schwingenraumers wurden sichtbar. Der Rumpf war über und über mit seltsamen Symbolen übersät, die Mondra spontan an Kriegsbemalungen von Naturvölkern erinnerten.
    Der Schwingenraumer war 250 Meter lang und etwa 50 Meter breit. Bei diesem Wrack fehlten zwei Drittel der linken Schwinge. Die rechte endete in einer nach hinten gebogenen Klaue.
    Sanft landete Mondra die ARCHIMEDES auf der Oberseite des Raumers. Die Magnethalterungen der Linse fuhren aus und verankerten das Schiff an der Hülle des Wracks.
    »Wir sind da«, sagte Mondra.
    Martin Felten atmete tief ein. »Ich bin bereit.«
     
    *
     
    Sie verließen die ARCHIMEDES und huschten über die Oberseite des Raumers auf eine Bruchstelle zu. Sinaid Velderbilt ging voraus, hinter ihr folgte Felten, am Ende ging Diamond. Die Haftsohlen ihrer SERUNS verhinderten, dass sie den Bodenkontakt verloren.
    Sie hatten die Deflektoren aktiviert. Für normaloptische Kameras und Quolnäer Keretzen ohne zusätzliche Messgeräte waren sie dadurch unsichtbar. Die Gefahr, dass jemand im Schiff auf die Streustrahlung der Deflektor-Module aufmerksam würde, war verschwindend gering. Dass sie sich untereinander weiterhin sehen konnten, dafür sorgte die Antiflex-Beschichtung ihrer Helme.
    Mondra atmete tief ein. Der Gang über die Außenhülle des Schwingenraumers forderte sie mehr als gedacht.
    Die Rotationsbewegung des Wracks erweckte den Eindruck, dass Morpheus auf- und wieder unterging. Die Sonne tauchte sie für die Dauer von etwa zwanzig Sekunden in unstetes Licht, verschwand, gab den Blick auf das Sternenmeer Chandas frei, um zwanzig Sekunden später wieder zu erscheinen.
    Wie passend, dachte Mondra. Morpheus, der Gott des Traumes aus der altgriechischen Mythologie und Sohn von Hypnos, Gott des Schlafes, dreht sich um uns, lullt uns ein. Tag und Nacht und ewig weiter.
    Über den Kurzdistanzfunk hörte sie die leise Stimme von Feltens SERUN-Positronik, die laufend mit dem Mathematiker kommunizierte und ihn nach seinen Wünschen fragte.
    Sie selbst hatte seinen SERUN in den »Kindermodus« geschaltet,
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