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PR 2638 – Zielpunkt Morpheus-System

PR 2638 – Zielpunkt Morpheus-System

Titel: PR 2638 – Zielpunkt Morpheus-System
Autoren: Marc A. Herren
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durfte keine andere Entscheidung treffen, als im Asteroidenversteck zu verharren und die unmittelbare Umgebung genau im Auge zu behalten.
    Diese Aufgabe übernahm Uruve – er hielt den Fluchtkurs stets aktuell, passte ihn der Bewegung der einzelnen Asteroiden ebenso an wie den viertausend sich bekämpfenden feindlichen Schiffen. Dabei fiel ihm etwas auf, bei allen individuellen Teilgefechten.
    »Die Streitheere als Ganzes bewegen sich in eine Gesamtrichtung«, meldete er. »Die Schlacht treibt durchs All, als würde es ein Gesamtziel geben, einen gemeinsamen, großen Kurs.«
    »Wohin führt er?«, fragte Contré.
    Uruve antwortete nicht. Die Erkenntnis schnürte ihm die Kehle zusammen. Sein Mund wurde trocken. Seine Hände krampften sich wie von selbst um den Rand seiner Eingabekonsole.
    »Wohin?«, wiederholte der Major scharf.
    »Zu uns«, sagte Uruve tonlos. »Genau ins Asteroidenfeld.«
    Tri Contré starrte ihn an, aus seinen eisgrauen Augen, die schon viele Schlachten gesehen hatten. »Wie stehen unsere Chancen für eine Flucht?«
    »Fünfzig Prozent, dass wir entkommen. Tendenz fallend. Wir dürfen keine Zeit mehr verlieren. Wenn wir das Asteroidenversteck verlassen, werden sie uns sofort entdecken. Erste Einheiten am Rand erreichen das Asteroidenfeld in wenigen Sekunden.«
    »Dann können wir nur hoffen«, sagte Contré, »dass sie mit sich selbst beschäftigt sind und uns keine Beachtung schenken. Du hast alles vorbereitet?«
    Uruve bestätigte.
    »Du übernimmst die Steuerkontrolle!«, befahl der Major. »Bring uns hier raus! Ich leite die Hauptsteuerung auf deine Konsole ... jetzt!«
    Uruve steuerte nun die TUBLIR, genau wie in der letzten Nacht. Nur dass es da nicht um ihrer aller Leben gegangen war. Er löste den 300-Meter-Schlachtraumer aus seinem Versteck und raste an den kleinen Asteroiden vorbei, hinaus ins freie All.
    Erste Energiefinger griffen nach ihnen. Zufällig, von den sich befeindenden Einheiten abgegeben oder doch schon gezielt? Zweifellos tauchten sie auf den Ortungsanzeigen von Dutzenden, vielleicht Hunderten Schwingen- und Insektenschiffen auf.
    Die TUBLIR beschleunigte, raste von der apokalyptischen Schlacht weg. Es fehlte noch so viel bis zur notwendigen Mindestgeschwindigkeit zum Eintritt in den Überlichtflug. Noch viel zu viel ...
    Ein Insektenschiff explodierte vor ihnen, fast direkt auf ihrem Kurs. Schwingenschiffe stürzten sich wie gierige Raubtiere auf die Trümmer. Uruve behielt die Nerven, zog seinen Kurs durch, blieb eiskalt. Jede Korrektur bedeutete den Verlust von wertvollen Sekunden.
    Plötzlich bildete sich vor der TUBLIR ein wimmelnder Schwarm feindlicher Schiffe, ein energetischer Hexenkessel von Schüssen und flirrenden Schutzschirmen.
    Uruve beschleunigte weiter. Ihm blieb keine Wahl.
    Egal, dachte er. Und wenn es das Ende ist. Er bedauerte nur eines – dass seine gemeinsame Zeit mit Mandary, die so unverhofft begonnen hatte, ebenso unverhofft zu enden drohte.
    Das All vor ihm explodierte in einer Kaskade aus Licht und Feuer.
     
    *
     
    Stichwort: CHISHOLM
     
    Der Name stammte ursprünglich von einem altterranischen Clan (nomen est omen – siehe Todringer!) ab, der aus der Baronie Chiesholme kam. Er siedelte in der Nähe von Loch Ness, also dem See, von dem noch heute steif und fest behauptet wird, dass ein urzeitliches Monstrum darin haust – egal, wie oft er schon durchsucht und durchleuchtet und Terra von fremden Mächten verheert worden ist. (Ein weiterer Beweis dafür, dass Touristen sich gerne illusionieren lassen, solange sie nur ordentlich dafür bezahlen dürfen.)
    Interessanterweise lautete das Motto des Clans Feros ferio, das mit »Ich bin kämpferisch mit den Kämpferischen« übersetzt werden könnte.
    Es entzieht sich meiner Kenntnis, ob die Namensgeber der CHISHOLM sich über diesen Hintergrund im Klaren gewesen sind. Jedenfalls erhält der Name in der aktuellen Krise eine unerwartet tiefe Bedeutung. Es wird sich weisen, wie kämpferisch sich der BASIS-Tender angesichts der kämpferischen Völker Chandas verhalten würde.
    Die offizielle Erklärung lautete indes, dass alle vier BASIS-Tender nach legendären terranischen Handelsrouten benannt worden waren: CHISHOLM nach dem Rindertrail im Wilden Westen Nordamerikas, HELLWEG nach der westfälischen Salzstraße, PANAMA nach dem Kanal zwischen Nord- und Südamerika und SICHOU ZHI LU nach der Seidenstraße durch Asien.
    Die BASIS-Tender wurden als sogenannte mobile Kontore hergerichtet und bestehen aus
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