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PR 2638 – Zielpunkt Morpheus-System

PR 2638 – Zielpunkt Morpheus-System

Titel: PR 2638 – Zielpunkt Morpheus-System
Autoren: Marc A. Herren
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Heerscharen von Todringern durch Orontes' Untergrund unter die CHISHOLM vorarbeiteten, um dort einen Vulkanausbruch zu provozieren, dem das Schiff im aktuellen Zustand nicht gewachsen wäre.
    Im Augenwinkel sah sie, wie sich Rynol Cog-Láar streckte. Seine Finger legten sich auf die Saiten seines Instruments.
    Nicht jetzt, Rynol!, dachte Mondra erschrocken. Wir müssen die Mutter besänftigen, nicht in den Wahnsinn treiben!
    Sie hob die rechte Hand zum Hals und fuhr sich möglichst auffällig unauffällig über die Kehle. Der Báalol hatte die Augen aber bereits geschlossen und zupfte mit spitzen Fingern an seinem Instrument.
    Zu Mondras Erstaunen entströmten dem Kitharon nicht die Disharmonien, mit denen er ihre Gehörgänge während des Abstiegs malträtiert hatte, sondern eine leise, fröhliche Melodie.
    Sie fühlte sich an Regentropfen erinnert, die an die Scheiben ihres Bungalows am Goshunsee trommelten. An umherhüpfende Kinder, die mit geöffnetem Mund und weit herausgestreckter Zunge versuchten, so viele Tropfen wie möglich einzufangen.
    So klingt das Kitharon also, wenn er es nicht primär zum Beschwören seiner Paragaben gebraucht, dachte Mondra verwundert.
    »Bitte, große Clanmutter«, versuchte sie es noch einmal, »gib uns wenigstens ein paar Tage, in denen wir unser Schiff reparieren können. Wenn wir jetzt einen Startversuch unternähmen, liefen wir Gefahr, dass nicht nur das Schiff, sondern auch dem Untergrund weit größerer Schaden zugefügt wird.«
    Die Clanmutter betrachtete Mondra aus den unergründlichen Facettenaugen ihres Kranzes. »Hak war nicht nur eine Frau des klaren Blickes, sie war auch eine Frau des Friedens«, sagte sie. »Sie hat mich stets darin bestärkt, den Stollen des Krieges unbetreten zu lassen. Denn dieser Weg birgt viele Spalten. Opfer sind meist nicht diejenigen, die den Krieg gewollt haben, sondern diejenigen, die ihm gefolgt sind. Wir werden euch so lange dulden, bis die Metallkaverne Quar verlassen kann. Awkurow wird euch erneut zur Oberfläche begleiten. Erstattet ihm stündlich über den Stand der Arbeiten Bericht. Er kehrt zu mir zurück, sobald sie abgeschlossen sind.«
    Mondra fühlte, wie sich Erleichterung in ihr ausbreitete. »Danke, ehrwürdige Clanmutter! Wir werden die Arbeiten so rasch wie möglich abschließen und euren Planeten verlassen.«
    »Freu dich nicht zu früh«, warnte Syb mit dumpfer Stimme. »Unsere Geduld ist nicht unerschöpflich. Die anderen Clanmütter mögen weniger Verständnis für eure Versprechungen haben als ich. Und nun geht!«
    »Ich habe dich verstanden.«
    Es war alles gesagt. Mondra Diamond nickte ihren Begleitern zu. Sie mussten sich umgehend an den Aufstieg machen.

4.
    Uruve
     
    Zwanzig Minuten können sehr kurz, aber auch sehr lang sein, je nachdem, was man in ihnen erledigte. Für Uruve verging die Zeit viel schneller, als er es für möglich gehalten hätte, obwohl er und Mandary genau genommen dreißig Minuten von der eigentlichen Arbeit pausierten.
    Uruve schwor sich, diese Zeit bei der nächsten Schicht doppelt und dreifach abzuarbeiten.
    Mandary nahm ihren Platz wieder ein. Sie sah zufrieden aus – genauso, wie er sich fühlte. Mit einem Mal war alles nicht mehr gar so düster. Im Gegenteil, er kam sich stark vor, und in ihm erwachte die absurde Hoffnung, dass nicht nur er, sondern alle Versprengten der BASIS gerettet werden würden.
    Schließlich kam es nicht zum ersten Mal vor, dass Menschen irgendwo in den Weiten des Alls mitten in einem Krieg und unter Feinden strandeten. Sie konnten es schaffen. Sie konnten es überleben. Sie waren ... Terraner!
    Uruve steuerte die TUBLIR wieder auf einen Suchkurs in der Hoffnung, einen geeigneten, möglichst unauffälligen, unbewohnten Planeten mit den notwendigen Überlebensbedingungen zu entdecken.
    Er fühlte sich unbehaglich, obwohl er glücklich sein sollte, und es dämmerte ihm, dass er vielleicht zu vorschnell zur Sache gegangen war.
    »Mandary?«, fragte er. »Hättest du ... ah, was ich meine, wenn ... nein, falls ... oder vielleicht doch, wenn ... wir nicht in einer so verzweifelten Lage gewesen wären und du auf etwas mehr ... uh ... Auswahl hättest zugreifen können ...«
    »Ja«, unterbrach sie ihn. »Schließlich hast du mich lange genug warten lassen. Weißt du, in diesem Punkt bin ich altmodisch.« Sie stützte sich mit beiden Ellenbogen auf ihre Arbeitsstation. »Aber nicht so altmodisch wie du. Ich hätte gern eine Aufzeichnung unseres kleinen Erlebnisses
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