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PR 2635 – Jagd auf Gadomenäa

PR 2635 – Jagd auf Gadomenäa

Titel: PR 2635 – Jagd auf Gadomenäa
Autoren: Hans Kneifel
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»Primitiv, aber verdammt wirksam. Wahrscheinlich wären wir tot.«
    Taomae antwortete nicht. Als sie mit triefenden Stiefeln aus dem Bach stiegen, schlossen sich die Löcher. Die Spitzen zogen sich zurück, die Brückenhälften klappten zusammen.
    In dreißig Schritt Entfernung klaffte das Tor, dessen Stein moosbedeckt und von Wurzeln durchwuchert war. Aus sicherer Entfernung warf die Spiegelin ihren Holzsplitter durch die Toröffnung.
    Fast geräuschlos, nur mit einem schleifenden Laut, fiel aus dem scheinbar massiven Stein ein Gitter mit ebensolchen Spitzen senkrecht herunter. Es schlug krachend in den Sandboden und versperrte den Durchgang. Dieses Mal war es Routh, der seine Gefährtin nach links zog, ins flache Wasser des Teiches. Sie umgingen den Beginn der Mauer und ließen das Tor in ihrem Rücken.
     
    *
     
    Stunden um Stunden streiften die beiden durch den Wald. Die Sonne stieg und brannte senkrecht herunter. Zwar boten die Asmorishengewächse genügend Schatten, die Hitze war trotz der Windstille erträglich, aber jede Handbreit Boden konnte eine weitere Falle verdecken.
    Der Wald schien keine größeren Lebewesen zu beherbergen; es wimmelte von Würmern, ameisenähnlichen Krabblern, farbenprächtigen Schmetterlingen und Fliegen, Mückenschwärmen und Spinnennetzen. Kleine Vögel, die ein verängstigtes Zwitschern von sich gaben, surrten zwischen den Fädenvorhängen umher.
    Blumen und Blüten suchten Routh und Taomae vergebens. Wo die Sonnenstrahlen ungehindert auftrafen, war es leicht, die Fallen zu erkennen. Die Spiegelin und der Terraner konnten ohne Mühe die Fallen umgehen. In der Nacht wären die meisten tödlich gewesen, obwohl sie ausnahmslos technisch einfache Konstruktionen darstellten. Das helle, metallische Klingen der Sonnenmelodie drang bis zum Waldboden durch und wurde leiser, je weiter die Lichtquelle in den Abend sank.
    Auch ohne die Hinweise Pucs war leicht zu erkennen, dass die Wanderer den inneren Waldrand erreicht hatten. Der Abstand zwischen den Bäumen wuchs, schließlich breitete sich vor Routh und Taomae eine große, leere Lichtung aus. Nur ein grasbewachsener Ringwall wie von einem Meteoriteneinschlag erhob sich vor ihnen aus der Ebene. Routh aktivierte Puc und erfuhr ...
    Die Steuerzentrale liegt vor euch. Sie hat die Form einer umgedrehten Pyramide, deren Spitze etwa zweihundert Meter in die Tiefe ragt. Ihr habt das Regularium erreicht, aber es dürfte gefährlich sein, bei einsetzender Dunkelheit in diese uralte Anlage einzudringen. Meine Mikrosonde konnte einen Teil des Weges erkennen. Für künstliche Beleuchtung habe ich keine Anzeichen gefunden, aber das kann sich ändern, sobald deine Freundin sich besser erinnert. Ein Nachtlager auf dem Kamm des Ringwalls bietet sich an. Allerdings hat der Wall, entsprechend der Pyramiden-Grundfläche, rechteckige Form.
    »Wir nehmen deinen Rat an«, beschloss Routh und ging entschlossen auf den Rand des Walls zu.
    Taomae folgte ihm und setzte sich neben ihn ins Gras, auf der höchsten Stelle dieses Wallabschnitts. Sie konnten in das eckige Loch im Boden hineinsehen, in eine Öffnung, die sich verjüngte, je tiefer es hinunterging. Die Steuerzentrale zeigte hohe, steinerne Brüstungen, die in Form einer eckigen Spirale die Räume gegen das senkrechte Mittagslicht abgrenzten; zur Stunde gab es dort nur düsterrotes Licht und schwarze Schatten.
    »Morgen dringen wir ein. Hat deine Erinnerung eingesetzt, Spiegelin?«
    Taomae schlug den Thermomantel zurück. Sein Gewebe schien dünner geworden zu sein. Sie legte die türkisfarbenen Hände auf die Oberschenkel und kniff die Haut zusammen. Sie hatte die gleiche Farbe angenommen – und die Schenkel hatten den doppelten Durchmesser. Die Stimme der Vae-Vaj war voller Trauer. Sie sprach fast flüsternd.
    »Ich verändere mich. Je größer die Veränderung wird, desto mehr werde ich mich an das Leben der Vae-Vaj erinnern. Nimm mich heute Nacht ein letztes Mal in den Arm.«
    Die rote Sonne überschüttete die Lichtung, die Kronen der Bäume und den Kamm des Walls mit ihrer zwielichtigen Strahlung. Routh legte den Arm um Taomaes Schultern und sah zu, wie die Dunkelheit begann und die Schwirrglüher hinter den Fädenvorhängen hervorkamen.

9.
    Das Schemenkleid
     
    Aus den Flanken von drei Teilen des Walls ragten seltsame Dinge hervor; halb vergraben, kaum zu erkennen, fremd und alt und abweisend. Ein schneller Gang auf der Dammkrone zeigte Shamsur Routh die verkohlten und irgendwie präparierten
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