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PR 2631 – Die Stunde der Blender

PR 2631 – Die Stunde der Blender

Titel: PR 2631 – Die Stunde der Blender
Autoren: Marc A. Herren/Christian Montillon
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gefährlich zur Seite. Einen Herzschlag lang glaubte Tokun, dass Terahyr das Gleichgewicht verlieren und in die Tiefe stürzen würde.
    Aber der alte Xylthe fing den Gleiter ab. Die Flugbahn stabilisierte sich gerade, als weitere Strahlenschüsse in den Gleiter schlugen.
    Wütend schleuderte Tokun seinem Erzfeind eine konzentrierte Ladung Ogokoamo entgegen.
    Der Xylthe wankte nicht einmal. Unbeirrt schoss er weiter. Einer der Schüsse traf den Antriebsblock des Gleiters.
    Terahyr verlor nun endgültig die Herrschaft über sein Gefährt. Einen schwarzen Rauchstreifen hinter sich herziehend, stürzte es in die Tiefe.
    »Jetzt wirst du meinen Zorn und meine Angst zu spüren bekommen!«, flüsterte Tokun wütend.
    Bevor er sich konzentrieren konnte, bemerkte er aber, wie sich in diesem Augenblick etwas veränderte. Die Schreie um ihn herum erstarben einen Moment lang, um danach mit noch größerem Entsetzen zurückzukehren.
    Tokun sah, wie sich Vetela umwandte und in den Himmel starrte.
    Der Dosanthi folgte seinem Blick – und zuckte erschrocken zusammen.
    Die Weltengeißel!
    Das gezackte Rund am Abendhimmel wurde beständig größer. Die unregelmäßigen Auswüchse wuchsen zu Stacheln. Das Bild erinnerte Tokun an die Aufnahme eines Viruserregers.
    Die Weltengeißel als Virus?
    So falsch der Eindruck sein mochte, so treffend war er in seinem Sinn.
    Nun war alles zu spät.
    Nach der Ruhephase holte sich die Geißel nun auch noch das Leben auf ihrem Kontinent Irgia mit seiner wichtigsten Stadt Dogeju.
    Der Hoffnungsfaden riss. Selbst wenn sie in den letzten Minuten, die ihnen blieben, die VONAMOOR erobern konnten, würden sie nicht mehr genügend Zeit haben, zu flüchten.
    Größer und größer wurde die Geißel. Unter sich sah er, wie die Kämpfer des Widerstands und der Garde die Waffen weggeworfen hatten und davonrannten. Sie flüchteten vor dem drohenden Tod.
    Tokun presste die Lippen aufeinander, reckte das Kinn angriffslustig in die Höhe. Er würde nicht flüchten. Er hatte eine einzige, eine letzte Aufgabe zu erfüllen.
    Vetela flüchtete ebenfalls nicht. Äußerlich ruhig und mit gesenktem Strahlengewehr blickte er Tokun entgegen.
    Der Dosanthi steuerte mit seinem Antigrav auf den Vorsprung zu.
    Jahrzehntelang hatten sie sich als Feinde gesehen. Nun würde sich ihr Konflikt ein für alle Mal lösen.
    Tokun setzte auf dem Vorsprung auf. Der xylthische Reparat stand nur wenige Schritte von ihm entfernt.
    »Tokun Gavang«, sagte er laut. »Anführer des Verzweifelten Widerstands. Lange habe ich auf diesen Moment gewartet.«
    »Du irrst dich«, gab Tokun ebenso laut zurück. »Ich war niemals ein Anführer des Widerstands. Du hast mich die meiste Zeit zu Unrecht verdächtigt. Ich war ein Verblendeter, wie du es bist. Viel zu lange habe ich gebraucht, um zu erkennen, welches furchtbare Spiel QIN SHI mit uns und ganz Chanda spielt.«
    »Wie auch immer.«
    Vetela blickte zum Abendhimmel empor. Der Körper der Weltengeißel wurde von den Strahlen Pyticos erhellt. Er glitzerte wie ein Kristall mit Tausenden von Facetten.
    »Nun werden wir also beide sterben.«
    Vetela stellte sein Strahlengewehr an die Wand. Langsam schritt er Tokun entgegen.
    »Mein Triumph und Trost wird sein, dass du vor mir den ewigen Weg gehst. Mit meinen bloßen Händen werde ich der Existenz von Tokun Gavang ein Ende setzen.«
    »Oh«, sagte Tokun. »Du scheinst etwas zu vergessen. Ich habe mir für dich ein kleines Abschiedsgeschenk aufbewahrt.«
    Er atmete tief ein und konzentrierte sich auf das restliche Calanda, das er wie eine heiße Plasmakugel in sich spürte.
    Aufreizend langsam kam Vetela näher.
    Tokun blickte in die tiefschwarzen Augen des Xylthen. »Mit Geburtswut treten wir ins Leben«, zitierte er die letzte Epistel der Dosanthi-Litanei, »und mit Todesangst verlassen wir es!«
    Dann schleuderte er Vetela alles entgegen, was in ihm war. Das Calanda explodierte, wurde zu Ogokoamo, zu seiner gespiegelten Angst. Zu ihm packte er alle Enttäuschungen, alle Aggression, allen Hass, der sich im Laufe seines Lebens in ihm angesammelt hatte.
    Innerhalb eines Sekundenbruchteils brannte das Calanda aus. Tokun erwartete, dass der Xylthe schreiend zusammenbrach oder reflexartig davonrannte, sich vom Vorsprung des Zackenauslegers stürzte.
    Aber er irrte sich.
    Vetela schüttelte kurz den weißen Schädel und marschierte weiter auf ihn zu.
    »Du bist es, der etwas vergessen – oder besser gesagt: übersehen hat«, sagte der Xylthe.
    Tokuns Blick
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